Den Verdacht gibt es bereits seit Monaten, nun hat er sich bestätigt: Starkes Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck erhöhen auch in jungen Jahren das Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken und daran zu sterben. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forscherinnen und Forschern des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung, des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung.
Für die Analyse waren Daten von 3163 Patienten mit einer Sars-CoV-2-Infektion aus dem europäischen Fallregister Leoss ausgewertet worden. „Es hat sich gezeigt, dass Fettleibigkeit, ein gestörter Blutzuckerstoffwechsel und Bluthochdruck einen additiven Effekt auf die Covid-19-bedingte Sterblichkeit haben – und dies vor allem bei vergleichsweise jüngeren Erkrankten im Alter zwischen 18 und 55 Jahren“, erläutert Professor Norbert Stefan, Erstautor der Studie.
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Corona-Risikofaktoren: Immense Folgen für Umgang mit Patienten
Darüber hinaus sei die Untersuchung zu dem Schluss gekommen, dass Menschen dieser Altersgruppe mit allen drei Vorerkrankungen ein ähnlich erhöhtes Sterberisiko haben wie ältere Menschen im Alter von 56 bis 75 Jahren, die metabolisch gesund und nicht fettleibig waren. „Diese Erkenntnis hat immense Auswirkungen auf unseren Umgang mit der Sars-CoV-2-Infektion und den sogenannten Volkskrankheiten. Denn bislang gingen viele Betroffene davon aus, dass ein jüngeres Alter weitgehend vor einer schweren Infektion mit Covid-19 schützt“, sagt Norbert Stefan weiter. Lesen Sie auch:Wird Long Covid jetzt zur neuen Volkskrankheit?
Für den Letztautor der Studie, den ärztlichen Direktor der Medizinischen Klinik der Universität Tübingen, Professor Andreas Birkenfeld, folgt aus den Ergebnissen, dass die medizinische Überwachung und Therapie von jüngeren Corona-Patienten mit Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht intensiviert werden müssten.
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Prävention: Fachgesellschaften fordern Politik zum Handeln auf
Unterm Strich, so die Studienautoren, zeige die Covid-19-Pandemie deutlich, dass die Bundesregierung die Pläne zur Weiterentwicklung des Präventionsschutzgesetzes vorantreiben müsse, um dem Vormarsch der nicht übertragbaren Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht entgegenzuwirken. „Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, die gesundheitsförderndes Verhalten möglich machen und die Verhältnisse in Bezug auf Bewegung und Ernährung so verändern, dass alle Bürger davon profitieren“, sagt der Vizepräsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Prof. Andreas Fritsche.