London/Berlin. Wer sich mit dem Coronavirus ansteckt, ist meistens schnell wieder negativ. Ein britischer Patient wurde das Virus aber nicht mehr los.

Wer sich mit dem Coronavirus infiziert, verfolgt oft, gerade in den letzten Quarantäne-Tagen, ob Schnelltests noch anschlagen. Die meisten Betroffenen, die einen milden Verlauf von Covid-19 durchmachen, werden nach zehn bis 14 Tagen wieder virusfrei, der zweite rote Streifen verblasst, bis er nicht mehr da ist. Doch dass es auch ganz anders kommen kann, zeigt ein Fall aus Großbritannien.

Ein britischer Corona-Patient hat mit 505 Tagen bis zu seinem Tod die bislang längste bekannte Corona-Infektion durchgemacht. Das teilten Forscher des King's College London und des Guy's and St Thomas' NHS Foundation Trust mit. Bislang dauerte die längste bekannte Infektion 335 Tage.

Coronavirus: In der Regel dauert eine Infektion ein bis zwei Wochen

Die betreffende Person habe unter einer Immunschwäche gelitten und nahm an einer Studie teil, die Aufschluss darüber geben sollte, wie sich das Virus bei langfristig Erkrankten verändert. Die Wissenschaftler fanden dabei Hinweise darauf, dass in immungeschwächten Patienten neue Virusvarianten entstehen können, wie aus der Mitteilung hervorgeht. Die Ergebnisse sollen bei einem internationalen Kongress in Lissabon an diesem Wochenende vorgestellt werden.

In Menschen mit funktionierendem Immunsystem dauert eine Coronavirus-Infektion nach Angaben der Forscher in der Regel ein bis zwei Wochen. Auch wenn das Virus noch bis zu 90 Tage per PCR-Test nachgewiesen werden kann, ist es nicht mehr in der Lage, sich zu replizieren. Bei stark immungeschwächten Personen ist das anders, hier können aktive Infektionen lange andauern.

Studie: Zwei Patienten über ein Jahr Corona-positiv

Im Rahmen der Studie wurden neun Covid-19-Patienten beobachtet, die aufgrund von anderen Erkrankungen oder Therapien ein geschwächtes Immunsystem hatten. Im Schnitt waren sie 73 Tage lang infiziert. Bei zwei Patienten dauerte die Infektion länger als ein Jahr an.

„Regelmäßige Proben und genetische Analysen des Virus zeigten, dass fünf der neun Patienten mindestens eine Mutation entwickelten, die in als besorgniserregend eingestuften Varianten vorkamen“, hieß es in der Mitteilung weiter. Bei einem Patienten seien zehn Mutationen festgestellt worden, die einzeln in besorgniserregenden Varianten wie Alpha, Gamma oder Omikron auftreten.

Forscher wollen ergründen, wie Corona-Varianten entstehen

„Das erbringt den Beweis, dass Mutationen, die in besorgniserregenden Varianten vorkommen, in immungeschwächten Patienten vorkommen und stützt die Vorstellung, dass neue Varianten der Viren in immungeschwächten Personen entstehen könnten“, sagte Luke Blagdon Snell vom Guy's and St Thomas' NHS Foundation Trust.

Es sei aber wichtig zu betonen, dass keiner der in der Studie beobachteten Patienten eine Virus-Variante entwickelt habe, die zu einer der weit verbreiteten besorgniserregenden Varianten geworden sei, so Snell weiter. Unklar sei auch, ob die Varianten Alpha, Delta und Omikron auf diese Weise entstanden seien. (bml/dpa)

Dieser Artikel ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.