Berlin/Amsterdam. Lässt sich das Corona-Leid der Menschheit in ein einziges Bild fassen? Ein Däne hat es versucht – und damit einen Preis gewonnen.

Das berührende Bild einer Umarmung in Corona-Zeiten ist das Weltpressefoto des Jahres 2021. Der dänische Fotograf Mads Nissen wurde am Donnerstag in Amsterdam online mit dem ersten Preis des renommierten Wettbewerbs World Press Photo ausgezeichnet. Das Bild repräsentiert nach Ansicht der Jury wie kein anderes die Auswirkungen der Pandemie auf die Menschen weltweit.

Bestes Foto: Ein Engel in Plastik

"Die erste Umarmung", so der Titel des Siegerfotos für die dänische Tageszeitung "Politiken", zeigt die Brasilianerin Rosa Luzia Lunardi, die am 5. August 2020 von der Pflegerin Adriana Silva da Costa Souza in einem Pflegeheim umarmt wird – zum ersten Mal nach fünf Monaten.

Die Pflegerin trägt dabei einen Plastikumhang, der Berührungen ohne direkten Körperkontakt möglich macht. Durch die besondere Form des Umhangs erscheint die Pflegerin wie ein Engel. "Für mich ist es eine Geschichte von Hoffnung und Liebe in den schwierigsten Zeiten", sagte Fotograf Nissen.

Die 85-jährige Rosa Luzia Lunardi wird von der Krankenschwester Adriana Silva da Costa Souza umarmt - die erste Umarmung, die sie seit fünf Monaten erhält.
Die 85-jährige Rosa Luzia Lunardi wird von der Krankenschwester Adriana Silva da Costa Souza umarmt - die erste Umarmung, die sie seit fünf Monaten erhält. © Politiken/ Panos Pi/World Press Photo/dpa | Mads Nissen

Die Jury sprach von einem ikonischen Foto zur Covid-19-Pandemie. Jury-Mitglied Kevin WY Lee sagte, es gehe darin um Verletzlichkeit, Liebe, Verlust, Trennung, Untergang, "aber - sehr wichtig - auch Überleben".

Beste Fotoreportage handelt von Krieg und Liebe

Die beste Fotoreportage gelang dem Italiener Antonio Faccilongo. Er gewann mit "Habibi" in der Kategorie Photo Story den ersten Preis für seine Serie über die Folgen des Nahostkonflikts für palästinensische Paare.

Lydia liegt auf einem Sofa in ihrem Haus. Sie ist die Mutter von Majd, der dank einer In-vitro-Fertilisation geboren wurde. Lydias Ehemann, Abdel Karim, ist seit Juni 2001 inhaftiert und zu 25 Jahren Haft verurteilt, weil er an der Ermordung des israelischen Tourismusministers Rehavam Zeevi 2001 beteiligt war.
Lydia liegt auf einem Sofa in ihrem Haus. Sie ist die Mutter von Majd, der dank einer In-vitro-Fertilisation geboren wurde. Lydias Ehemann, Abdel Karim, ist seit Juni 2001 inhaftiert und zu 25 Jahren Haft verurteilt, weil er an der Ermordung des israelischen Tourismusministers Rehavam Zeevi 2001 beteiligt war. © World Press Photo/dpa | Antonio Faccilongo

Sie sei eine Chronik von Liebesgeschichten vor dem Hintergrund des Krieges zwischen Palästina und Israel. "Meine Arbeit soll eine kulturelle Brücke sein, um Menschen zueinander zu bringen", sagte er.

Ein Neugeborenes in einem Inkubator. Es wurde wenige Stunden zuvor im Al-Shifa Krankenhaus in Gaza geboren. Dieses Foto soll die Schwierigkeiten dokumentieren, die diese Kinder seit ihrer Geburt und beim Aufwachsen in einem konfliktreichen Gebiet haben.
Ein Neugeborenes in einem Inkubator. Es wurde wenige Stunden zuvor im Al-Shifa Krankenhaus in Gaza geboren. Dieses Foto soll die Schwierigkeiten dokumentieren, die diese Kinder seit ihrer Geburt und beim Aufwachsen in einem konfliktreichen Gebiet haben. © World Press Photo/dpa | Antonio Faccilongo

Fotografen in acht Kategorien wurden ausgezeichnet. Die Corona-Pandemie war in diesem Jahr eines der großen Themen – wie auch die Proteste in den USA nach dem gewaltsamen Tod des Schwarzen George Floyd und die verheerende Explosion im Hafen von Beirut.

Das beste Einzelbild zeigt einen Streit zwischen einer Schwarzen und einem Weißen um ein Lincoln-Denkmal in Washington, DC. Auf dem Sockel kniet ein Schwarzer in Lendenschurz vor dem ehemaligen US-Präsidenten.
Das beste Einzelbild zeigt einen Streit zwischen einer Schwarzen und einem Weißen um ein Lincoln-Denkmal in Washington, DC. Auf dem Sockel kniet ein Schwarzer in Lendenschurz vor dem ehemaligen US-Präsidenten. © World Press Photo/dpa | Evelyn Hockstein

Deutsche Fotografen wurden nicht ausgezeichnet. An dem Wettbewerb hatten sich 4315 Fotografen aus 130 Ländern beteiligt. Die beiden Hauptpreise sind mit je 5000 Euro dotiert. Die Siegerfotos sollen in 50 Ländern in einer Ausstellung zu sehen sein. (pcl/dpa)