Berlin. Der Ölkäfer gilt als hochgiftig. Doch ist das Insekt wirklich ein “Killertierchen“? Experten geben wichtige Tipps zum richtigen Umgang.

Wer im Südwesten Deutschlands auf einen schwarzblauen Käfer trifft, sollte Abstand halten: Es könnte sich um den hochgiftigen Ölkäfer handeln, der sich im Süden Deutschlands besonders im Frühling ausbreitet. Schon in geringen Konzentrationen sei sein Gift hochtoxisch, warnt der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).

Denn bei Gefahr scheidet der Ölkäfer ein Gift in öligen Tropfen aus seinen Poren an den Kniegelenken aus. Dieses Cantharidins-Gift ist gerade für Warmblüter wie den Menschen gefährlich. Die Menge an Gift könne reichen, einen Menschen zu töten, erklärte Lilith Stelzner, Naturschutzreferentin beim Landesverband des BUND gegenüber der dpa. Erst im April musste in einer Gemeinde in Schleswig-Holstein einen Schulhof teilweise gesperrt werden, weil sich Ölkäfer eingenistet hatten.

Erst das Gift von fünf Kreuzottern habe den gleichen Effekt wie das von einem Ölkäfer, so Stelzner. "Es ist Vorsicht geboten." Doch wenn man sich richtig verhalte, passiere nichts, zitiert die Deutsche Presse-Agentur (dpa) die Naturschutzreferentin. Hier gelte das, was schon Kinder lernen: Nur beobachten, nicht anfassen.

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Ölkäfer in Deutschland: Wo findet man sie?

In Baden-Württemberg wurden laut Umweltministerium bisher noch keine öffentlichen Räume wegen der Käfer geschlossen, berichtet die dpa. Dem Biologen Till Tolasch von der Uni Hohenheim zufolge kommen in Baden-Württemberg etwa 15 Arten des Ölkäfers vor, darunter auch der gefährliche Schwarzblaue Ölkäfer "Meloe violaceus". Viele Ölkäfer-Arten sind allerdings ausgestorben oder unmittelbar vom Aussterben bedroht.

Die meisten Funde gebe es entlang der großen Flüsse (Rhein, Neckar, Donau) oder in feuchteren Bereichen, einige der seltenen Arten finden sich auch in Trockenrasen.

Der Schwarzblaue Ölkäfer soll genug Gift in sich haben, um dem Menschen gefährlich werden zu können. Wie verbreitet ist er im Südwesten Deutschlands?
Der Schwarzblaue Ölkäfer soll genug Gift in sich haben, um dem Menschen gefährlich werden zu können. Wie verbreitet ist er im Südwesten Deutschlands? © Frank Hammerschmidt/dpa

Ölkäfer: Daran erkennt man das Insekt

Wer mit dem Insekt in Berührung gekommen ist, solle sich gründlich die Hände waschen und die betroffene Stelle danach kühlen. Bei Verschlucken eines Tieres kein Erbrechen auslösen, sondern zügig den örtlich zuständigen Giftnotruf anrufen.

Im Mai haben die Käfer Hochsaison. Zu erkennen sind sie an ihrem kleinen quer-ovalen Kopf und dem langen Hinterleib. Die schwangeren Weibchen haben unter den kurzen Deckflügeln einen deutlich geschwollenen Hinterkörper.

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NABU: Keine Panik vor "Killertierchen"

Lilith Stelzner vom BUND ist besorgt über die Berichterstattung zum Ölkäfer: "Ich würde nicht von einer 'Gefährdung' durch den Käfer sprechen, da dieser, wenn man ihn nicht isst oder mit bloßen Händen anfasst, ungefährlich ist." Vielmehr solle man die Gefährdung des Käfers durch den Lebensraumverlust thematisieren, sagt die Naturschutzreferentin.

Und auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) warnt in einer Pressemitteilung vor übertriebener Angst. Insekten und andere Tiere, die ihre Beute mit Gift jagen, sich mit Gift vor Fressfeinden schützen oder die aufgrund der steigenden Temperaturen nach Deutschland einwandern, würden sich besonders gut eignen, um einen "gewissen Gruselfaktor" zu erzeugen, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Ölkäfer: Bisher keine tödliche Vergiftung eines Menschen

"Nosferatu-Spinne, Hornisse und Ölkäfer sind aber keinesfalls angriffslustige Killer, die es auf Menschen abgesehen habe. Wenn man diese Tiere in Ruhe lässt, entstehen auch keine gefährlichen Situationen – weder für den Menschen noch für die Tiere selbst", heißt es weiter in dem Statement. Bei den Ölkäfern weist Miller daraufhin, dass es bisher keine tödliche Vergiftung eines Menschen gegeben habe: "Er ist weder neu noch breitet er sich stark aus, wie oft behauptet wird. Im Gegenteil – er ist in seinem Bestand gefährdet und steht auf der Roten Liste", so Miller. (dpa / os)

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