Paris. Zerstört lag Notre Dame in Schutt und Asche. 20 Jahre sollte die Wiedereröffnung auf sich warten lassen - jetzt geht's doch schneller.

Diese Bilder werden in Erinnerung bleiben: Lichterloh stand die Pariser Kathedrale Notre Dame im April 2019 in Flammen und sorgte weltweit für Bestürzung.

Vor drei Jahren wollte kaum einer wirklich daran glauben, dass die 850 Jahre alte Basilika je wieder das sein wird, was sie einmal war: das Wahrzeichen der Seine-Metropole. Doch nun sind die Sicherungsarbeiten abgeschlossen und die letzten Trümmer beseitigt.

Notre Dame: Macron versprach Wideraufbau bis 2024

Noch in der Brandnacht versprach Präsident Emmanuel Macron, dass die Kathedrale Notre Dame innerhalb von fünf Jahren wieder aufgebaut werde. Spätestens zur Eröffnung der 2024 in Paris stattfindenden Olympischen Sommerspiele, so das Staatsoberhaupt, solle "Notre Dame in altem Glanz erstrahlen". Ein Datum, soviel steht mittlerweile fest, welches nicht einzuhalten ist.

Laut Informationen aus dem Umfeld des von Macron ernannten Sonderbeauftragten für den Wiederaufbau, General Jean-Louis Georgelin, soll jedoch noch vor dem Jahresende 2024 ein erstes Hochamt in der Basilika zelebriert werden.

Notre Dame: Am 8. Dezember 2024 soll es ein Hochamt geben

Nach Informationen unserer Zeitung steht als Datum der 8. Dezember im Raum, um in der der Gottesmutter geweihten Kathedrale den Tag der unbefleckte Empfängnis Mariens feiern zu können. Mit anderen Worten: Es blieben nur noch 25 Monate, um die von Chefarchitekt Philippe Villeneuve geplante und überwachte Renovierung umzusetzen.

Den Anfang macht derzeit im Inneren von Notre Dame die Errichtung eines gigantischen, 600 Tonnen schweren Gerüsts für die Rekonstruktion des Dachs und der "flèche" – dem durch das Feuer zum Einsturz gebrachten Mittelturm.

Proteste der Denkmalschützer setzten Präsidenten unter Druck

Der Mittelturm soll originalgetreu wiedererrichtet werden, da Macron sich wegen der heftigen Proteste der Denkmalschützer von seiner Idee einer "zeitgemäßen Neugestaltung" verabschiedete. Zeitgleich werden die von dem herabstürzenden Turm beschädigten oder zerstörten Gewölbebögen des monumentalen Querschiffs neu aufgebaut.

Der verheerende Brand legte die Basilika am 16. April 2019 in Schutt und Asche.
Der verheerende Brand legte die Basilika am 16. April 2019 in Schutt und Asche. © picture alliance/dpa/AP | Thierry Mallet

Im Sommer des kommenden Jahres, so heißt es im Kultusministerium von Frankreich, werde sich zumindest die Silhouette der Basilika dem Betrachter wieder in ihrer ursprünglichen Form präsentieren.

In den Ferienmonaten herrscht Hochbetrieb an der Großbaustelle in Paris

Auf der Großbaustelle im Herzen von Paris selbst jedenfalls herrscht in diesem Ferienmonat eine fieberhafte Tätigkeit: Ein Schwertransporter nach dem anderen trifft ein.

Sie schaffen die noch in den Steinbrüchen des benachbarten Departements Oise behauenen Steinblöcke für die Gewölbebögen herbei und 2000 schwere Eichenbalken für die ebenfalls originalgetreue Rekonstruktion des vollständig in Rauch aufgegangenen Dachstuhls.

Notre Dame: Restaurierung mit Spezialisten aus dem Louvre-Museum

Auch die Balken mit den auffälligen Biegungen sind in Sägereien bereits passgenau geformt worden – aus rund 1300 in Frankreichs Wäldern gefällten Bäumen. In der Folge steht dann die Restaurierung der bereits vor dem Brand renovierungsbedürftigen 22 Seitenkapellen an. Parallel wird zudem die große und vorsichtshalber ausgebaute Orgel von Grund auf saniert.

Gleiches gilt für sämtliche rußgeschwärzten Bleiglasfenster von 1000 Quadratmetern, die in über das ganze Land verteilten Ateliers aufgearbeitet werden, oder für die geretteten Teppiche und das Mobiliar, denen sich die Spezialisten des Louvre-Museums annehmen. Am Ende, davon ist Villeneuve überzeugt, wird die Basilika "schöner dastehen als vor dem Feuer".

Spender brachten 846 Millionen Euro für die Restaurierung auf

Doch auch wenn die Finanzierung der Arbeiten dank jener 846 Millionen Euro, die 340.000 Spendern aus aller Welt überwiesen haben, gesichert ist: Für den Zeitpunkt der Wiedereröffnung gilt das nicht. Sollte das am 8. Dezember 2024 anvisierte Hochamt tatsächlich stattfinden können, dürfte Notre Dame danach wohl wieder abgesperrt werden.

Realistisch erscheint derzeit ein vollständiger Abschluss der Rekonstruktion im Sommer 2025. Das mag zwar ein Jahr später sein als von Macron angekündigt, aber es wäre immer noch deutlich früher, als es die Prognosen zahlreicher Experten befürchten ließen. Diese waren von einer "mindestens 20-jährigen Anstrengung" für den Wideraufbau ausgegangen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.