Berlin. Die Luca-App von Rapper Smudo soll die Corona-App der Bundesregierung ergänzen. Doch nicht nur Datenschützer bemängeln das System.

Nachdem die Corona-Warn-App der Bundesregierung hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, weckt die Luca-App Hoffnungen auf eine effektive digitale Antwort auf die Pandemie. Rapper Smudo, der zu den Eignern gehört, hat die App in etlichen Talkshows angepriesen, immer mehr Bundesländer wollen sie nutzen. Doch inzwischen mehrt sich die Kritik.

"War ganz schön was los gestern Nacht im Zoo Osnabrück", schrieb am Mittwoch der TV-Satiriker Jan Böhmermann auf Twitter. Dazu teilte er eine Grafik, die zwischen vier und acht Uhr am Morgen mehr als 100 Besucher im Zoo Osnabrück anzeigte – alles Luca-Nutzer, die um die Zeit natürlich nicht im Zoo waren. Was war da los?

Böhmermann zeigt: Luca-App ist fehleranfällig

Ein paar Stunden vorher hatte Böhmermann auf Twitter ein Foto geteilt, auf dem ein QR-Code des Osnabrücker Zoos zu sehen war. Mit diesen QR-Codes registrieren sich Luca-Nutzer, wenn sie zum Beispiel den Zoo, ein Modegeschäft oder ein Restaurant besuchen. Die QR-Codes sollen die Papierlisten ersetzen, in die sich Lokalbesucher bislang eintragen müssen – und dabei oft schummeln. Lesen Sie auch: Laschet will nicht allein auf Luca-App setzen

Jetzt zeigt Böhmermanns Experiment, dass auch Luca anfällig für Fehler ist: Nutzer können sich nur über ein Foto mit einem QR-Code für eine Veranstaltung oder einen Ort anmelden, an dem sie gar nicht sind. Doch schwerer wiegt wohl, dass Nutzer der Luca-App sich auch mit falschem Namen anmelden können – nicht anders als auf einem Stück Papier in der Kneipe.

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Luca-Entwickler weist Böhmermanns Kritik zurück

"Herr Böhmermann hat in seiner App einen falschen Namen angegeben, was je nach Land mit einem Ordnungsgeld versehen ist", sagte dazu Patrick Hennig dem "Handelsblatt". Hennig ist Gründer des Berliner Start-ups Nexenio, das Luca entwickelt hat.

"Dies ist aber natürlich möglich, da kein Personalausweis überprüft wird", so Hennig weiter. Durch falsches Einchecken entstehe im Grunde kein Schaden. Allenfalls würden die Nutzer unnötig vor einer möglichen Infektion gewarnt.

Doch die Fehleranfälligkeit von Luca ist nicht der einzige Kritikpunkt. Durch das Scannen des QR-Codes zu Beginn und zu Ende einer Veranstaltung registriert die App, wo ein Kontakt mit einer infizierten Person stattgefunden hat – anders als die Corona-Warn-App der Bundesregierung. Verschlüsselt und nach der Freigabe durch den Nutzer werden die Luca-Daten dann an die zuständigen Gesundheitsämter übermittelt.

Datenschutzbeauftragter Caspar kritisiert Luca-Entwickler

In dem Zusammenhang kritisiert der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar, dass die Luca-Entwickler noch keine datenschutzrechtliche Dokumentation veröffentlicht haben. "Dies sollte dringend nachgeholt werden; insbesondere, da die App in einigen Kommunen und Ländern bereits zum Einsatz kommt", sagte Caspar der "Rheinischen Post".

Die Luca-App wird in einigen Bundesländern bereits zur Kontaktnachverfolgung genutzt, zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg. Weitere Länder wie Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und das Saarland planen den Einsatz. Die Anwendung wurde bislang etwa drei Millionen Mal heruntergeladen (Stand: 7. April) und ist an 60.000 Standorten nutzbar. (küp)