Berlin. Selbst in der Antarktis konnten schwedische Forscher die langlebige Chemikalie PFAS im Regenwasser nachweisen. Schuld ist der Mensch.

Egal wo man sich auf der Welt befindet: Nirgendwo hat Regenwasser Trinkwasserqualität. Der Grund ist eine wasser- und fettabweisende Chemikalie namens PFAS. Forscher der Universität Stockholm haben herausgefunden, dass die Atomsphäre so stark mit dem besonders langlebigen Stoff belastet ist, dass er in Regen und Schnee nachweisbar ist.

Selbst in der Antarktis oder im Hochland von Tibet liegt der PFAS-Anteil „um das 14-Fache höher“ als die von der US-Umweltbehörde EPA empfohlenen Werte für Trinkwasser, sagte Ian Cousins, Hauptautor der Studie, der Nachrichtenagentur AFP.

PFAS sind eine Gruppe von Industriechemikalien, die nach Angaben des Umweltbundesamts (UBA) 4.700 Substanzen umfasst. Sie kommen in Zehntausenden Produkten wie Shampoos oder Make-up sowie in Verpackungen und Futtermitteln vor. Laut UBA gelten PFAS als quasi „unzerstörbar und werden über Luft und Wasser rund um die Erde transportiert“. Spuren der Chemikalie wurden demnach sogar schon in Tieren nachgewiesen, die weit weg von der menschlichen Zivilisation leben, etwa in Eisbären und Pinguinen.

PFAS: Substanzen können den menschlichen Körper beeinträchtigen

Wurde die Substanz erst einmal vom menschlichen Organismus aufgenommen, reichert er sich im Körper an und bleibt dort sehr lange. Einige Studien kommen dabei zu dem Schluss, dass sich die Chemikalien auf die Fruchtbarkeit auswirken oder die Entwicklung bei Kindern beeinträchtigen können. Auch ein erhöhtes Risiko für Fettleibigkeit sowie bestimmte Krebsarten wie Prostata-, Nieren- oder Hodenkrebs wird angeführt.

Studienleiter Ian Cousins zufolge sind PFAS mittlerweile „so hartnäckig“ und allgegenwärtig, dass sie nicht mehr von der Erde verschwinden werden. „Wir haben den Planeten unumkehrbar verseucht“, sagt der Forscher. Cousins, der als Professor an der Universität Stockholm arbeitet, hatte für die Studie mit seinem Team seit 2010 Labor- und Feldversuche über das Vorkommen und den Transport von PFAS in der Atmosphäre durchgeführt.

Auch interessant:Studie: Tierversuchs-Verbot bei Kosmetik wird oft umgangen

Verschmutzung durch PFAS: Menschen müssen laut Forscher damit leben

Trotz der hohen PFAS-Belastung sind die Werte laut Cousins im menschlichen Körper in den vergangenen 20 Jahren deutlich zurückgegangen. Die Belastungswerte in der Umwelt seien hingegen gleich geblieben. Dabei verzichten große Hersteller teils seit Jahrzehnten auf den Stoff.

Die Menschheit müsse lernen, mit der Verunreinigung durch PFAS zu leben, sagt Cousins angesichts der Studienergebnisse. Er mache sich „keine riesigen Sorgen“, dass die hohe Konzentration der Substanz sich auf Quellwasser oder Nahrung auswirken könnte. Aber der Mensch habe die Umwelt so verschmutzt, dass der alltägliche Kontakt mit ihr „nicht wirklich sicher“ sei. (lgr/afp)

Dieser Text erschien zuerst auf morgenpost.de.