Berlin. Immer mehr Corona-Fälle, die Inzidenzen jagen in die Höhe, die Intensivstationen füllen sich – jetzt reagieren diese vier Bundesländer.

  • In vielen Bundesländern steigen die Corona-Inzidenzen rapide an
  • Manche Länder wollen die Corona-Beschränkungen wieder verschärfen
  • Welche Bundesländer neue Regeln einführen wollen, lesen Sie hier

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt bundesweit rasant an. In Bayern und Sachsen liegen die Sieben-Tage-Inzidenzen deutlich über der Grenze von 200. Thüringen verzeichnet sogar eine Inzidenz von über 300. Deshalb reagiert das Land in Deutschlands Mitte: Seit Samstag gilt in Thüringen eine verschärfte Corona-Verordnung. Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg wollen nachziehen.

Thüringen: Bundesweit die höchste Inzidenz

Thüringen hat aktuell die höchste Inzidenz aller Bundesländer. Laut Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) lag die Zahl der Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner binnen einer Woche am Mittwoch bei 338,2. Der Freistaat musste reagieren und passte daher seine Corona-Regeln an. Seit Samstag gelten eine neue landesweite Corona-Verordnung und ein Eindämmungserlass als Rahmen für kommunale Regelungen.

In fast allen Regionen Thüringens gilt derzeit mindestens die Corona-Warnstufe 2. Für den Besuch von Veranstaltungen sind wahlweise die 2G- oder 3G-plus-Regeln vorgeschrieben. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums soll dieses Optionsmodell, bei dem die Verantwortlichen zwischen den Varianten wählen können, künftig ab regionaler Corona-Warnstufe 3 auch beim Besuch von Gaststätten und Hotels sowie „religiöser Zusammenkünfte“ gelten.

2G bedeutet, dass der Zutritt nur Geimpften und Genesenen erlaubt ist. In diesem Fall darf auf das Tragen einer Maske oder Abstandsregeln verzichtet werden. Das Modell 3G-plus gewährt Geimpften und Genesenen sowie Menschen, die einen negativen PCR-Test oder einen ähnlichen Test vorlegen können, Zutritt. Ein gewöhnlicher Antigen-Schnelltest reicht nicht.

Thüringen lässt Gastwirten und Veranstalterinnen bei Inkrafttreten der Warnstufe 3 die Wahl: 2G oder 3G-plus. Entscheiden sich die Verantwortlichen für das letztgenannte Modell, müssen Ungeimpfte zwingend einen negativen PCR-Test vorlegen.
Thüringen lässt Gastwirten und Veranstalterinnen bei Inkrafttreten der Warnstufe 3 die Wahl: 2G oder 3G-plus. Entscheiden sich die Verantwortlichen für das letztgenannte Modell, müssen Ungeimpfte zwingend einen negativen PCR-Test vorlegen. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Neue Corona-Verordnung und neuer Eindämmungserlass

Nach der neuen Corona-Verordnung soll außerdem die einfache 3G-Regel künftig bei regionalen Warnstufen für Beschäftigte mit Kundenkontakt in bestimmten Bereichen wie der Gastronomie gelten. Diese Angestellten müssten sich dann zweimal wöchentlich testen lassen, wenn sie nicht geimpft oder genesen sind. Bei der 3G-Regelung reicht ein Nachweis mit einem Antigen-Schnelltest aus.

Der neue Eindämmungserlass setzt zudem Vorgaben für die einzelnen Warnstufen in den Regionen. Demnach müssen die Kreise und kreisfreien Städte das 2G- oder 3G-plus-Modell ab regionaler Warnstufe 3 in bestimmten Bereichen zwingend einhalten. Ab Warnstufe 2 können die Kommunen selbst entscheiden, ob sie 2G oder 3G plus verbindlich einfordern.

Dies soll für Ausstellungen, Messen, Spezial- und Jahrmärkte sowie Sportveranstaltungen gelten, ebenso für Kulturveranstaltungen wie Lesungen, Konzerte, Theater-, Film- und Opernaufführungen sowie für Diskotheken, Tanzveranstaltungen und auch für Reisebusveranstaltungen.

Bei Kindern und Erwachsenen, die sich nicht impfen lassen können, reicht nach Ministeriumsangaben sowohl bei 2G als auch bei 3G plus ein Schnelltest.

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Sachsen: Lockdown für Ungeimpfte?

In Sachsen plant die Landesregierung nach einem Bericht der „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ) angesichts der hohen Infektionszahlen sogar eine Art Lockdown für Ungeimpfte. Die Inzidenz war am Mittwoch bis auf 289,7 geklettert. Die Regierung erwägt nun laut LVZ die Einführung eines großflächigen 2G-Modells. Für Ungeimpfte wäre dies wie ein Lockdown. Sie dürften nur noch Geschäfte des täglichen Bedarfs besuchen.

Am Mittwoch hatte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) einen solchen Beschluss bereits angekündigt. „2G ist jetzt ein zwingendes Muss. Die Infektionen bei den ungeimpften Menschen bestimmen diese vierte Welle“, sagte er.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hält die landesweite Einführung der 2G-Regel für ein „zwingendes Muss“.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hält die landesweite Einführung der 2G-Regel für ein „zwingendes Muss“. © dpa | MATTHIAS RIETSCHEL

Sollte der 2G-Beschluss kommen, könnten Ungeimpfte nur noch Super­märkte oder Apotheken aufsuchen. Ob Friseurbesuche oder die Nutzung anderer „körpernaher Dienstleistungen“ noch möglich wäre, ist fraglich, da die Regierung nach dem Bericht der LVZ auch erwägt, das 2G-Modell auf Einzelhandel und Arbeitsplatz anzuwenden.

Die sächsische Corona-Verordnung gilt offiziell noch bis zum 17. November. Wie die LVZ berichtet, gilt es jedoch als sicher, dass die Landesregierung bereits am 9. November eine neue Leitlinie verabschieden will.

Bayern: Erneut Maskenpflicht im Unterricht

Auch Bayern will seine Corona-Regeln verschärfen. Im Freistaat lag die Inzidenz laut RKI am Mittwoch bei 228,4. Die Zahl der neuen Corona-Fälle in den vergangen sieben Tagen ist mit mehr als 30.000 mit deutlichem Abstand bundesweit die höchste.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, Schülerinnen und Schüler würden voraussichtlich nach den Herbstferien, also ab 8. November, auch im Unterricht wieder Masken tragen müssen. Eine Entscheidung ist soll noch am Mittwoch fallen.

Die Maske sei die schnellste und einfachste Form des Schutzes, sagte Söder. Schon nach den Sommerferien hatten Schülerinnen und Schüler auch am Platz Masken tragen müssen – nach einigen Wochen war diese Vorgabe aber wieder ausgelaufen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei einer Kabinettssitzung am Dienstag. Der Regierungschef geht davon aus, dass nach den Herbstferien wieder eine allgemeine Maskenpflicht in den Schulen des Freistaats gilt.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei einer Kabinettssitzung am Dienstag. Der Regierungschef geht davon aus, dass nach den Herbstferien wieder eine allgemeine Maskenpflicht in den Schulen des Freistaats gilt. © dpa | Matthias Balk

Baden-Württemberg: Es drohen wieder Kontaktbeschränkungen

Baden-Württemberg lag am Mittwoch mit einer Inzidenz von 165,7 noch unter der Grenze von 200, aber bei den Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen mit mehr als 1.000 bundesweit auf Platz zwei. Deshalb gilt seit Mittwoch die sogenannte Warnstufe. Ungeimpfte und Nicht-Genesene müssen dann in vielen Bereichen PCR-Tests vorweisen, etwa im Restaurant, dem Kino oder dem Schwimmbad.

Außerdem kommen die Kontaktbeschränkungen zurück: Ein Haushalt darf sich nur noch mit fünf weiteren Personen treffen. Ausgenommen davon sind Genesene und Geimpfte, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren und Menschen, die sich zum Beispiel aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.

Eine Intensivpflegerin betreut auf einer Intensivstation des Klinikums Ludwigsburg (Baden-Württemberg) einen Covid-19-Patienten.
Eine Intensivpflegerin betreut auf einer Intensivstation des Klinikums Ludwigsburg (Baden-Württemberg) einen Covid-19-Patienten. © dpa | Sebastian Gollnow

Viele Intensivpatienten in den Krankenhäusern

Laut der Corona-Verordnung des Landes treten strengere Maßnahmen in Kraft, wenn an zwei aufeinanderfolgenden Werktagen 250 oder mehr Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen behandelt werden müssen. Das war nach Angaben des Gesundheitsministeriums am Dienstag der Fall, weshalb seit Mittwoch die strengeren Regeln gelten.

Die erste kritische Marke sei erreicht, die Lage in den Krankenhäusern angespannt, teilte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) am Dienstag mit. "Wir erleben derzeit eine Pandemie der Ungeimpften. Das sehen wir nicht nur an den getrennt ausgewiesenen Inzidenz-Werten, sondern auch auf den Intensivstationen."