Berlin. Der Autor Salman Rushdie ist in New York niedergestochen worden. Er erlitt schwere Verletzungen – doch es gibt Zeichen der Hoffnung.

  • Der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie gehört zu den bedeutendsten Autoren unserer Zeit
  • Der ehemalige Führer Irans, Ayatollah Khomenei, rief vor Jahren zur Ermordung Rushdies auf
  • Nun wurde der Autor auf offener Bühne angegriffen und schwer verletzt
  • Was zum Zustand des Schriftstellers bekannt ist

Der preisgekrönte britisch-indische Autor Salman Rushdie ist im US-Bundesstaat New York bei einem Auftritt auf offener Bühne angegriffen und durch einen Stich in den Hals schwer verletzt worden.

Doch es sind hoffnungsvolle Nachrichten über den verwundeten Schriftsteller Salman Rushdie, die am Wochenende aus dem Krankenhaus zu hören waren.

Der Schriftsteller ist nach Angaben seiner Familie und seines Agenten auf dem Weg der Besserung. Für den 75-Jährigen habe ein langer „Weg der Genesung“ begonnen, teilte sein Agent Andrew Wylie am Sonntag in einer Erklärung an die „Washington Post“ mit.

Die Verletzungen sind ernst, aber sein Zustand entwickelt sich in die richtige Richtung“, führte Rushdies Agent Wylie aus. Die Genesung werde aber ein langwieriger Prozess sein. Rushdies Familie äußerte sich „extrem erleichtert“, dass der 75-Jährige seit Samstag nicht mehr auf ein Beatmungsgerät angewiesen sei. „Obwohl seine lebensverändernden Verletzungen ernst sind, bleibt sein üblicher forscher und aufsässiger Sinn für Humor intakt“, erklärte sein Sohn Zafar Rushdie im Onlinedienst Twitter.

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Laut Polizei: Salman Rushdie bei Angriff am Hals verletzt

Die Attacke ereignete sich am Freitag gegen 11 Uhr Ortszeit auf der Bühne der Chautauqua Institution, einer Ausbildungsstätte für Studenten und Akademiker sowie prominente Politiker und Künstler. Wie Augenzeugen berichteten, stach ein unbekannter Mann, der auf die Bühne gestürzt war, dem 75-Jährigen in den Hals. Auch Moderator Henry Reese wurde bei dem Angriff verletzt.

Noch am Ort des Geschehens konnte ein Beamter der New Yorker Staatspolizei den Täter, den Publikumsmitglieder vorher zu Boden gerungen hatten, festnehmen. Bei ihm soll es sich um einen 24-jährigen Amerikaner handeln. Zum Motiv des Angreifers ist bisher nichts bekannt.

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Salman Rushdie: Iran setzte Kopfgeld auf den Schriftsteller aus

Denkbar ist allerdings, dass die Kontroverse um Rushdies Buch "Die satanischen Verse" mit dem Angriff in Verbindung steht. In dem 1988 veröffentlichten Werk wird der Prophet Mohammed angegriffen, den Rushdie unter anderem als berechnenden Politiker und Opportunisten darstellte. Das ging dem damaligen iranischen Führer Ayatollah Khomeini zu weit: Er rief Muslime rund um den Globus zur Tötung Rushdies auf. Zudem wurde ein Kopfgeld von bis zu vier Millionen Dollar ausgesetzt.

Ein Übersetzer der "Satanischen Verse" wurde später tatsächlich umgebracht. Nach Khomeinis Fatwa erhielt Rushdie in Großbritannien zehn Jahre lang Polizeischutz. Trotzdem erreichten ihn bis vor kurzem noch Morddrohungen. Bis vor wenigen Jahren reiste der Autor mit Leibwächtern und hielt sich an geheimen Orten auf, wagte es nun aber, wieder an die Öffentlichkeit zu treten.

Vor mehr als 30 Jahren wurde der britisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie per Fatwa vom damaligen iranischen Revolutionsführer Khomeini zum Tode verurteilt.
Vor mehr als 30 Jahren wurde der britisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie per Fatwa vom damaligen iranischen Revolutionsführer Khomeini zum Tode verurteilt. © dpa

US-Regierung verurteilt Angriff auf Salman Rushdie

Noch am Freitag zeigte sich die US-Regierung schockiert über den Angriff auf den Schriftsteller. Die USA und die Welt seien Zeugen eines „verwerflichen Angriffs“ geworden, erklärte Jake Sullivan, der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, am späten Freitagabend (Ortszeit). „Diese Gewalttat ist entsetzlich.“

New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul verurteilte die Attacke und sagte kurz danach, dass sich Rushdie im Krankenhaus in sicheren Händen befinde und am Leben sei. Rushdie habe während seiner ganzen Karriere den Mut gehabt, sich ungeachtet der Gefahren "gegen die Mächtigen aufzulehnen, in diesem friedlichen Forum hätte er die Gelegenheit haben müssen, ungestört aufzutreten und zu sprechen".

Auch UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich über den Angriff entsetzt. „In keinem Fall ist Gewalt eine Antwort auf Worte, die von anderen in Ausübung ihrer Meinungs- und Ausdrucksfreiheit gesprochen oder geschrieben wurden“, teilte Sprecher Stephane Dujarric am Freitagabend (Ortszeit) mit.

Fatwa gegen Rushdie: Iranisches Regime in der Kritik

Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat die Attacke auf den Schriftsteller Salman Rushdie als Angriff auf die Freiheit der Literatur und die Freiheit des Denkens bezeichnet. „Ich hoffe inständig, dass er dieses niederträchtige Attentat überlebt“, teilte die Grünen-Politikerin am Freitagabend mit.

Es sei vollkommen klar: „Es klebt auch dann Blut an den Händen, nicht nur des Attentäters, sondern auch und ganz besonders an denen des iranischen Regimes, das bis heute an der schrecklichen Fatwa gegen ihn festhält.“

Bundesjustizminister Marco Buschmann hat sich nach der Attacke auf den Schriftsteller Salman Rushdie erschüttert gezeigt. „Der Mordanschlag auf ihn ist ein entsetzliches Verbrechen“, schrieb der FDP-Politiker am Freitag bei Twitter. Rushdie stehe für Mut und freie Rede. „Ich hoffe, dass er sich schnell und vollständig von seiner schweren Verletzung erholt.“

Mutmaßlicher Täter schweigt vor Gericht

Vor Gericht schwieg der mutmaßliche Täter, der 24-jährige Hadi Matar, am Samstag und ließ sich von seinem Pflichtverteidiger für „nicht schuldig“ erklären, wie die „New York Times“ und andere US-Medien berichteten. Ihm wurden demzufolge versuchter Mord zweiten Grades sowie Angriff mit einer tödlichen Waffe und der Absicht, eine Körperverletzung zu verursachen, vorgeworfen.

Auf Fotos war der Mann aus dem Bundesstaat New Jersey, dessen Familie aus dem Libanon stammt, mit weißer Mund-Nasen-Maske in gestreifter Häftlingskleidung und orangenen Schuhen zu sehen. Er bleibe ohne Kaution weiter in Gewahrsam, schrieb die „New York Times“. Die nächste Anhörung soll demnach am 19. August um 15.00 Uhr (Ortszeit) stattfinden.

Mord zweiten Grades ist ein eigenständiger Tatbestand im US-Rechtssystem zum Tod eines Menschen. Dafür können Angeklagte im Bundesstaat New York mit jahrelangen Haftstrafen belegt werden.

Vor Gericht erklärten die Staatsanwälte laut US-Medien, der Angriff auf den Autor sei vorsätzlich und gezielt gewesen. Matar sei mit einem Bus zu dem Institut im ländlichen Westen des Bundesstaates gefahren und habe sich dort ein Ticket gekauft, um am Freitagvormittag Rushdies Vortrag hören zu können. Der 75-jährige Autor hatte dort über verfolgte Künstler sprechen wollen und wenige Minuten vor dem Angriff die Bühne betreten. (pd/fmg)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.