Kopenhagen. Königin Margrethe von Dänemark will vier Enkelkindern die Titel wegnehmen und spaltete damit die Familie. Jetzt äußert sie Bedauern.

„Plötzlich Prinzessin“ heißt ein Hollywood-Märchen mit Anne Hathaway. Die zehnjährige Prinzessin Athena von Dänemark erlebt nun das Gegenteil: Plötzlich ist sie keine Prinzessin mehr. Ihre Großmutter, Königin Margrethe II. (82), hat entschieden: Die vier Kinder ihres jüngeren Sohnes, Prinz Joachim (53), sind, sobald sie den Countdown der kommenden Silvesternacht hinuntergezählt haben, ihre königlichen Titel los und zu schnöden Grafen beziehungsweise zur Gräfin herabgestuft.

Neben Athena betrifft das ihren Bruder, Prinz Henrik (13), und ihre Halbbrüder, Nikolai (23) und Felix (23), aus der ersten Ehe von Prinz Joachim mit Gräfin Alexandra (58). Doch Oma meinte es nur gut: Sie wolle ihren Enkelkindern auf diese Weise ein normaleres Leben ermöglichen. So könnten sie „in viel größerem Maße ihr eigenes Leben gestalten“, ohne durch die Verpflichtungen, die eine formelle Zugehörigkeit zum Königshaus mit sich bringe, eingeschränkt zu werden. Lesen Sie auch:Margrethes 50. Thronjubiläum – darum heißt sie auch „Vulkankönigin“

Dänemark: Junge Prinzessin wird in Schule gemobbt

Doch die Familie hat gar keine Lust auf so viel „normal“ – und ist fassungslos. Jetzt gaben Prinz Joachim und seine Frau, Prinzessin Marie (46), dem Magazin „B.T.“ ein Interview und machten ihrem Ärger Luft. Es ist ein Novum für die sonst so diskreten skandinavischen Royals: Statt Familienthemen intern zu klären, wird die Presse mobilisiert – Prinzessin Diana und Herzogin Meghan (42) lassen grüßen.

„Bist du diejenige, die jetzt keine Prinzessin mehr ist?“ Auf diese Weise werde Athena nun von ihren Mitschülern gemobbt, berichten die Eltern. Das Mädchen verstehe die Welt nicht mehr. Prinz Joachim sagt, er erkenne die Absicht seiner Mutter, die Monarchie entschlacken zu wollen.

Auch nach 50 Jahren auf dem Thron ist Königin Margrethe willens, die Monarchie zu modernisieren.
Auch nach 50 Jahren auf dem Thron ist Königin Margrethe willens, die Monarchie zu modernisieren. © dpa | Mads Claus Rasmussen

Keine Zeit gehabt, Kinder vorzubereiten

„Tatsache ist: Es muss auf ordentliche Weise ablaufen. Es geht um Kinder. Kinder und Ordnung. Es ist eine schwerwiegende Angelegenheit.“ Die Königin hätte ihn fünf Tage vor der öffentlichen Mitteilung über ihren Schritt informiert. „Die Kinder wurden öffentlich zur Schau gestellt. Wir hatten keine Zeit, sie auf diese Veränderung vorzubereiten.“ Sie fühlten sich bestraft.

Prinzessin Mary (50), Frau des Thronfolgers Prinz Frederik (54), äußerte dagegen Verständnis für Margrethes Entscheidung. Sie selbst würden die Titel ihrer Kinder überprüfen. Ihr ältester Sohn, Prinz Christian (16), der eines Tages König werden soll, hat drei Geschwister. Dieses Zugeständnis ist kein Trost für Joachim: Das Verhältnis zu seinem Bruder und dessen Frau sei „kompliziert“, sagt er. Was so viel heißt wie: Man ist hoffnungslos zerstritten. Auch mit seiner Mutter hätte er nicht mehr gesprochen.

Königin Margrethe bedauert Enttäuschung

Am Montagabend äußerte Königin Margrethe in einer öffentlichen Erklärung Bedauern, dass ihr Beschluss so viel Unmut ausgelöst hat. „Ich habe meine Entscheidung als Königin, Mutter und Großmutter getroffen, aber als Mutter und Großmutter habe ich unterschätzt, wie sehr sich mein jüngster Sohn und seine Familie betroffen fühlen“, teilte die Monarchin mit. Es tue ihr leid.

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„Niemand sollte daran zweifeln, dass meine Kinder, Schwiegerkinder und Enkel meine große Freude und mein ganzer Stolz sind“, betonte sie. Margrethe erklärte weiter, mit nunmehr 50 Jahren auf dem Thron sei es natürlich, sowohl zurück als auch nach vorn zu blicken. „Es ist meine Pflicht und mein Wunsch als Königin, sicherzustellen, dass sich die Monarchie weiterhin zeitgemäß gestaltet.“ Dies erfordere gelegentlich, dass man schwierige Entscheidungen treffe, und es werde immer schwierig sein, den richtigen Moment zu finden.

Tränen nach dem Interview

Modernisieren – schön und gut. „Ich glaube aber nicht, dass es modern ist, Kinder zu verletzen“, fügt Marie in dem Interview hinzu. Es findet in der französischen Botschaft in Kopenhagen statt. Als sich eine Mitarbeiterin nach dem Gespräch an das Paar wendet und sagt, dass die Kinder für sie immer Prinzen und Prinzessin bleiben würden, brachen die beiden in Tränen aus, berichten Zeugen.

Fühlen sich „geächtet“: Prinzessin Marie und Prinz Joachim sowie Prinzessin Athena, Prinz Felix, Prinz Henrik und Prinz Nikolai (v. l.).
Fühlen sich „geächtet“: Prinzessin Marie und Prinz Joachim sowie Prinzessin Athena, Prinz Felix, Prinz Henrik und Prinz Nikolai (v. l.). © AFP

Auch Gräfin Alexandra, Mutter der zwei älteren Kinder, äußerte ihren Unmut. „Die Kinder fühlen sich geächtet.“ Besonders kritisiert sie, dass die Königin nicht persönlich mit ihren Enkeln gesprochen habe. Ihr Sohn Prinz Nikolai (23) sagte Reportern, die vor dem Apartmenthaus seiner Freundin warteten, er sei „geschockt und verwirrt“. Der 23-Jährige brach seine Militärausbildung ab und verdient sein Geld nun als Model (Dior, Burberry).

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Auch König Charles will Monarchie entschlacken

Das skandinavische Modell gilt nämlich durchaus als Vorbild für Europas Monarchien. Schon 2019 hat König Carl Gustaf von Schweden (76) fünf seiner sieben Enkel den Prädikatstitel „Königliche Hoheit“ aberkannt.

Auch König Charles III. (73) deutete an, die „Firma“ entschlacken zu wollen. In Großbritannien haben sogar zwei Cousinen von Thronfolger Prinz William (40), nämlich Prinzessin Eugenie (32) und Prinzessin Beatrice (34), königliche Titel – mit allen Apanagen und Privilegien.

Wie unbeschwert das Leben ohne royale Verpflichtungen sein kann, zeigen der Zweitgeborene Prinz Harry (38) und Herzogin Meghan: Sie dürfen Mediendeals abschließen und ihr Geld verprassen. So sollen sie eine neue Villa in Hope Ranch an der südkalifornischen Küste gekauft haben. Ihr jetziges Anwesen in Montecito (sechs Schlafzimmer, 16 Bäder) empfanden sie Berichten zufolge als zu beengt.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.