Mallorca. Todesfälle außerhalb der Dienstzeiten, mehr Einsätze als je zuvor, aber mangelnde Bezahlung: Rettungsschwimmer auf Mallorca streiken.

  • Die Rettungsschwimmer auf Mallorca streiken
  • Sie fordern unter anderem bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen
  • Mitten in der Badesaison könnten nun Strände schließen

Holzkreuze, Banner – und das zwischen zahlreichen Urlaubern am Strand von Mallorca. Vergangenen Freitag, 24. Juni, haben die Rettungsschwimmer der Firma Emergències 7000 S.L., die wiederum die Konzession von der Stadt Palma für die Stadtstrände bekommen hat, zum Streik aufgerufen.

Wie die "Mallorca Zeitung" berichtet, beklagen die Rettungsschwimmer neben dem Gehalt auch die Arbeitsbedingungen und Besetzung. Demzufolge wünschen sie sich mehr Kollegen und zusätzlich eine längere Strandaufsicht, denn: Der Zeitung zufolge hat es in den vergangenen Wochen mehrere Todesfälle an den Stränden der Balearen-Inseln gegeben.

Leichensäcke am Sand sollten am Freitag den Ernst der Lage widerspiegeln. Auch ein Plakat an einem der Wachtürme am Balneario 6, dem Ballermann, erregte Aufmerksamkeit: "Verlängerung des Dienstes – zu viele Tote außerhalb der Arbeitszeit", war auf Deutsch zu lesen. Neben den Todesfällen sei auch die Zahl der Rettungen von Badegästen deutlich gestiegen.

Palma de Mallorca: Streik könnte Strände dicht machen

Den Rettungsschwimmern ist ihr Anliegen sehr wichtig – inzwischen ist auch im Gespräch, dass Strände rund um Palma de Mallorca und an der Playa de Palma schließen müssen. Am 16. Juli könnten laut "Mallorca Zeitung" die Rettungschwimmer nicht zur Arbeit antreten und auch den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestdienst verweigern. Das gab die Gewerkschaft Gewerkschaft Unió Socorristes Mallorca bekannt.

Mallorca: Rettungsschwimmer protestieren

Wie Christian Melogno von der Gewerkschaft der "Mallorca Zeitung" erklärt hatte, existiere der Streik aber offenbar nur auf dem Papier. "Wir sind von der zuständigen Generaldirektion dazu verpflichtet worden, die Grundversorgung sicherzustellen, die 2005 gesetzlich festgelegt wurden." Im Klartext bedeute das, dass alle eingeteilten Rettungsschwimmer trotz Protest an einem Streiktag arbeiten müssen. "Denn wir arbeiten ohnehin immer in Minimalbesetzung", beklagte Melogno außerdem.

Im Interview offenbarte Melogno, dass der Job eines Rettungsschwimmers und die damit einhergehende Verantwortung alles andere als einfach sei. Schließlich würden Rettungsschwimmer bei Unfällen im Meer Ersthelfer darstellen – wenn sie nicht richtig eingriffen, sei jede weitere Hilfe sinnlos. Bedauerlicherweise werde die Arbeit nicht ausreichend geschätzt und bezahlt.

Rettungsschimmer auf Mallorca: Gehalt reicht offenbar kaum zum Leben

Dem Bericht zufolge zahle der Arbeitgeber, in diesem Fall die Stadt Palma, bei 40 Stunden Wochenarbeitszeit rund 1000 Euro brutto im Monat. "Wie soll man damit auf Mallorca leben, wo es kaum ein WG-Zimmer für unter 450 Euro gibt?", so Melogno. Er selbst übernachte in einem Camping-Mobil, das er auf Raten gekauft habe. Weitere Rettungsschwimmer hätten sogar monatelang im Flughafen geschlafen oder kämen für etwas Geld auf dem Sofa von Freunden oder Bekannten unter.

Joan Pantaleone bestätigte Melognos Aussagen gegenüber der "Mallorca Zeitung". Nach eigener Aussage lebe er selbst in einer WG mit insgesamt sieben Personen. Für die nächsten zehn Tage stünden ihm noch fünf Euro zur Verfügung. "Mein Konto ist leer, und unser Gehalt kommt erst immer am 5. oder 6. des Monats", so Pantaleone.

Um über die Runden zu kommen, würden viele freiwillig sechs oder sieben Tage die Woche arbeiten. Bisher hätten die Rettungsschwimmer lediglich bezahlte Überstunden und Extrazahlungen an Feier- oder Sonntagen durchsetzen können.

Mallorca: Zu wenig Rettungsschwimmer auf den Balearen

Auch das nächste Problem führte Melogno aus: die Unterbesetzung. "Wir sind in der Hochsaison 34 Rettungsschwimmer an allen Stränden von Palma, 17 an der gesamten Playa de Palma, fünf in Cala Mayor und in Can Pere Antoni, vier in Ciutat Jardí und drei in der Cala Estància. Um gut aufgestellt zu sein, bräuchten wir 50 Prozent mehr Leute."

Einige Strände, darunter Molinar und Portitxol, hätten keinerlei Überwachung. Melogno berichtet, nur allein auf dem Turm sitzen zu dürfen, während Kollegen am Strand im Einsatz seien. Erblicke er einen Notfall, müsse er selbst herunter und helfen. In dem Moment könne wiederum niemand vom Wachturm aus Ausschau nach Personen in Gefahr halten.

Wie die Besetzung seien auch die Arbeitszeiten alles andere als ideal: In der Sommersaison sei der Strand zwischen 10.00 und 19.00 Uhr bewacht. Im Juli und August füllen sich die Strände aber offenbar viel eher. Eine Kollegin schlug im MZ-Interview vor: "Wir bräuchten zwei Schichten: Eine von 8.00 Uhr bis 14.00 Uhr und eine von 14.00 Uhr bis 20.00 Uhr, um wirklich für Sicherheit am Strand zu sorgen."

Melogno berichtet von drei Toten in der letzten Saison, die zwar an bewachten Stränden, allerdings außerhalb der Dienstzeit ertrunken seien. Seiner Meinung nach müssten die Rettungsschwimmer statt von Mai bis Oktober mindestens von Ostern bis Oktober am Strand vor Ort sein.

Weiter fordern die Rettungsschwimmer eine Renovierung der Wachtürme. Zudem seien die Hilfsmittel für behinderte Menschen teilweise defekt und die Walkie-Talkies seien so alt, dass einige kaum noch funktionierten.

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Rettungsschwimmer kündigen Dauer-Protest an

Ein Entgegenkommen von der Politik halten die Rettungsschwimmer aktuell für unrealistisch. Man habe sogar die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol eingeladen, sich vor Ort einen Eindruck vom Alltag eines Rettungsschwimmers zu machen – aber ohne Erfolg. Vom Rathaus von Palma ließe eine Rückmeldung auch noch auf sich warten.

Aus diesem Grund werde es nun regelmäßig Demonstrationen geben, Melogno zufolge jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat, ab Juli. Bis dahin müssten die Rettungsschwimmer ihre Holzkreuze und Leichensäcke wieder abbauen. (day)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.