Rimini. Rekord-Hitze in Italien und kein Wasser – Urlauber verzweifeln. Nun sollen sie Wasser sparen. Privatpersonen drohen harte Strafen.

Scharen von Touristen genießen das abendliche Flanieren an der Strandpromenade von Rimini. Nach dem Tag am Strand suchen Urlauber Restaurants auf, die die „Piadina“, die typische Spezialität der Gegend, anbieten. Kinder tummeln sich auf den Spielplätzen, bespritzen einander mit Wasserpistolen oder planschen in den Brunnen.

Doch die Brunnen werden ihnen nicht mehr lang Kühle schenken. Die Gemeinde Rimini will angesichts der dramatischen Dürre und Rekordtemperaturen um die 38 Grad Touristen und Einheimischen den Wasserhahn zudrehen. „In dieser schwierigen Phase zählt das Verhalten jedes Einzelnen, um Wasserverschwendung zu vermeiden“, so der Bürgermeister von Rimini, Jamil Sadegholvaad.

Italien: Touristen sollen wegen Hitze Wasser sparen

Touristen werden aufgerufen, zu duschen statt zu baden, Wasch- und Spülmaschinen nur mit voller Beladung in Betrieb zu nehmen und beim Zähneputzen kein Wasser zu verschwenden.

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Die Einwohner sollen ihre Wasser- und Bewässerungssysteme überprüfen, um Lecks zu beheben. Es ist verboten, Gärten von 8 bis 21 Uhr zu bewässern, Autos zu waschen und das Wasser in Schwimmbädern – öffentlichen und privaten – abzulassen und neu zu füllen. Bei Nichteinhaltung der Vorschriften drohen Geldstrafen bis zu 500 Euro.

Rimini: Bürger sollen Wasserverbrauch reduzieren

Rimini will mit diesen Maßnahmen Notstandssituationen wie jene in der Nachbarregion Lombardei vermeiden, in der die Wasserknappheit zum täglichen Albtraum geworden ist. Wegen der anhaltenden Trockenheit in Italien will die Finanzmetropole Mailand die Springbrunnen abdrehen und die Grünflächen nicht mehr bewässern.

Stadtchef Giuseppe Sala ruft die Bürger auf, ihren Wasserverbrauch zu reduzieren, und empfiehlt, Klimaanlagen nicht kälter als auf 26 Grad Celsius einzustellen, um Energie zu sparen. Zu diesem Zweck sollen auch Geschäfte ihre Eingangstüren geschlossen halten.

Die Gluthitze macht den Urlaubern in Rimini zu schaffen.
Die Gluthitze macht den Urlaubern in Rimini zu schaffen. © picture alliance / ZUMAPRESS.com | Josi Donelli

Oberitalienische Seen: Historische Wassertiefstände

Derartige drastische Maßnahmen sind in der Lombardei, mit zehn Millionen Einwohnern der meist bevölkerten Region Italiens, dringend notwendig. In den Seen der Region ist die Lage überaus kritisch: Der Lago Maggiore und der Comer See haben einen historischen Tiefstand erreicht, viele Zuflüsse sind beinahe ganz ausgetrocknet.

Weil das Wasser zu seicht geworden ist, dürfen Fähren am Lago Maggiore an einigen Anlegestellen nicht mehr halten. Für die Fährverbindungen zwischen den Ufern der Ortschaften Intra und Laveno wurde die zulässige Gesamtladekapazität der Fahrzeuge an Bord auf maximal 200 Doppelzentner reduziert.

„Wir überwachen ständig den Wasserstand des Sees, die Aussetzung einiger Zwischenstopps ist eine Vorsichtsmaßnahme, da unsere Schiffe aufgrund von Untiefen oder Felsen in eine gefährliche Situation geraten könnten“, erklärt der Betriebsdirektor der Fähren, Riccardo Russo. Der Unmut der Touristen, die nicht alle Urlaubsziele am Lago Maggiore direkt erreichen können, hält sich in Schranken, sie haben Verständnis für die dramatische Situation. „Die Sicherheit unserer Passagiere an Bord ist für uns absolute Priorität“, erklärt Russo.

Auch der Gardasee stöhnt unter der Krise. Wegen der erhöhten Abflussmenge in Richtung der von der Trockenheit schwer belasteten Po-Ebene sinkt der Pegel des Sees mit bedenklicher Geschwindigkeit - die Anliegergemeinden schlagen Alarm.

„Wir müssen die Schifffahrt und die Fische schützen, gleichzeitig aber sicherstellen, dass die Bauern rund um den See auch im August noch ihr Anbaugebiet bewässern können“, so Pierlucio Ceresa, Geschäftsführer des Gemeindeverbands Garda.

Hitzewelle in Italien soll anhalten

Die Wetterprognosen in Italien stimmen pessimistisch. In den nächsten zehn Tagen wird weiterhin afrikanische Hitze über dem Land brüten. In diesem Dürre-Drama hilft laut vielen Gläubigen nur noch das Gebet.

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So ruft ein Pfarrer in der renommierten toskanischen Chianti-Weingegend die Gläubigen zu einer Bitte um Regen auf. Auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte Pater Cristian Comini, Pfarrer der Gemeinde San Casciano Val di Pesa bei Florenz, ein Gebet für Regen, das inzwischen auf den Webseiten der Diözesen in ganz Italien erschienen ist.

„Von überall her erreichen uns Aufforderungen, in dieser Notzeit um Regen zu beten“, sagte der Pfarrer. Auch der Mailänder Erzbischof Mario Delpini schloss sich diese Aufforderung an.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.