London. Ein Royal-Experte hat Prinzessin Kate kritisiert. Er meint, sie habe zu wenig in den vergangenen Jahren umgesetzt. Hat er damit Recht?

Alle lieben Kate, 41, seit September Princess of Wales. Selbst Gatte Prinz William, 40, muss damit leben, in Sachen Beliebtheit von seiner Frau überrundet zu werden. Selbst in den Abrechnungs-Memoiren von Schwager Harry, 38, kam Kate vergleichsweise glimpflich davon.

Doch auf einmal wird Kates soziales Engagement kritisiert – und das ausgerechnet in einem Bereich, in dem sie eigentlich besonders Engagement zeigt: bei allen Anliegen, die sich um das Wohl und die Gesundheit von Kindern drehen. Jetzt behauptet aber Royal-Autor Omid Scobie, 41: „Nach zwölf Jahren fühlt sich das, was jetzt abgeliefert wird, etwas dürftig an“.

Kritik an Kate: Was steckt dahinter?

Diese Aussage muss man vor allem im Zusammenhang mit ihrem Verfasser sehen, der seine Kate-Kritik auf „Yahoo News“ darlegte: Scobie gehört – vermutlich als letzter britischer Royal-Autor – zum „Team Harry und Meghan“, und konnte sich nach der Hochzeit auf eine gewinnbringende Zukunft freuen: Journalisten und Autoren, die die auserwählten Vertrauensleute wichtiger Royals im Medienbereich waren, genossen nicht nur hohes Renommee, sondern auch jede Menge lukrative Aufträge als Kolumnisten, Autoren, Talkshow-Gäste und Interview-Partner.

Schöne Beispiele sind hier der Historiker Hugo Vickers, der die besondere Gunst der Queen und ihrer Mutter Queen Mum genoss, oder die Diana-Favoriten Andrew Morton und Richard Kay. Scobies Problem: Die lukrativen Schreibarbeiten erledigt Prinz Harry selbst – und an seiner Seite beim Bestseller „Reserve“ stand (für ein kolportiertes Honorar von rund einer Million Euro) ein Pulitzerpreis-gekrönter Autor aus USA und nicht der Harry-Vertraute Scobie.

Prinzessin Kate muss sich aktuell mit der Kritik eines Royal-Experten befassen.
Prinzessin Kate muss sich aktuell mit der Kritik eines Royal-Experten befassen. © IMAGO / i Images

Der Versuch Scobies, seine Kate-Kritik zu verbreiten, ist allerdings keine Titelgeschichte einer wichtigen britischen Tageszeitung – und, genauer betrachtet, ein Kritikchen. Er selbst bekennt nämlich, Kate selbst bei Terminen für Kinder-Projekte begleitet zu haben und attestiert ihr auch ein echtes Interesse und Engagement. Scobie: „Als engagierte dreifache Mutter hat sie offensichtlich ein Thema gefunden, das sie und ihre Interessen nicht nur anspricht, sondern dem sie ihren Stempel aufdrücken möchte“. Lesen Sie auch: Selenskyj trifft Scholz, Macron – und König Charles III.

Kritik an Kate: Ist sie angebracht?

Allerdings dauerten zählbare Erfolge zu lange – was vor allem daran liegt, dass bereits 2015 das Budget für Präventionsdienste für Kinder in Großbritannien um rund 450 Millionen Euro zusammengestrichen wurde. Und, das werde sich in naher Zukunft eher verschlimmern als verbessern, vermutet selbst Scobie – trotz allem Engagement von Kate, dem leider eine angespannte Wirtschaftslage auf der Insel gegenübersteht.

Kate Fehler oder Zögern zu unterstellen, ist fragwürdig – denn die traditionelle royale Rolle des Engagements besteht eigentlich vor allem darin, Organisationen oder Projekten zu mehr Publicity und Ansehen zu verhelfen, in dem wichtige Royals höchstpersönlich bei ihnen erscheinen und vor laufenden Kameras und versammelter Presse für die ansprechenden Anliegen zu werden und ihnen quasi eine Art Gütesiegel oder einen nicht-offiziellen royalen Ritterschlag zu verleihen.

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Andy Englert, Adels-Experte der FUNKE Mediengruppe, befasst sich seit mehr als 30 Jahren mit Königshäusern und ihrer Geschichte, derzeit als stellvertretender Chefredakteur der Zeitschriften „Frau im Spiegel“ und „Frau im Spiegel ROYAL“ sowie als Royal-Experte des Schweizer Fernsehens SRF.
Andy Englert, Adels-Experte der FUNKE Mediengruppe, befasst sich seit mehr als 30 Jahren mit Königshäusern und ihrer Geschichte, derzeit als stellvertretender Chefredakteur der Zeitschriften „Frau im Spiegel“ und „Frau im Spiegel ROYAL“ sowie als Royal-Experte des Schweizer Fernsehens SRF.

Fleißige Mitglieder des Hauses Windsor haben teilweise hunderte von Schirmherrschaften – was für die jeweils protegierten Organisationen, Hilfs- und Forschungsprojekte, Fördervereine und Initiativen oft eine zusätzliche Beachtung, ein höheres Spendenaufkommen und eine – in vielen existentiell wichtige – Bereitschaft von Mitbürgerinnen und Mitbürgern bedeutet, sich in irgendeiner Weise dafür ehrenamtlich zu engagieren.

Und Kate selbst hat eine gerade, im Januar, eine neue Kampagne auf den Weg gebracht – sie heißt „Shaping Us“ und soll die Bedeutung der frühen Kindheitsjahre für die Entwicklung eines Menschen aufzeigen. Die Prinzessin braucht wegen des Scobie-Artikels wohl keinen Krisenstab im Palast einzuberufen. Aber schön für ihn, dass er mal wieder von sich hören ließ.