Turin . Mit Dämonen, Wasser und opernhaftem Gesang will Polen beim „ESC“ überzeugen. Eine große Aufgabe für The-Voice-Gewinner Krystian Ochman.

  • Beim ESC 2022 geht Krystian Ochman für Polen ins Rennen
  • Nach überschaubaren Erfolgen in den vergangenen Jahren könnte er weit vorne Landen
  • Wer ist der Mann, der Polen beim Eurovision Song Contest vertritt?

Noch ein „The Voice“-Kandidat beim Eurovision Song Contest 2022 (ESC). Krystian Ochman soll am 12. Mai Polen mit seinem Song „River“ für das große Finale qualifizieren. Eine ehrgeizige Aufgabe. Zwar vergleichen viele die Nummer mit dem Gewinnersong aus dem Jahr 2019, „Arcade“ von Duncan Laurence, doch fehlt dem polnischen Beitrag eine entscheidende Zutat: das Gefühl.

Krystian Ochman ist ein wirklich beeindruckender Sänger. Dass er eine klassische Gesangsausbildung genossen hat, kann er nicht leugnen. Dafür verantwortlich war unter anderem sein Großvater, der Opernsänger ist. Jedoch geht bei all den perfekt intonierten Tönen und den geschickt phrasierten Zeilen das Zerbrechliche gänzlich verloren.

Dabei ist es genau das, was eine gute Pop-Ballade ausmacht: Eine mal wegbrechende Stimme und die Emotionen, die dadurch getragen werden, fehlen. Stattdessen sitzt die Stimme sehr weit vorn, immer mit Druck. Sie lässt einem kaum Platz, mal den Worten zuzuhören, die der 22-Jährige singt.

Eurovision Song Contest: Der polnische „ESC“-Beitrag ist zu perfekt

Zugegeben, der Text variiert auch nicht wirklich. „Who‘d wanna be a king, pulling too many strings? All that I‘ve done, oh Lord, I‘m done” hört man immer wieder die deprimierenden Worte, begleitet von pathetischen Streichern und einem Piano.

In Kombination mit der Inszenierung – dem Sänger im schwarzen Anzug und in weißes Licht getaucht, umgeben von Dunkelheit, plätscherndem Wasser (ja, richtig gelesen!) und schwarz gekleideten Tänzerinnen und Tänzern, die die Dämonen in seinem Kopf darstellen sollen – wirkt das alles zu perfekt abgestimmt. Der erhoffte große Erfolg von Polen scheint damit eher unrealistisch, ein Finaleinzug aber wahrscheinlich.

Krystian Ochmans Inszenierung ist perfekt abgestimmt.
Krystian Ochmans Inszenierung ist perfekt abgestimmt. © Instagram Krystian Ochman

Geschrieben hat Ochman den Song "River" zusammen mit Ashley Hicklin, Mikolaj Trybulec und Adam Wiśniewski. Hicklin hat bereits einen großen ESC-Erfahrungsschatz: Mit „Me and my Guitar“ von Tom Dice hatte er 2010 in Oslo großen Erfolg (Platz 6 für Belgien), zudem hat er an „Mother“ (Belgien ESC 2014), „Run with the Lions“ (Litauen ESC 2019), „Universo“ (Spanien ESC 2020) sowie „Amen“ (Österreich ESC 2021) mitgewirkt.

Nach dem Sieg bei „The Voice“ zum „ESC“

Erst vor zwei Jahren bewarb Ochman sich bei "The Voice of Poland", kam in das Team des polnischen ESC-Teilnehmers Michał Szpak und gewann das Finale. Seine Debütsingle „Światłocienie“ sammelte innerhalb der ersten Woche nach Veröffentlichung über 300.000 Streams auf Spotify und erreichte damit Goldstatus. Im November 2021 Ochman er sein erstes Album, das auf Platz 5 der polnischen Albumcharts einstieg. Kurze Zeit später siegte er beim ESC-Vorentscheid.

ESC 2022: Das sind die Kandidatinnen und Kandidaten

Für Deutschland tritt bei ESC 2022 Malik Harris mit seinem Song 
Für Deutschland tritt bei ESC 2022 Malik Harris mit seinem Song "Rockstars" an. © Britta Pedersen/dpa-POOL/dpa
Die albanische Kandidatin ist Ronela Hajati mit
Die albanische Kandidatin ist Ronela Hajati mit "Sekret". © EBU/Eurovision Song Contest
Für Armenien tritt Rosa Linn mit
Für Armenien tritt Rosa Linn mit "Snap" an. © Robert Koloyan/EBU/Eurovision Song Contest
Der australische Kandidat: Sheldon Riley singt
Der australische Kandidat: Sheldon Riley singt "Not The Same". © EBU/Eurovision Song Contest
LUM!X & Pia Maria repräsentierten beim ESC 2022 Österreich mit
LUM!X & Pia Maria repräsentierten beim ESC 2022 Österreich mit "Halo". © Felix Vrantny/EBU/Eurovision Song Contest
Vertritt Aserbaidschan: Nadir Rustamli mit
Vertritt Aserbaidschan: Nadir Rustamli mit "Fade To Black". © ICTIMAI TV/EBU/Eurovision Song Contest
Jérémie Makiese tritt mit
Jérémie Makiese tritt mit "Miss You" für Belgien an. © Henri Doyen/EBU/Eurovision Song Contest
Die bulgarische Band Intelligent Music Project nimmt mit
Die bulgarische Band Intelligent Music Project nimmt mit "Intention" teil. © Orlin Nikolov/EBU/Eurovision Song Contest
Mia Dimšić ist die Kandidatin aus Kroation. Sie tritt mit
Mia Dimšić ist die Kandidatin aus Kroation. Sie tritt mit "Guilty Pleasure" an. © Goran Čižmešija /EBU/Eurovision Song Contest
Zypern will sich den Sieg mit Andromache und
Zypern will sich den Sieg mit Andromache und "Ela" sichern. © Konstantino Maolas/EBU/Eurovision Song Contest
Tschechien tritt mit einer Band an: We Are Domi mit
Tschechien tritt mit einer Band an: We Are Domi mit "Lights Off". © Barbora Nosková/EBU/Eurovision Song Contest
Reddi mit
Reddi mit "The Show" will für Dänemark gewinnen. © Agnete Schlichtkrull/EBU/Eurovision Song Contest
Für Estland tritt Stefan mit
Für Estland tritt Stefan mit "Hope" an. © Ako Lehemets/EBU/Eurovision Song Contest
Die finnischen Kandidaten für den Eurovision Song Contest: The Rasmus mit
Die finnischen Kandidaten für den Eurovision Song Contest: The Rasmus mit "Jezebel". © Venla Shalin/EBU/Eurovision Song Contest
Auch für Frankreich tritt eine Band an: Alvan & Ahez mit
Auch für Frankreich tritt eine Band an: Alvan & Ahez mit "Fulenn". © Thomas Braut/EBU/Eurovision Song Contest
Die griechische Kandidatin Amanda Georgiadi Tenfjord mit
Die griechische Kandidatin Amanda Georgiadi Tenfjord mit "die toegther". © Kostas Karydas/EBU/Eurovision Song Contest
Andrea Koevska, auch bekannt nur unter ihrem Vornamen Andrea, ist eine nordmazedonische Sängerin. Beim ESC singt sie
Andrea Koevska, auch bekannt nur unter ihrem Vornamen Andrea, ist eine nordmazedonische Sängerin. Beim ESC singt sie "Circles". © Martin Trajanovski/EBU/Eurovision Song Contest
Brooke Scullion wird Irland mit dem Lied
Brooke Scullion wird Irland mit dem Lied "That's Rich" vertreten. © Ruth Medjber/EBU/Eurovision Song Contest
Chanel Terrero Martínez wird Spanien mit dem Lied
Chanel Terrero Martínez wird Spanien mit dem Lied "SloMo" vertreten. © TVE/EBU/Eurovision Song Contest
Die Band Circus Mircus treten mit
Die Band Circus Mircus treten mit "Lock Me In" für Georgien an. © EBU/Eurovision Song Contest
Citi Zēni singen
Citi Zēni singen "Eat Your Salad" für Lettland. © Citi Zēni/EBU/Eurovision Song Contest
Cornelia Jakobs singt
Cornelia Jakobs singt "Hold Me Closer" für Schweden. © SVT/EBU/Eurovision Song Contest
Achille Lauro ist die Stimme für San Marino. Er geht mit dem Punkrock-Song
Achille Lauro ist die Stimme für San Marino. Er geht mit dem Punkrock-Song "Stripper" ins Rennen. © Luca D'Amelio/EBU/Eurovision Song Contest
Mahmood & Blanco singen
Mahmood & Blanco singen "Brividi" für Italien. © Giulia Bersani/EBU/Eurovision Song Contest
Marius Bear singt
Marius Bear singt "Boys Do Cry" für die Schweiz. © SRF/EBU/Eurovision Song Contest
Michael Ben David tritt mit
Michael Ben David tritt mit "I.M" für Israel an. © Shahar Arbiv/EBU/Eurovision Song Contest
Portugal wählt
Portugal wählt "Saudade saudade" von Maro für den Wettbewerb. © Joey Schultz/EBU/Eurovision Song Contest
 Emma Muscat singt
Emma Muscat singt "I Am What I Am" für Malta. © Matthew B. Spiteri/EBU/Eurovision Song Contest
Kalush Orchestra  tritt mit
Kalush Orchestra tritt mit "Stefania" für die Ukraine an. © Maxim Fesenko/EBU/Eurovision Song Contest
Serbien schickt Konstrakta mit
Serbien schickt Konstrakta mit "In corpore sano" zum ESC. © Kosta Đurakovic/EBU/Eurovision Song Contest
Die Nachwuchsband LPS geht mit
Die Nachwuchsband LPS geht mit "Disko" ins Rennen für Slowenien. © RTV Slovenia/EBU/Eurovision Song Contest
Tiktok-Star Sam Ryder singt beim ESC für Großbritannien
Tiktok-Star Sam Ryder singt beim ESC für Großbritannien "Space Man". © Parlophone Music/EBU/Eurovision Song Contest
Litauen schickt Monika Liu mi dem Lied
Litauen schickt Monika Liu mi dem Lied "Sentimentai" zum Eurovision Song Contest. © Monika Liu/EBU/Eurovision Song Contest
Moldavien schickt die Band Zdob şi Zdub & Fraţii Advahov mit dem Lied
Moldavien schickt die Band Zdob şi Zdub & Fraţii Advahov mit dem Lied "Trenuleţul" ins Rennen. © Zdob şi Zdub/EBU/Eurovision Song Contest
Norwegen geht mit dem Lied
Norwegen geht mit dem Lied "Give That Wolf A Banana" von Subwoolfer ins Rennen. © NRK/EBU/Eurovision Song Contest
Die Schweszern Systur treten mit
Die Schweszern Systur treten mit "Með hækkandi sól" für Island auf. © RÚV/EBU/Eurovision Song Contest
Vladana singt
Vladana singt "Breathe" für Montenegro. © Aleksandra Jovic/EBU/Eurovision Song Contest
Für Rumänien geht WRS mit
Für Rumänien geht WRS mit "Llámame" ins Rennen. © Vlad Adrei/EBU/Eurovision Song Contest
Ochman soll Polen mit
Ochman soll Polen mit "River" ins Finale führen. © Slawomir Kuchanski/EBU/Eurovision Song Contest
Niederlande schicken S10 mit
Niederlande schicken S10 mit "De Diepte" zum ESC. © Marie Wynants/EBU/Eurovision Song Contest
Die Band Citi Zēni tritt beim Eurovision Song Contest 2022 für Lettland an.
Die Band Citi Zēni tritt beim Eurovision Song Contest 2022 für Lettland an. © IMAGO / ANP
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Dabei sollte es den eigentlich gar nicht geben. Ursprünglich wollte der Sender TVP eine interne Wahl treffen und diese am 2. Januar verkünden. Kurzfristig wurde die Veröffentlichung um zwei Wochen verschoben – bis dann stattdessen ein Vorentscheid ins Leben gerufen wurde.

Polen: Eines der weniger erfolgreichen „ESC“-Länder

Blickt man auf die vergangenen Jahre der Teilnahme Polens beim ESC zurück, fällt auf: So besonders erfolgreich war das Land nicht: Insgesamt landeten vier von 22 Beiträgen in der linken Tabellenhälfte unter den Top 13. 2011 wurde Polen Letzter, erreichte aber bei seinem Wettbewerbsdebüt 1994 Platz 2. Mit nur zwei weiteren Platzierungen unter den besten Zehn sowie acht verpassten Finaleinzügen gehört Polen also zu den weniger erfolgreichen Ländern im Wettbewerb.

Dieser Artikel ist zuerst bei morgenpost.de erschienen.