Berlin. Bisher war unklar, wie viel Geld der Bund für Corona-Impfstoffe ausgegeben hat. Ein Bericht zeigt nun: Es sind über 13 Milliarden Euro.

Während der Corona-Pandemie hat Deutschland Impfstoff im Wert von rund 13,1 Milliarden bestellt. Das bestätigte das Bundesgesundheitsministerium dem NDR, WDR und der „Süddeutschen Zeitung“.

Bisher war unklar, wie hoch die Kosten für diese Bestellungen waren. Die von der EU-Kommission mit den Herstellern geschlossenen Verträge unterliegen strenger Vertraulichkeit. Den Informationen zufolge erhöhten die Hersteller Biontech/Pfizer und Moderna die Preise in der Pandemie erheblich.

Der größte Teil der Ausgaben für Vakzine wurde den Berichten zufolge während der Amtszeit (2018 bis 2021) von Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU) gemacht. Nach bisher geheim gehaltenen Unterlagen bestellte der Bund 556 Millionen Corona-Impfdosen im Gesamtwert von 10,05 Milliarden Euro.

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Corona-Impfstoffe: Auffällige Preisanstiege von Moderna und Biontech/Pfizer

Wie das Bundesgesundheitsministerium auf Nachfrage von WDR, NDR und „SZ“ mitteilte, bestellte Deutschland seit Beginn der Pandemie insgesamt 672 Millionen Corona-Impfstoff-Dosen. Das bedeutet umgerechnet acht Impfstoff-Dosen für jeden Bürger.

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Zuvor waren die Preise der Impfstoffe nur bruchstückhaft bekannt geworden. Nun liegt erstmals eine detaillierte Bestellübersicht der Bundesregierung für die einzelnen Impfstoffe vor, aus der auch die genauen Preise, Mengen und Bestelldaten hervorgehen.

Besonders auffällig seien die Preissteigerungen der Impfstoffe Biontech/Pfizer und Moderna in der Mitte der Pandemie. Im Dezember 2020 habe Deutschland knapp 39 Millionen Impfdosen bei Biontech/Pfizer zum Preis von rund 15,50 Euro pro Dosis bestellt. Moderna erhöhte bereits nach drei Monaten den Preis von 19,50 Euro auf 29,70 Euro.

Preispolitik der Hersteller: Kritik aus dem Bundestag

Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, Wolf-Dieter Ludwig, sagte, er halte diese Preise nicht grundsätzlich für anstößig, weil sie durchaus vergleichbar seien etwa mit Influenza-Impfstoffen. Störend finde er allerdings die Preissteigerungen mitten in der Pandemie. „Ich halte das eigentlich für unseriös, weil angesichts der wirtschaftlichen Umsätze hätte man bei dem alten Preis bleiben können“, sagte Ludwig. Es sei allerdings so, dass „wir die Impfstoffe brauchten“ und „die Pharmakonzerne diese Preise eben durchsetzen konnten“.

Der Bundestag kritisierte die Preissteigerung deutlicher. Der CSU-Abgeordnete Stephan Pilsinger sagte NDR,WDR und „SZ“: „Wenn das so stimmt, dann bin ich der Meinung, dass das völlig ungerechtfertigt ist. Die Bundesregierung hätte sich auf solche Deals nicht einlassen sollen.“

Helge Braun (CDU),Vorsitzender des Haushaltsausschusses des Bundestags und ehemaliger Chef des Kanzleramts räumte ein, dass ihm „weder die individuellen Dosis-Preise der verschiedenen Impfstoffe bekannt sind noch die weiteren Vertragsklauseln“.

Braun geht nach eigenen Worten davon aus, dass Deutschland noch für dieses Jahr Abnahmeverpflichtungen bei Corona-Impfstoffen im Wert von zwei Milliarden Euro habe. „Das ist absehbar viel zu viel, so dass mit der Vernichtung eines Großteils der Lieferung gerechnet werden müsste“. (fmg/dpa)