Berlin. Die Funkhäuser sollten sensibel und offen mit dem Fall Schlesinger umgehen. Tun Sie es nicht, steht viel auf dem Spiel. Ein Kommentar.

An diesen Fall wird sich die ARD noch lange erinnern. Mit 22 Jastimmen hat der Rundfunkrat des RBB seine Intendantin aus dem Urlaub heraus gefeuert. Patricia Schlesinger hatte ihr Amt – juristisch geschickt formuliert – bereits „zur Verfügung gestellt“, aber natürlich auf Übergangsgelder und üppige Pensionszahlungen gehofft. Daraus wird wohl nichts mehr.


Einen tieferen Sturz wie mit dieser fristlosen Kündigung gab es aus einer Intendantenetage noch nie. Die Affäre um die Ex-Moderatorin von „Panorama“, die als kritische Journalistin gestartet und über Prunksucht und mutmaßlichen Spesenbetrug gestürzt ist, markiert eine Zeitenwende für die öffentlich-rechtlichen Anstalten. Sie müssen sich reformieren, mehr Transparenz zeigen und beim Ausgeben der Gebührenmilliarden viel kritischer werden.

Patricia Schlesinger: Misstrauen zu Recht jetzt groß


Vor allem muss Schluss sein mit alten Pfründen für die oberen Etagen. Die Gelder müssen für das priorisiert werden, wofür sie bestimmt sind: nämlich für wertvolle journalistische Inhalte und nicht für einen Direktorenhofstaat, der sich wie im Fall des RBB in teuren Massagesesseln durchkneten lässt und den privat getrunkenen Schampus dem Gebührenzahler dreist auf die Rechnung schreibt.

Jörg Quoos, Chefredakteur Zentralredaktion
Jörg Quoos, Chefredakteur Zentralredaktion © Dirk Bruniecki


Ja, es wäre sicher ungerecht vom RBB, auf alle anderen Sender zu schließen. Aber das Misstrauen einer kritischen Öffentlichkeit ist jetzt zu Recht groß – und die Funkhäuser sollten sensibel und offen damit umgehen.

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Tun sie es nicht und ähnliche Fälle kommen ans Tageslicht, wird dies eine Debatte entfesseln, in der es um mehr als den Rauswurf von Verantwortlichen geht. Dann steht die Gebührenfinanzierung grundsätzlich auf dem Spiel.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.