Berlin. Er ist die gefeierte Tennis-Legende und Deutschlands Held, doch hinter seiner Spitzenkarriere ein Schmerzensmann: Boris Becker.

Der junge Mann fliegt durch die Luft, verwegen fixieren seine Augen den Filzball. Er kriegt ihn. Und wenn nicht, hat er zumindest alles versucht. Boris Becker – ein Mann, ein Hecht, ein Mythos, weit über die Sportkarriere hinaus.

Wie die Windsors und die Briten sind Boris Becker und die Deutschen einen faustischen Pakt eingegangen. Er veröffentlicht sein Leben, die Interviews wiederum werden fürstlich bezahlt. Becker, Held und Schmerzensmann, garantiert mehr Aufmerksamkeit als Kanzler und Bundestrainer zusammen, bei Fans wie Gegnern. Jeder Satz ein Sieg, erst recht nach 230 Nächten im Knast. Erstklassiger Unterhaltungsstoff. Denn er hat wieder durchgehalten, hat Mitgefangene gecoacht, abgenommen, Yoga und Meditation versucht. Haft als Erdung und Entzug – die perfekte Wende nach all den Krisen.

Boris Becker im Gespräch mit Moderator Steven Gätjen.
Boris Becker im Gespräch mit Moderator Steven Gätjen. © dpa | Nadine Rupp

Boris Becker: Deutschland feiert einstigen Wimbledon-Star

Kaum ein Sportler ist so eng mit seinem Land verknüpft, als Spiegel, als Projektionsfläche, als lebendes Mahnmal. Boris Becker ist wie Deutschland, fleißig und gedankenlos, großspurig und kleinlaut, ebenso versessen aufs Gestern wie zukunftswackelig.

Bis heute wird dieser Wimbledon-Sieg vom 7. Juli 1985 aufgepumpt zum Symbol für jene gute alte Zeit, als junge Menschen Ziele hatten, weder Internet noch Pandemie nervten und Deutschland auch im Fußball wer war. Die zahllosen Dramen seither endeten wie der allererste Hecht:Bori Der Kerl stand einfach wieder auf.

Boris Becker hat seine Rolle gefunden, als Star seiner eigenen Serie. Und die Spannung bleibt. Was geschieht nach der Leimener Weihnacht mit Mutter Elvira? Der nächste Neuanfang oder wieder eine Bruchlandung? Becker hechtet weiter. Und steht wieder auf.