Stockholm. In Dänemark wurde Menschen ein Bein amputiert, obwohl es vermeidbar gewesen wäre. Der erste Patient fordert jetzt eine Entschädigung.

Bis zu 90 Patienten pro Jahr wurde ein Bein amputiert, obwohl es vermeidbar gewesen wäre. Sie wurden im Universitätskrankenhaus Aarhus und im Regionalkrankenhaus Viborg zu spät wegen eines Blutgerinnsels oder einer Atherosklerose behandelt, wie eine neue externe Analyse zeigt. Ein gewaltiger Skandal in Dänemark.

Der erste Patient hat nun eine Entschädigung für sein oberhalb des Knies amputiertes Bein beantragt. Der Geschäftsführer der Region Midtjylland, Ole Thomsen, räumt ein, dass die langsame Behandlung in den Krankenhausabteilungen bei vielen Patienten schwerwiegende Folgen hatte. „Das ist eine Schätzung auf der Grundlage der uns vorliegenden Zahlen, und es handelt sich wahrscheinlich um eine fundierte Schätzung: Bis zu 90 Patienten pro Jahr haben eine Amputation erlitten, die hätte vermieden werden können“, sagt er.

Klinik-Skandal: Patienten wurden wohl nicht schnell genug behandelt

Die Region Midtjylland hat den Verdacht, dass Patienten im Bereich der Gefäßchirurgie nicht schnell genug behandelt werden. Daher wurde eine Reihe von externen Fachleuten mit der Durchführung einer Analyse im Universitätskrankenhaus Aarhus und im Regionalkrankenhaus Viborg beauftragt. Mehr zum Thema Pflege: Lage pflegender Eltern dramatisch verschärft

Anders Kühnau, Vorsitzender des Regionalrats von Midtjylland und der dänischen Regionen, räumt ein, dass die Lage seit langem schlecht sei, bestreitet aber, davon gewusst zu haben, dass die Lage so schlimm sei, dass Menschen zu Unrecht die Beine amputiert wurden. „Wir wussten, dass es Herausforderungen gab, aber nicht, dass die Amputationen hätten vermieden werden können. Wir tun alles, was wir können, um darauf zu reagieren", sagt er dem öffentlich rechtlichen Sender DR.

13.000 Euro Entschädigung für ein unnötig amputiertes Bein

„Das tut mir sehr, sehr leid. Ich selbst bin nicht darauf aufmerksam gemacht worden, dass wir ein derartiges Kapazitätsproblem hatten, zumindest nicht in dem Maße“, so der Sozialdemokrat. Das Trostpflaster für die amputierten Opfer ist lächerlich. Patienten, denen unnötigerweise ein Bein amputiert wurde, können eine Entschädigung von mindestens 100.000 dänischen Kronen (gut 13.000 Euro) erhalten, so der Direktor der dänischen Patientenentschädigungsstelle.

Am Dienstag wandte sich der erste Patient, ein älterer Mann aus der Region Mitteldänemark, an die dänische Patientenentschädigungsstelle, um eine Entschädigung für die Amputation seines linken Beins knapp oberhalb des Knies zu erhalten.

In Dänemark wurde Menschen ein Bein amputiert, obwohl es wohl nicht unbedingt nötig war. (Symbolbild)
In Dänemark wurde Menschen ein Bein amputiert, obwohl es wohl nicht unbedingt nötig war. (Symbolbild) © Imago Images

Karen-Inger Bast, Direktorin der dänischen Patientenentschädigungsstelle, erklärte gegenüber DR: „Jetzt beginnen wir, den Fall des Mannes zu untersuchen. Im Moment gibt es viele Patienten, die eine Amputation hatten und nicht wissen, ob es richtig oder falsch war, dass sie sie durchführen ließen, und das macht den Fall so komplex, aber ich kann versprechen, dass wir die Fälle, die kommen könnten, ernsthaft und so schnell wie möglich prüfen“, verspricht sie.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.