Sydney. Experten sorgen sich um die Zukunft der Koalas. Ihr Bestand in Australien ist durch verheerende Waldbrände und Dürren in großer Gefahr.

Den Koalas geht es schlecht. Einst lebten Millionen der Beutelsäuger in Australien. Mittlerweile sind sich an Äste klammernde Koalas ein seltener Anblick, vor allem im Osten des Landes, wo die meisten der großen Städte liegen. Nun schlagen Wissenschaftler der Australian Koala Foundation (AKF) Alarm: Die Zahl sei in den letzten Jahren so rapide gesunken, dass die Säugetiere in einigen Regionen bereits ausgestorben seien.

Australien: Koala-Bestand ist um 30 Prozent zurückgegangen

Es gebe nur noch zwischen 32.000 und 58.000 Tiere. Der AKF zufolge sind die Koalazahlen seit 2018 um 30 Prozent zurückgegangen. Einer der Gründe: die verheerenden Buschfeuer von Juni 2019 bis März 2020 - zehntausende der Koalas verbrannten damals. Tiere, die überlebten, finden nichts mehr zu fressen. „Ich habe einige Landschaften gesehen, die wie der Mond aussehen“, berichtet Deborah Tabart, die Leiterin der AKF. Immer noch leiden Tiere und Australier unter den Folgen der Buschfeuer.

Dramatische Bilder nach den Feuern

Monatelang hatten die Brände damals gewütet. Eine Waldfläche größer als Irland wurde vernichtet, 34 Menschen kamen ums Leben, mehr als 6000 Häuser brannten ab. Biologen schätzen, dass eine Milliarde Tiere ums Leben kamen: Schmalfuß-Beutelmäuse, Kurzschwanzkängurus oder Schnabeltiere – und eben Koalas.

Bilder verkohlter Tierkadaver gingen um die Welt. Die Zahlen der AKF lassen Zweifel aufkommen, ob sich die Koala-Populationen jemals von diesem Inferno erholen werden.

Zählen der Tiere soll eine Übersicht bringen

Die Bestandsaufnahme der Regierung ist ein Schritt, um endlich valide Daten zu bekommen. Eine Sprecherin des Umweltministeriums wies auf Anfrage darauf hin, dass die Tiere mit Millionen-Hilfspaketen gefördert werden. Doch Naturschützer haben Bedenken, ob das reicht.

Die Helfer werden in jeden Winkel des riesigen Kontinents ausschwärmen, werden in den Baumwipfeln der Eukalyptuswälder nach Koalas suchen und ganz genau notieren, wo sie welche finden. Australien plant eine besondere Volkszählung: Eine nationale Forschungsagentur soll bis Juni 2022 eine gigantische Bestandsaufnahme auf die Beine stellen – und die Frage klären, wie viele der verschlafenen Nationaltiere eigentlich noch übrig sind.

Die niedlichen Beuteltiere könnten bis 2050 ausgestorben sein

Eine Studie im Bundesstaat New South Wales kam bereits im vergangenen Jahr zu dem ernüchternden Schluss, dass Koalas im ganzen Landesteil bis 2050 ausgestorben sein könnten. Das könne nur durch eine „dringende Intervention der Regierung“ verhindert werden, hieß es. Das andere australische Nationaltier – das Känguru – hat hingegen ganz andere Probleme. Es hüpfen derart viele der charakteristischen Wappentiere durch die Gegend, dass sie mittlerweile als Plage gelten, mit staatlicher Erlaubnis gejagt und zu Hundefutter verarbeitet werden. Hintergrund: Theologe mahnt: "Unser Umgang mit Tieren ist geisteskrank"

Die Gefahr droht auch von Autos – viele Tiere werden überfahren

Den Koalas, die den Großteil des Tages dösend in Bäumen sitzen und sich ausschließlich von bestimmten Eukalyptusblättern ernähren, setzen nicht nur Brände zu. Je näher sie den Städten kommen, desto gefährlicher wird es für sie. Manche werden von Autos überfahren, einige ertrinken in Schwimmbecken, andere werden von Hunden attackiert. Vor allem dezimieren Krankheiten die Bestände, wie eine Studie der Universität von Sydney ergab. Bergbau und Waldrodungen vertreiben die Koalas aus ihren Habitaten. Dadurch stünden sie unter ständigem Stress, der wiederum dazu führe, dass das Immunsystem der Tiere überfordert sei. Lesen Sie auch: Diese Deutsche näht Beutel für verletzte Tiere in Australien

Die Australian Koala Foundation träumt von einem „Great Koala Trail“ – einem zusammenhängenden Lebensraum, der sich über fast 2500 Kilometer von der Hafenstadt Cairns im Norden bis Adelaide im Süden erstreckt. Tabart gibt die Hoffnung nicht auf, dass die Koalas in Australien eine Zukunft haben.