Berlin. Dass das Virus mutiert, liegt in der Natur der Sache. Die Variante BA 2.75 soll auch in Deutschland aufgetaucht sein. Grund zur Sorge?

Dass sich das Coronavirus nach den bisher bekannten und von der Weltgesundheitsorganisation als besorgniserregend eingestuften Mutationen Alpha, Beta, Gamma, Delta und Omikron weiter entwickeln wird, gilt unter Fachleuten als ziemlich wahrscheinlich.

Nun ist erneut eine neue Variante aufgetaucht, die erstmals in Indien festgestellt wurde. Laut WHO ist in dem Land im Mai die sogenannte BA.2.75-Variante aufgetaucht. Dabei handelt es sich um einen Subtyp der Corona-Variante Omikron.

Die Verbreitung in Indien schreitet schnell voran und der Subtyp, der in Großbritannien "Centaurus" genannt wird, hat bereits andere Ländern erreicht, darunter auch Deutschland. Gibt es also Grund zur Sorge? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

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Coronavirus: Was ist über Omikron-Subvariante BA.2.75 bekannt?

Die Subvariante wurde bislang neben Indien in Deutschland, Kanada, Neuseeland, Australien und Großbritannien festgestellt. Bislang sei die Zahl der nachgewiesenen Fällen "minimal", sagte der Experte Ulrich Elling vom Institut für Molekulare Biotechnologie in Wien im ZDF. Der Fachmann geht von 70 Fällen insgesamt aus, die Dunkelziffer sei jedoch "mit Sicherheit höher".

"BA.2.75 hat zusätzlich zu den 29 Mutationen, die die BA.2-Linie ohnehin schon im Spike-Protein hat, noch weitere acht Mutationen. Es ist davon auszugehen, dass eine derartige Fülle an neuen Mutationen die Eigenschaften, den Immunschutz zu unterlaufen, weiter verstärken wird", sagte Elling dem Sender.

WHO-Wissenschaftlerin Soumya Swaminathan sagte der englischen Zeitung "Guardian", dass die Variante beobachtet werde. Ebenfalls das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) nennt die Subvariante als "Variante unter Beobachtung". Wissenschaftlerin Swaminathan betonte aber auch, dass es noch zu wenig Daten gebe, um etwas über die Gefährlichkeit der Subvariante zu sagen.

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RKI: Was sagt das Robert Koch-Institut zu der Subvariante?

Das Robert Koch-Institut veröffentlicht ein Mal in der Woche seinen Lagebericht, in dem es die wichtigsten Erkenntnisse zum Coronavirus in Deutschland zusammenfasst. Im Bericht vom vergangenen Donnerstag spielte die Variante BA.2.75 noch keine Rolle (Stand: 7. Juli). Das heißt, dass das Institut sie weder als eine "Variant of Concern" (VOC) noch "Variant of Intrest" (VOI) einordnet.

Coronavirus: Ist es gefährlich, wenn das Virus mutiert?

Das Coronavirus Sars-CoV-2 dürfte sich über kurz oder lang weiterentwickeln - neue Varianten können entstehen. Über deren Eigenschaften lasse sich aber nur spekulieren, erklärte der Präsident der Gesellschaft für Virologie, Ralf Bartenschlager, der Deutschen Presse-Agentur. "Die Erfahrung zeigt aber, dass mit der Anpassung eines Virus an seinen Wirt die Pathogenität in der Regel abnimmt", sagte er bereits zu Jahrebeginn. Pathogenität meint die Fähigkeit, Krankheiten auszulösen.

"Das bedeutet nicht, dass dieses angepasste Virus gar keine Erkrankung mehr macht, aber es ist in der Regel weniger krankmachend." So verbreitet sich die neue Variante Omikron zwar schneller in Deutschland als Delta, verursacht aber Forschern zufolge im Schnitt mildere Krankheitsverläufe.

Richard Neher von der Uni Basel betont, es gebe keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Schwere der Krankheit und Übertragbarkeit. Auch allgemeingültige Aussagen zur Evolution der Ansteckungsfähigkeit seien nicht möglich. (fmg/dpa)

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