Ljubljana/Klagenfurt. Slowenien ist von schweren Überschwemmungen getroffen. Das Land bittet die EU und Nato um Hilfe. Auch Österreich hat zu kämpfen.

  • Slowenien ist von schweren Überschwemmungen getroffen worden
  • In Österreich ist die Lage nach extremen Niederschlägen weiter angespannt
  • Auch in Polen und Tschechien gibt es Hochwasser-Alarm

Verzweiflung, Angst und Hilflosigkeit – nach den schweren Überschwemmungen in vielen Dörfern Sloweniens wissen die Menschen nicht, wie es weitergehen soll. Wie lange reichen Wasser und Lebensmittel aus? Der Starkregen soll zwar bald nachlassen. Doch die Probleme bleiben dramatisch.

Viele Menschen sind von der Außenwelt abgeschnitten. Straßen und Häuser wurden von den Wassermassen zerstört. Massen an Geröll machen Strecken unpassierbar. Hinzu kommt die Angst vor Erdrutschen. Sechs Menschen seien bereits durch das Unwetter gestorben. Auch Österreich und Kroatien kämpfen weiter mit den Folgen schwerer Unwetter und Überschwemmungen – und ihrer Sorge vor Erdrutschen, die Häuser unter sich begraben können.

Überschwemmungen in Slowenien: "Apokalypse wahrhaft biblischen Ausmaßes"

Die Lage in Slowenien ist so dramatisch, dass EU und Nato um technische Hilfsgüter zur Beseitigung der Schäden gebeten wurden. Slowenien bittet um 30 Bagger, 30 Spezialfahrzeuge zur Regulierung von Wasserläufen und um Ingenieurteams, die diese Geräte bedienen können. Die Wunschliste ist noch länger: 20 vorgefertigte Brücken von bis zu 40 Meter Länge werden benötigt. Schwere Militärhubschrauber mit einer Tragfähigkeit von mindestens fünf Tonnen für den Transport auch. Dazu sollen noch 200 Soldaten für Schutz-, Rettungs- und Hilfsaufgaben kommen.

Inzwischen sind erste Hilfskräfte aus Deutschland nach Slowenien aufgebrochen. Wie das Technische Hilfswerk (THW) und das Bundesinnenministerium am Montag mitteilten, machte sich ein Vorausteam des THW auf dem Weg in die Katastrophenregion, um die Lage zu sondieren und den Einsatz weiterer Kräfte mit Fahrzeugen und schwerem Bergungsgerät vorzubereiten. Nach Angaben des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK), das den Einsatz der deutschen Helferinnen und Helfer koordiniert, sollte im Laufe des Montags zudem der Transport von zwei Baggern sowie zwei Behelfsbrücken des THW nach Slowenien beginnen. Lesen Sie hier: Hitzewellen, Dürre, Unwetter, Waldbrände – und ein Auslöser

In Österreich mussten wegen der Überschwemmungen zahlreiche Menschen in Sicherheit gebracht werden.
In Österreich mussten wegen der Überschwemmungen zahlreiche Menschen in Sicherheit gebracht werden. © Erwin Scheriau/APA/dpa

Ministerpräsident Robert Golob schätzt den Schaden der schwersten Naturkatastrophe in der Geschichte des Landes auf mehr als 500 Millionen Euro. Betroffen seien vor allem die Straßen- und Energieinfrastruktur sowie Hunderte Wohngebäude. Seit Freitag hatten anhaltende schwere Regenfälle Flüsse und Gewässer in den Ländern überlaufen lassen. Überschwemmungen und Erdrutsche richteten enorme Schäden an.

Unwetter in Österreich: 5000 Feuerwehrleute im Einsatz

Feuerwehr- und Rettungsteams waren in ständigem Einsatz. Dörfer wurden evakuiert, Straßen und Eisenbahngleise standen unter Wasser. An der Mur, die durch Österreich, Slowenien, Kroatien und Ungarn fließt, brach ein Damm.

Die Behörden sprachen von sechs Toten im Zusammenhang mit den Unwettern und Überschwemmungen, unter ihnen zwei Niederländer, die beim Wandern in den Bergen vom Blitz getroffen worden waren. Am Montag rechnete die slowenische Umweltagentur Arso zwar mit nur noch wenigen Niederschlägen. Aber wegen der durchnässten Böden verstärke sich mehr und mehr die Gefahr von Bergrutschen.

Die gute Nachricht: Der Wasserstand der Mur begann bereits am Sonntagabend bei Gornja Radgona an der Grenze zu Österreich zu sinken. Zwei von vier Wasserkraftwerken an der Save, die wegen der Hochwassergefahr stillgelegt worden waren, nahmen am Montag wieder ihren Betrieb auf. Auch interessant: Klimawandel – Wo unsere Erde unbewohnbar wird

Nach heftigem Starkregen kommt es in Slowenien zu überschwemmungen. Im Bild: Ein überflutetes Gebiet in der Nähe von Kamnik.
Nach heftigem Starkregen kommt es in Slowenien zu überschwemmungen. Im Bild: Ein überflutetes Gebiet in der Nähe von Kamnik. © Miro Majcen/AP/dpa

Gefahr von Hangrutschen auch in Österreich

Im Süden Österreichs bestand am Montag weiterhin die große Gefahr von Hangrutschen. In St. Veit an der Glan nördlich von Klagenfurt in Kärnten mussten am Sonntagabend zehn Bewohner ihre Häuser verlassen, weil der Hang dahinter abzurutschen drohte. Laut Behörden waren bis Sonntagnachmittag rund 80 größere Rutschungen gemeldet und begutachtet worden.

Das Nachbarbundesland Steiermark hatte 280 Rutschungen erfasst. Aber die Pegelstände der Flüsse und Bäche sanken am Montag weiter, so der Hydrographische Dienst. Auch in der Mur in Graz ging das Wasser zurück.

Extremwetter: Nahe Zagreb herrscht Ausnahmezustand

In Kroatien ist die Lage weiter angespannt. Hier verzeichneten die Behörden am Montag noch Rekordwasserstände an den Flüssen Save, Drau und Mur. Die Überschwemmungen ergossen sich auf Straßen, Felder und Siedlungen, so die Feuerwehr.

In Rugvica an der Save nahe Za­greb, in Botovo an der Drau und Mursko Sredisce und Gorican an der Mur galt der Ausnahmezustand. Durch die Errichtung von Dämmen aus Sandsäcken konnten größere Schäden an Wohngebäuden verhindert werden. Am Montag sanken die Pegelstände der Hochwasser führenden Flüsse.

An den Flüssen in Tschechien hat sich die Lage nach den tagelangen massiven Regenfällen zu Wochenbeginn deutlich entspannen können, so die Behörden. An Elbe, Moldau und Oder lagen die Wasserstände am Montagvormittag im normalen Bereich, wie aus den Daten des staatlichen Instituts für Hydrologie und Meteorologie (CHMU) hervorging. (dpa/zrb)