Madrid. Ein korruptes Königshaus und ein unersättlicher Juan Carlos: Die Ex-Geliebte Sayn-Wittgenstein packt aus. Wie er sie bedroht habe.

Neue Runde im Rosenkrieg zwischen Spaniens Altkönig Juan Carlos und seiner Ex-Geliebten Corinna zu Sayn-Wittgenstein. Die 58-jährige deutsche Unternehmerin enthüllt in einer Podcast-Serie neue Einzelheiten über ihre jahrelange Romanze mit Juan Carlos. „Er rief mich zehnmal am Tag an. Und er schickte mir Blumen und hunderte Briefe.“

Auch hinsichtlich der finanziellen Machenschaften des Königs, der von 1975 bis 2014 spanisches Staatsoberhaupt war, legt sie Munition nach: „Er kam von manchen Reisen mit Taschen voller Geld zurück.“ Auf ihre Frage, woher das Geld stamme, habe er damals geantwortet: „Das hat mir ein Freund gegeben.“

Royale Familie mit Rissen: Königin Letizia (l.) und ihr Mann König Felipe VI. neben Altkönig Juan Carlos und Königin Sofia bei einer Gala im Jahr 2018.
Royale Familie mit Rissen: Königin Letizia (l.) und ihr Mann König Felipe VI. neben Altkönig Juan Carlos und Königin Sofia bei einer Gala im Jahr 2018. © dpa | Jack Abuin

Ex-Geliebte verklagt Juan Carlos

Es ist vermutlich kein Zufall, dass sich Sayn-Wittgenstein ausgerechnet jetzt mit neuen Enthüllungen zu Wort meldet. Vor einem Londoner Gericht kämpft sie in momentan in einem Zivilprozess um Schadenersatz von Juan Carlos.

Die Deutsche, die in London einen ihrer Wohnsitze hat, wirft dem 84 Jahre alten König im Ruhestand vor, sie nach Ende der Liebesbeziehung belästigt, bedroht und geschäftlich geschädigt zu haben.

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Die Podcast-Serie, die von dem britischen Produktionsstudio „Project Brazen“ publiziert wurde, ist seit diesem Montag auf mehreren Media-Plattformen verfügbar. Allerdings zunächst nur im Original auf Englisch unter dem Titel „Corinna and the King“ und in einer übersetzten spanischen Version („Corinna y el Rey“).

Juan Carlos ist „unterhaltsam und hartnäckig“

Bis Weihnachten soll jede Woche eine neue Folge veröffentlicht werden. In der achtteiligen Audio-Reihe plaudert Sayn-Wittgenstein über ihre fünfjährige Liebesgeschichte mit Juan Carlos, die nach ihren Angaben 2004 begann, als sich die beiden auf einer Jagdveranstaltung in Südspanien trafen.

„Er war sehr unterhaltsam und hartnäckig“, erinnert sie sich an den ersten Flirt mit Juan Carlos. Dieser ist seit 1962 mit Königin Sofía verheiratet – aber diese Ehe mit Sofía bestehe seit Langem nur auf dem Papier, sagt Sayn-Wittgenstein.

Romanze mit Juan Carlos fühlte sich an wie Ehe

„Er ist einer der größten Verführer der royalen Welt”, erzählt sie weiter. Aus dem damaligen Flirt sei eine enge Beziehung geworden, die mehr als ein Abenteuer gewesen sei. „Ich habe mich nie so verheiratet gefühlt wie mit dem König“, sagt Sayn-Wittgenstein, die zu dem Zeitpunkt zwei gescheiterte Ehen hinter sich hatte. „In meinem Herzen war er mein Ehemann.“

Lange Zeit gelang es, dieses Liebesverhältnis, das laut Sayn-Wittgenstein 2009 endete, geheim zu halten. Erst 2012, nachdem sich der König während einer Elefantenjagd in Botswana die Hüfte brach, wurde die Romanze bekannt.

Juan Carlos pflegte einen Harem

Auch bei dieser Großwildjagd, die in Spanien große Empörung auslöste, war Sayn-Wittgenstein dabei – allerdings seien sie zu dieser Zeit nur noch Freunde gewesen.

High-Society-Lady Corinna zu Sayn-Wittgenstein auf einer Aufnahme von 2005. dpa - Bildfunk+++
High-Society-Lady Corinna zu Sayn-Wittgenstein auf einer Aufnahme von 2005. dpa - Bildfunk+++ © dpa | Kai-Uwe Knoth

Warum die Beziehung mit Juan Carlos zerbrochen ist? „Es wurde für mich immer deutlicher, dass er nicht nur ein Doppelleben, sondern ein fünffaches Leben führte“, sagt Sayn-Wittgenstein. So habe der König auch während ihrer Liebesbeziehung Affären mit anderen Frauen gehabt. Sie habe nicht Teil eines Harems sein wollen.

Aus Liebe wurde Feindschaft

Auch die zweifelhaften Finanzgeschäfte, die in den letzten Jahren durch Sayn-Wittgensteins Aussagen ans Tageslicht kamen, hätten zu diesem Leben hinter der majestätischen Fassade gehört: Juan Carlos hatte jahrelang prall gefüllte Schwarzgeldkonten im Ausland unterhalten, auf denen Millionengelder aus unklaren Quellen eingingen.

Strafrechtlichen Ermittlungen in Spanien wegen Geldwäsche, Korruption und Steuerhinterziehung wurden allerdings inzwischen eingestellt. Nachdem erst die Liebe und dann auch die Freundschaft mit Juan Carlos zerbrach, wurde aus der innigen Beziehung eine tiefe Feindschaft.

Juan Carlos soll gedroht haben: „Du könntest sterben wie Diana“

Eine Klageschrift, die Sayn-Wittgensteins Anwälte bei einem Londoner Gericht, dem High Court, einreichten, enthält schwere Beschuldigungen. Sie sei schikaniert und ausspioniert worden und habe sogar Morddrohungen erhalten, bekräftigt sie nun im Podcast.

So habe ihr Juan Carlos ausrichten lassen: „Du könntest in einem Tunnel sterben wie Prinzessin Diana.“ Diana war die erste Frau des heutigen britischen Königs Charles und kam 1997 bei einem rätselhaften Verkehrsunfall in einem Pariser Straßentunnel um.

Juan Carlos, der 2014 abdankte und die Krone an seinen Sohn Felipe übergab, soll für die schmutzige Arbeit den spanischen Geheimdienst CNI eingesetzt haben. CNI-Agenten hätten sie überwacht, ihre Computer gehackt und sie unter Druck gesetzt, sagt Sayn-Wittgenstein.

König beruft sich auf Immunität

Die Schnüffler seien sogar in ihre Wohnungen eingedrungen – vermutlich auf der Suche nach Papieren, die den König kompromittieren könnten. Ein Urteil des Londoner Gerichts dürfte auf sich warten lassen, da Juan Carlos das Gericht mit immer neuen Einsprüchen bombardiert. Unter anderem führt er an, dass er als König im Ruhestand Immunität genieße.

Königshausexperten halten es für gut möglich, dass Juan Carlos auch in diesem Falle einer Verurteilung entkommt. Eventuell mit einer außergerichtlichen Einigung und einer freiwilligen Zahlung. Es wäre nicht das erste Mal, dass er sich mit dem Scheckheft aus der Affäre zieht: In Spanien vermied er eine Anklage wegen Steuerbetrugs durch eine millionenschwere Nachzahlung.

Auch das Schweigen früherer Liebschaften soll sich Juan Carlos bereits mehrfach mit viel Geld erkauft haben. (ze)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.