Berlin/Athen. Eisenbahntragödie in Griechenland: Es gibt viele Tote und Verletzte. Retter versuchen, in zerschellten Waggons Überlebende zu finden.

Bei einem schweren Zugunglück in Griechenland sind in der Nacht zu Mittwoch mindestens 36 Menschen ums Leben gekommen. Etwa 66 Verletzte wurden ins Krankenhaus gebracht. "Die Such- und Rettungsaktion dauert an", sagte ein Sprecher der Feuerwehr im Staatsfernsehen. Insgesamt waren am Mittwoch knapp 150 Feuerwehrleute im Einsatz.

"Es ist eine Tragödie", erklärte ein Feuerwehrmann im Staatsfernsehen aus dem Unglücksort nahe der Stadt Larisa. Auch Stunden nach dem Unglück würden die Rettungskräfte weiter Leichen aus den Zug bergen, sagte er. Mit Kränen und anderen schweren Geräten versuchten die Retter, die entgleisten Waggons zu heben, um nach Überlebenden und Opfern zu suchen, wie Reporter vor Ort berichteten.

Zugunglück in Griechenland: Unfallursache bisher unklar

Über die Umstände des Unglücks liegen bisher keine Einzelheiten aus offiziellen Quellen vor. Nach ersten Angaben stieß der Personenzug, der in der Hauptstadt Athen gestartet war, frontal mit einem aus der Gegenrichtung – aus der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki – kommenden Güterzug zusammen. Dabei geriet der Speisewagen in Brand. Der Personenzug, der Intercity 62, war am Dienstagabend um 19.22 Uhr mit rund 350 Reisenden nach Thessaloniki gestartet.

Erste Mutmaßungen zur Unfallursache weisen auf menschliches Versagen hin. Medienberichten zufolge funktionierte das elektronische Leitsystem auf der Strecke nicht – es soll damit schon längere Zeit Probleme gegeben haben.

Deshalb seien die jeweiligen Bahnhofsvorsteher für die korrekte Weiterleitung der Züge verantwortlich gewesen. Der Personenzug könnte demnach schon vom Bahnhof der Stadt Larisa aus auf die falsche Spur geschickt worden sein – auf der ihm dann der Güterzug entgegenkam.

Inzwischen ist der Bahnhofsvorsteher der Stadt Larisa festgenommen worden. Ein Polizeisprecher sagte am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP, der 59-Jährige befinde sich Gewahrsam. Nach Angaben eines Regierungssprechers waren die beiden Züge vor dem Unglück „mehrere Kilometer lang“ auf demselben Gleis unterwegs gewesen.

Retter suchen in Trümmern nach Überlebenden

Das griechische Fernsehen zeigte Videos von der Unglücksstelle bei Tempi in Mittelgriechenland. Feuerwehrleute und Rettungskräfte versuchten in den Trümmern, Überlebende zu finden. "Die meisten Verletzten haben Kopfverletzungen, gebrochene Becken, Arme und Beine. Es gibt leider zahlreiche Menschen, die noch in den Trümmern sind", sagte ein Mitglied eines Rettungsteams Reportern vor Ort.

Nach dem Zusammenstoß zweier Züge in Griechenland liegen Trümmer auf den Gleisen.
Nach dem Zusammenstoß zweier Züge in Griechenland liegen Trümmer auf den Gleisen. © Giannis Papanikos/AP

Ein Überlebender erzählte, im Personenzug sei nach dem Zusammenstoß Feuer ausgebrochen. "Es herrschte Chaos und ein Höllenlärm", fügte er im Staatsfernsehen hinzu. "Wir haben mit unseren Koffern die Fensterscheiben eingedrückt und sind in der Dunkelheit tastend aus unserem Waggon rausgegangen", sagte ein junger Mann.

Zahl der Toten nach Zusammenstoß könnte weiter ansteigen

Die Strecke, die Athen mit der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki verbindet, war in den vergangenen Jahren modernisiert worden. Die griechischen Bahnen (Hellenic Train) werden von der italienischen Staatsbahn Ferrovie dello Stato Italiane (FS) betrieben. Eisenbahner sagten im griechischen Sender Real FM, es gebe trotz der Modernisierung erhebliche Probleme bei der elektrischen Koordination der Verkehrskontrolle.

Die die Gewerkschaft der Eisenbahner sprach vom schlimmsten Eisenbahnunglück, das es je im Land gab. "Die Zahl der Toten könnte sehr hoch sein", sagt der Gouverneur der Region, Kostas Agorastos, im Sender Skai TV. "Die Waggons 1 und 2 existieren überhaupt nicht mehr."

Die griechische Regierung hat angesichts des schweren Zugunglücks eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Am Mittwochvormittag wurde Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis an der Unglücksstelle nördlich der Stadt Larisa erwartet.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen äußerte sich auf Twitter erschüttert über das Unglück. "Meine Gedanken sind bei den Menschen in Griechenland nach dem schrecklichen Zugunglück", schrieb von der Leyen. Ganz Europa trauere mit den Menschen in Griechenland.

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(dpa/afp/fmg)