Berlin. Paare werden sich mit der Zeit immer ähnlicher. Mit diesem Mythos hat sich nun eine Studie auseinandergesetzt. Das Ergebnis überrascht.

  • Es gibt viele Beziehungen, in denen sich beide Partner ähnlich sehen
  • Warum ist das? Eine Studie ist dieser Frage nachgegangen
  • Das sind die zum Teil überraschenden Ergebnisse

Halter sehen ihren Hunden ähnlich, heißt es im Volksmund. Bei so manchem Paaren könnte man meinen, dass das gleiche für Liebende gilt. Schaut man sich zum Beispiel das deutsche Promipaar Annemarie und Wayne Carpendale an, die schon seit über 15 Jahren zusammen sind, dann lässt sich bei ihnen eine gewisse Ähnlichkeit erkennen. Auch die markanten Gesichtszüge von Model Gisele Bündchen scheinen denen ihres Ex-Manns, Football-Star Tom Brady, zu ähneln.

Aber was ist dran an dem Eindruck, dass Liebende sich mit der Zeit immer ähnlicher sehen? Genau dieser Frage widmet sich eine Studie der Universität von Michigan. Die Forschenden verglichen Fotos von Paaren am Anfang der Beziehung sowie 25 Jahre später. Und tatsächlich: Die scheinbare Ähnlichkeit nahm nach vielen Jahren des Zusammenlebens zu.

Beziehungen: Genetik spielt eine Rolle bei Partnerwahl

Dieses Phänomen lässt sich unter anderem mit der Theorie der emotionalen Efferenz erklären. Sie besagt, dass zwei Menschen, die über einen längeren Zeitraum miteinander leben, die Mimik des Gegenübers unbewusst nachahmen, um auch die entsprechenden Gefühle stärker zu empfinden. Doch reicht das dafür aus, dass sich das Aussehen angleicht?

Moderatorin Annemarie Carpendale und Schauspieler Wayne Carpendale sind seit vielen Jahren ein Paar – und zeigen eine gewisse Ähnlichkeit auf.
Moderatorin Annemarie Carpendale und Schauspieler Wayne Carpendale sind seit vielen Jahren ein Paar – und zeigen eine gewisse Ähnlichkeit auf. © FUNKE Foto Services | jörg Krauthöfer

Margarete Stöcker, Spezialistin für Mimikresonanz, sagt gegenüber dieser Redaktion: „Das ist nicht eindeutig erwiesen“. Sie verweist auf eine Studie der Stanford University. Forschende untersuchten die Gene von 1650 Ehepartnern, wobei ausschließlich US-Amerikaner mit europäischen Wurzeln in Frage kamen, die zwischen 1930 und 1950 geboren wurden. Die Erkenntnis aus der Erhebung: Die verheirateten Paare waren sich genetisch ähnlicher als Fremde. Daraus wiederum schlossen die Forscher, dass der Mensch sich Partner oder Partnerinnen aussucht, die ihm ähnlich sehen.

Dass unser Gehirn darauf gepolt ist, Menschen, die uns ähneln, besonders attraktiv zu finden, stellte auch die Sozialpsychologin Madeleine A. Fugère fest. Sie führte eine Studie durch, in der ausgewählten Menschen bearbeitete Bilder des anderen Geschlechts vorgelegt wurden. Die Menschen, die ihnen selbst am ähnlichsten waren, fanden die meistens tatsächlich am attraktivsten.

Auch Football-Star Tom Brady und seine Ex-Frau, Model Gisele Bündchen, haben sehr ähnliche Gesichtszüge.
Auch Football-Star Tom Brady und seine Ex-Frau, Model Gisele Bündchen, haben sehr ähnliche Gesichtszüge. © picture alliance/dpa/Invision | Evan Agostini

Fugère erklärt sich das folgendermaßen: „Die Gene, die unseren eigenen etwas ähneln, sind evolutionär gesehen für den Fortpflanzungsversuch entscheidend. Schließlich wollen wir, dass unsere Kinder die besten Gene mitbekommen. Und unsere eigenen bewerten wir naturgemäß besonders gut.“ Der sogenannte Mere-Exposure-Effect – auch Effekt der Darbietungshäufigkeit genannt – besagt außerdem, dass uns ein Mensch harmloser und damit sympathischer erscheint, je vertrauter er uns ist.

Forscher: Paare ähneln sich, weil sie einander nachahmen

Die Forschergruppe um Madeleine Fugère kam noch zu einem anderen Schluss. So sammelten sie Paar-Bilder aus verschiedenen öffentlichen Quellen, etwa Jubiläumsankündigungen aus Zeitungen, Google-Suchergebnisse und 23 öffentliche Profile der Genealogie-Website „Ancestry.com“. Die Bilder dieser Paare wurden sowohl von Menschen als auch von einer Gesichtserkennungssoftware auf Ähnlichkeiten im Gesicht überprüft.

Die Ergebnis: Die Gesichter schienen sich von Beginn an zu ähneln, wurden aber mit der Zeit nicht noch ähnlicher. Was sich jedoch anpassen kann, ist die Mimik, wie Expertin Margarete Stöcker, Spezialistin für Mimikresonanz, erklärt. „Das heißt, Menschen spiegeln die Mimik des Gesprächspartners – lächelt er oder sie, wird in der Regel zurück gelächelt“, so Stöcker.

Grund sind die sogenannten Spiegelneuronen. Diese Nervenzellen im Gehirn werden aktiviert, wenn man eine Handlung durchführt, sie beobachtet oder auch nur über sie nachdenkt. Wenn Paare über dieselben Dinge lachen, sich ärgern oder freuen, beanspruchen sie die gleichen Gesichtsmuskeln, sodass sich die Mimik über die Zeit angleichen kann. Dadurch beginnen sich Partner ähnlich zu sehen.

Aber sind Paare, die Lachfalten teilen, automatisch glücklicher? „Das wäre eine fatale Aussage und alle Paare, bei denen es nicht so ist, würden suggeriert bekommen, dass sie weniger glücklich sind“, so Expertin Margaret Stöcker. Aussehen ist also kein Indikator für Beziehungsglück. Ausschlaggebend sind dagegen ganz andere Dinge, wie eine ElitePartner-Studie von 2020 nahelegt. Demnach ist der häufigste Streitpunkt unter Paaren die Unordentlichkeit des Partners oder der Partnerin. Dicht gefolgt von der Smartphone-Nutzung, Unpünktlichkeit und Finanzen.

FAQ zur Ähnlichkeit von Paaren - Häufige Fragen

Stimmt es wirklich, dass Liebende sich mit der Zeit ähnlicher sehen?

Ja, eine Studie der Universität von Michigan hat festgestellt, dass sich Paare nach vielen Jahren des Zusammenlebens äußerlich ähnlicher sehen.

Warum ahmen Menschen die Mimik ihrer Partner nach?

Die Theorie der emotionalen Efferenz erklärt, dass zwei Menschen, die über einen längeren Zeitraum miteinander leben, die Mimik des Gegenübers unbewusst nachahmen, um die entsprechenden Gefühle stärker zu empfinden.

Wählt der Mensch Partner, die ihm ähnlich sehen?

Laut einer Studie der Stanford University suchen sich Menschen tatsächlich Partner aus, die ihnen ähnlich sehen. Dies wurde durch genetische Vergleiche bei Ehepartnern festgestellt.

Warum finden wir Menschen attraktiv, die uns ähnlich sehen?

Laut Sozialpsychologin Fugère hat es evolutionäre Gründe. Wir möchten, dass unsere Kinder die besten Gene bekommen, und unsere eigenen Gene bewerten wir besonders positiv.