Berlin. Ein Zeckenstich kann zu Krankheiten wie FSME führen. Nun wurde in Schweizer Zecken ein recht neuer Erreger entdeckt: das ALS-Virus.

Ein Zeckenstich ist in der Regel lästig, er kann aber in selten Fällen auch gefährlich für Menschen werden. So kann der Stich einer Zecke in schlimmen Fällen zu Krankheiten wie FSME oder wie Lyme-Borreliose führen. In Schweizer Zecken haben Wissenschaftler nun einen weiteren, recht neuen Erreger entdeckt. Experten sehen derzeit zwar keinen Grund zur Alarmbereitschaft. Es kann allerdings noch Monate bis Jahre dauern, bis klar ist, ob der Erreger aus der Zecke auch Menschen krank machen kann.

Alongshan-Virus in Zecken: Was über das ALS-Virus bekannt ist

Forschende der Universität Zürich haben in Zecken aus der Schweiz ein Virus gefunden, das erst seit kurzer Zeit bekannt ist: Das sogenannte Alongshan-Virus (ALSV). Erstmals wurde das ALS-Virus im Jahr 2017 in China nachgewiesen, wie die Universität Zürich kürzlich mitteilte.

In China hätten einige Patienten nach einem Zeckenstich bekannte Symptome der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wie Fieber und Kopfschmerzen gezeigt. Das dazugehörige, auch in Deutschland verbreitete FSME-Virus konnte bei diesen Patienten allerdings nicht nachgewiesen werden. Stattdessen hätten Forscher das bis zu diesem Zeitpunkt unbekannte ALS-Virus entdeckt.

Für Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim in Stuttgart gibt es trotz den Funden in der Schweiz keinen Grund für eine erhöhte Alarmbereitschaft in Deutschland. „Da ist eine Kaskade von Fragen, die erst ganz klar untersucht werden müssen“, sagte die Parasitologin.

Trotz der Informationen aus China sei noch gar nicht geklärt, ob das Virus Menschen tatsächlich krank mache. Dagegen sprechen Ergebnisse einer Studie aus Finnland aus dem Jahr 2019. Dort wurden zwar ALS-Viren in Zecken, aber keine Erkrankungen bei Menschen festgestellt.

Das Alongshan-Virus wurde bei Zecken in der Schweiz entdeckt.
Das Alongshan-Virus wurde bei Zecken in der Schweiz entdeckt. © iStock | istock

Deutscher Virologe: ALS-Virus wahrscheinlich auch in deutschen Zecken

Jonas Schmidt-Chanasit von der Universität Hamburg war an der Untersuchung in Finnland beteiligt. Es sei sehr wahrscheinlich, dass auch in Deutschland Zecken das ALS-Virus in sich tragen, sagte er. Bisher gibt es hier noch keine umfangreichen Forschungsprojekte zur Verbreitung dieses Virus. Laut dem Virologen müssten diese Forschungsprojekte nun starten. Diese können mehrere Monate oder sogar Jahre dauern.

Der Forscher sieht dem gelassen entgegen. „Es deutet nichts darauf hin, dass das hier ein neues, akutes Geschehen ist“, sagt er. Diese Viren gebe es schon länger in den Zecken. Ein „Explosivausbruch“ mit schweren Krankheitsfällen oder Todesfällen sei jedoch ausgeblieben.

Das Schweizer Forschungsteam entwickelt nun einen Test, mit dem Infektionen mit ALS-Viren im Blut von Patienten nachgewiesen werden können. (dpa/mahe)