Berlin. Studie der Charité: 20 Prozent der Mitarbeiter im Gesundheits- und Pflegebereich zweifeln an Corona-Impfung. Droht ihnen Jobverlust?

In Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen ist immer noch jede fünfte Pflegekraft nicht vollständig gegen Corona geimpft. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Instituts für Medizinische Soziologie der Berliner Charité, bei der deutschlandweit Heimleitungen und Personal befragt wurden.

Von den Heimbewohnern sind demnach 90 Prozent vollständig geimpft, 70 Prozent erhielten bis Ende Januar eine Booster-Imfpung. Für die Studie wurden seit Oktober 2021 bis zum 24. Januar 2022 bundesweit Heimleitungen und Pflegekräfte vollstationärer Einrichtungen befragt, um den Fortschritt der Impfkampagne, den aktuellen Impfstatus von Pflegepersonal und Bewohnern sowie die Motive für bzw. gegen eine Impfung zu dokumentieren.

Zwar hat die Booster-Kampagne an Fahrt aufgenommen, doch immer noch haben laut Studie 2,8 Prozent der Bewohner und 3,5 Prozent der Mitarbeiter kein Impfangebot erhalten. Selbst wenn das Angebot da ist: Über 70 Prozent der Einrichtungen gaben an, dass nicht alle Bewohnerinnen und Bewohner geimpft sind.

Corona-Impfung: Ängste vor Nebenwirkungen und Langzeitfolgen

Der Grund für diese unvollständige Impfung der Pflegebedürftigen ist Skepsis, entweder bei ihnen selbst oder bei ihren Betreuerinnen und Betreuern. So erklärten knapp 58 Prozent der Heimleiter, wer die Impfung ablehne, habe meist Angst vor Nebenwirkungen und Langzeitfolgen. Auch Zweifel an der Wirksamkeit werden als Motiv für eine ablehnende Haltung angegeben.

Bei jedem vierten ungeimpften Heimbewohner sind es Angehörige, die eine Impfung der Pflegebedürftigen ablehnen. Als Gründe werden dann meist Demenzen angegeben, psychiatrische Gründe und auch unheilbare Erkrankungen in der Endphase des Lebens.

Ungeimpfte Pflegekräfte sorgen sich ebenfalls um Nebenwirkungen und Langzeitfolgen oder zweifeln an Wirksamkeit und Studienlage. Die Hälfte der ungeimpften Pflegerinnen und Pfleger ist aber auch verunsichert aufgrund der – ihrer Ansicht nach – schlechten Kommunikation der Politik. Zwei von drei der ungeimpften Pflegekräfte wollen sich auch in Zukunft nicht impfen lassen.

Verlieren ungeimpfte Pflegekräfte bald ihren Job?

Obwohl ab Mitte März die einrichtungsbezogene Impfpflicht in Kraft tritt, müssen ungeimpfte Pflegekräfte nicht zwangsläufig um ihren Job bangen. „Kontrolliert und entschieden wird im Einzelfall“, sagte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Bei den Kontrollen und Entscheidungen über Tätigkeitsverbote spiele „natürlich auch der Aspekt eine Rolle, ob in einer Übergangszeit Personalengpässe in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen vermieden werden können“, sagte die Ministeriumssprecherin.

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Bundestag und Bundesrat hatten die Einführung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht zum 16. März beschlossen. Die Regelung sieht vor, dass Personal aus bestimmten medizinischen Einrichtungen dem Arbeitgeber bis zum 15. März 2022 einen Nachweis über den Corona-Impfstatus vorlegen muss. Wenn bis dahin der Nachweis fehlt, muss dies vom Arbeitgeber an das Gesundheitsamt ge­meldet wer­den.