Berlin. Jedes Jahr werden Mütter zu Muttertag mit Blumen, Pralinen und Karten überhäuft. Dabei haben Frauen mit Job und Familie andere Sorgen.

  • Sie sind die Klassiker der Muttertagsgeschenke: Pralinen, Blumen und Grußkarten
  • Doch statt kleinen Aufmerksamkeiten würden sich viele Frauen etwas ganz anderes wünschen
  • Denn zwischen Männern und Frauen klafft noch immer eine große Diskrepanz bei der Gleichberechtigung

Alljährlich floriert zum Muttertag im wahrsten Sinne des Wortes der Blumenhandel. Mütter, Großmütter und Schwiegermütter werden mit prächtigen Sträußen überhäuft, dazu gibt es Pralinen und freundliche Grußkarten - wie in diesem Jahr am 9. Mai. Dabei wünschen sich die meisten Mütter eigentlich etwas anderes.

Rein rechtlich betrachtet sind Männer und Frauen in Deutschland gleichstellt - das ist in Artikel drei des Grundgesetzes verankert. Im Alltag spürt man davon aber oft noch immer herzlich wenig. Weil es hier nicht um Befindlichkeiten geht, sondern um Fakten, folgen nun ein paar nackte Zahlen.

Lohnlücke: Frauen werden schlechter bezahlt

Frauen erleiden noch immer massive Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt. Die Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen lag 2020 bei 19 Prozent, wie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend schreibt. Selbst bei gleicher formaler Qualifikation betrug die Lohnlücke demnach noch sechs Prozent. Und laut "Manager Magazin" sind nur 11,5 Prozent (!) aller Vorstandsmitglieder der 160 Dax-, MDax und SDax-Unternehmen weiblich.

Eine massive Diskrepanz lässt sich auch bei Aufgabenverteilung im Haushalt erkennen - besonders in der Corona-Pandemie. In einer Bertelsmann-Umfrage gaben 69 Prozent der befragten Frauen an, in der Corona-Krise die "generelle Hausarbeit" zu erledigen, während das nur elf Prozent der Männer von sich behaupten konnten.

Dass die hausarbeitsfaulen Herren im Gegenzug bei der Kinderbetreuung mehr Zeit investieren, kann man nicht gerade behaupten: Auch hier wuppten der Umfrage zufolge mehr als die Hälfte der befragten Frauen Betreuung und Homeschooling, bei den Männern waren es hingegen nur 13 bis 15 Prozent.

Muttertagsangebote von Supermärkte offenbaren Rollenverständnis

Gewürdigt wird die von Frauen ausgeführte sogenannte Carearbeit in Familie und Haushalt recht wenig - stattdessen wird sie als Selbstverständlichkeit aufgefasst, wie sich 2018 an einer Muttertags-Aktion von Lidl zeigte: Der Discounter wartete unter dem Slogan "Zeit, Danke zu sagen" mit "Geschenk-Ideen" wie einer Dampfbügelstation, einer Nähmaschine und einem Staubsauger auf. Danke für nichts, Lidl.

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Rewe hat mit seinen Muttertagsangeboten nun ein ähnlich antiquiertes Rollenverständnis offenbart: Die Supermarktkette zeigt in ihrem aktuellen Werbeprospekt eine Doppelseite für Mutter- und Vatertagsangebote. Während auf der rosa gehaltenen Seite links eine Frau mit Kindern nebst Muttertagsangeboten wie Pralinen, Blumen und Sekt abgebildet ist, sind rechts zwei Männer am Grill zu sehen, beide mit einem Bier in der Hand, wie sie mit stolzgeschwellter Brust ein Steak begutachten. Das Angebot zum Vatertag: ausschließlich alkoholische Getränke.

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Statt Blumen: Das wünschen sich Frauen zum Muttertag

Aus all diesen Gründen teilen viele Frauen auf Twitter mit, was sie sich wirklich zum Muttertag wünschen: "Wir könnten einfach Carearbeit adäquat bezahlen, dann wäre der Muttertag bald überflüssig, wetten?", schreibt eine Nutzerin. "Ich brauche ein System, in dem Mütter nicht arm sterben, weil sie ausgesetzt und in Teilzeit gearbeitet haben", lautet ein weiterer Kommentar. "Ich wünsche mir bezahlbare und gute Kitas, die zeitlich flexibel sind, so dass Frau arbeiten gehen kann", notiert eine andere.

"Mein Muttertagswunsch ist seit Jahren der gleiche", steht es in einem anderen Tweet: "Eine Arbeit, die meiner Qualifikation entspricht und wo man sich nicht daran stört, dass ich drei Kinder habe." Eine weitere Twitter-Nutzerin bringt es auf den Punkt: "Muttertag ist für Mütter etwa so wertvoll wie Klatschen für Pflegefachleute."

Wer als Mann also auf der Suche nach einem passenden Geschenk für seine Partnerin zum Muttertag ist, muss dafür gar nicht tief in die Taschen greifen: Der erste kleine Schritt wäre schon damit getan, sich seiner Privilegien am Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft bewusst zu werden. Anerkennung von durch Frauen geleistete Carearbeit wäre ein weiterer - und zwar an 365 Tagen im Jahr, nicht nur an Muttertag.