Genf. Nun also doch: Die Weltgesundheitsorganisation ruft wegen der Verbreitung der Affenpocken eine Notlage aus. Und das sind die Folgen.

Im Juni hatte der Notfallausschuss noch davon abgeraten, wegen der Verbreitung der Affenpocken die höchste Alarmstufe auszurufen. Nun aber hat der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehandelt: „Ich habe entschieden, dass der weltweite Ausbruch der Affenpocken einen öffentlichen Gesundheitsnotstand internationaler Tragweite darstellt“, sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus am Samstag (23.) vor Journalisten.

Zur Begründung der Entscheidung hieß es in einer Mitteilung, es gebe „ein klares Risiko“ einer weiteren internationalen Ausbreitung. Europa sei allerdings weltweit derzeit das einzige Gebiet, in der das Risiko einer Ansteckung als hoch bewertet werde, erklärte Tedros. Bislang sind in mehr als 70 Ländern weltweit knapp 17.000 Krankheitsfälle registriert worden. In Deutschland waren es bis zum Wochenende etwa 2270. Fünf Betroffene außerhalb Afrikas sind laut WHO gestorben. Insgesamt waren 98 Prozent der Infizierten Männer. Lesen Sie auch:Eindämmung der Affenpocken könnte noch Wochen dauern

Ein weltweiter Gesundheitsnotstand wurde bisher nur sechs Mal ausgerufen, zuletzt im Januar 2020 wegen der rasanten Ausbreitung des damals noch neuartigen Coronavirus. Weitere Fälle waren die Ebolaausbrüche 2014 und 2019 oder auch die Verbreitung des Zika-Virus im Februar 2016.

Affenpocken: Immer mehr Meldungen aus neuen Ländern

Eine „Notlage von internationaler Tragweite“, so der offizielle Begriff, wird bei einem „ernsten, plötzlichen, ungewöhnlichen und unerwarteten“ Gesundheitsproblem ausgerufen, das sich in andere Länder ausbreiten kann. Damit werden internationale Maßnahmen aktiviert, ohne allzu viele Konsequenzen auszulösen. In erster Linie geht es darum, einer Gesundheitsgefährdung mehr Aufmerksamkeit zu geben und die Bemühungen zur Eindämmung zu erhöhen.

Die Regierungen sollen etwa Ärzte und Kliniken sensibilisieren, bei Verdachtsfällen Schutzmaßnahmen treffen und die Bevölkerung aufklären, wie sie sich vor einer Ansteckung schützen kann. „Das ist ein Aufruf, tätig zu werden», betonte WHO-Experte Mike Ryan an die Adresse der Regierungen. Lesen Sie auch:Affenpocken: Infizierter macht Deutschland schwere Vorwürfe

Sah sich zum Handeln gezwungen: WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Sah sich zum Handeln gezwungen: WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus. © dpa | Andreas Arnold

Die Affenpocken sind erstmals Anfang Mai in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. In Großbritannien wurde über eine steigende Zahl von Infektionen berichtet, später kamen immer neue Meldungen aus anderen Ländern hinzu. Endemisch ist das Virus bisher eigentlich nur in West- und Zentralafrika, wo immer mal wieder Ausbrüche verzeichnet werden.

Bei den Affenpocken handelt es sich um eine weniger gefährliche Verwandte der seit etwa 40 Jahren ausgerotteten Pocken. Zu den typischen Symptomen der Krankheit gehören hohes Fieber, geschwollene Lymphknoten und Windpocken-ähnliche Pusteln. Übertragen wird die Krankheit durch engen Körper- und Hautkontakt. Generell kann sich jeder Mensch unabhängig von Geschlecht oder Alter mit Affenpocken infizieren.

Affenpocken bei Kindern in den USA bestätigt

Bisher konzentriert sich der Affenpocken-Ausbruch in den nichtafrikanischen Ländern vor allem „auf Männer, die Sex mit Männern haben, insbesondere solche mit mehreren Geschlechtspartnern“, sagte WHO-Generalsekretär Tedros. Entsprechend könne die Ausbreitung „mit den richtigen Strategien“ gestoppt werden. Der WHO-Chef rief alle Länder dazu auf, Maßnahmen zu ergreifen, um den betroffenen Personenkreis zu schützen. Auch interessant:So wirkt der Impfstoff Imvanex

Zuletzt waren in den USA nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC auch zwei Fälle von Affenpocken bei Kindern bestätigt worden. „Obwohl sich dieser Ausbruch gerade in einem bestimmten sozialen Netzwerk ausbreitet, haben wir von Anfang an darauf hingewiesen, dass es auch Fälle außerhalb dieser Netzwerke geben kann und dass wir darauf achten und bereit sein müssen, darauf zu reagieren“, sagte die stellvertretende Leiterin der CDC-Abteilung für Krankheitserreger mit hohem Risiko und Pathologie, Jennifer McQuiston.