Berlin. Regelmäßig wird über Nebenwirkungen des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca berichtet. Was sind mögliche Risiken bei dieser Impfung?

  • Der Corona-Impfstoff von Astrazeneca steht seit Monaten in der Kritik
  • Er wird in Deutschland nur noch an Menschen über 60 Jahren verabreicht
  • Doch welche Nebenwirkungen sind neben den aufgetretenen Thrombosen bei Astrazeneca bekannt?

Vaxzevria – unter diesem neuen Namen vermarktet der britisch-schwedische Pharmakonzern Astrazeneca seinen Corona-Impfstoff. Ob sich mit der neuen Vermarktung das Image des Vakzins bessern wird, ist allerdings fraglich. In den vergangenen Wochen stand das Präparat wegen möglicher Nebenwirkungen wie Thrombosen immer wieder in der Kritik.

Mit dem dadurch bedingten, vorübergehenden Impf-Stopp in Deutschland und anderen Ländern, nicht eingehaltenen Lieferversprechen und einer ungenaue Studie zur Wirksamkeit des Impfstoffs machte Astrazeneca immer wieder Schlagzeilen. Nachdem zuletzt vereinzelte Fälle von lebensgefährlichen, teils tödlichen Thrombosen in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung aufgetreten waren, musste das Vakzin schließlich mit einem Warnhinweis versehen werden.

Impfstoff von Astrazeneca nur für Personen über 60

In Deutschland wird der Impfstoff nun nur noch Menschen im Alter von über 60 Jahren verabreicht. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) kündigte deshalb erneute Beratungen über die Sicherheit des Astrazeneca-Mittels an.

Doch welche Nebenwirkungen sind nach der Impfung normal? Wann sollte man sich Sorgen machen und einen Arzt konsultieren? Dieser Überblick erklärt, welche Reaktionen die Astrazeneca-Impfung verursachen kann.

Astrazeneca: Diese Nebenwirkungen sind bekannt

Jeder Fünfte in Deutschland hat erste Corona-Impfung

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    Das Paul Ehrlich-Institut klärt auf seiner Webseite über den Astrazeneca-Impfstoff auf. Das Vakzin sei "hochwirksam", keiner der Studienteilnehmenden der Zulassungsstudien habe mit einer Covid-19-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen, heißt es dort. Allerdings würden nach Erhalt des Vakzins Impfreaktionen auftreten. Dazu gehörten am häufigsten:

    • Druckempfindlichkeit an der Stelle der Injektion
    • Schmerzen an der Injektionsstelle
    • Kopfschmerzen
    • Müdigkeit
    • Muskelschmerzen
    • Krankheits- oder Fiebrigkeitsgefühl
    • Schüttelfrost
    • Gelenkschmerzen und Übelkeit

    Häufig seien zudem die folgenden Reaktionen nach der Impfung mit Astrazeneca aufgetreten:

    • Fieber über 38°C
    • Schwellung und Rötung an der Stelle des Einstichs
    • Übelkeit und Erbrechen

    Gelegentlich wurden auch diese Symptome nach Astrazeneca-Gabe beobachtet:

    • Lymphknotenschwellung
    • Juckreiz
    • Hautausschlag

    Dauer der Nebenwirkungen

    Laut dem RKI können Impfreaktionen sowohl bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna als auch beim Vektor-basierten Astrazeneca-Vakzin auftreten. Sie beginnen demnach in der Regel kurz nach der Impfung und halten wenige Tage an.

    Lesen Sie auch: Corona-Impfstoff – Deutschland verzichtet auf 558.000 Dosen

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    Nach dem ersten Impf-Stopp in mehreren Ländern, der Mitte März erfolgte, erklärte die EMA, dass auch schwere allergische Reaktionen als mögliche Nebenwirkung auftreten könnten: Anaphylaxie und Überempfindlichkeitsreaktionen sollten ebenfalls in die Liste der möglichen Nebenwirkungen des Vakzins aufgenommen werden.

    Es gebe 41 mögliche Anaphylaxie-Fälle unter fünf Millionen Geimpften in Großbritannien. Gleichzeitig wies die Behörde darauf hin, dass solche Reaktionen auch bei Impfungen gegen andere Krankheiten in seltenen Fällen auftreten können.

    Astrazeneca-Impfung: Wie hoch ist das Thromboserisiko?

    In einigen Ländern, darunter auch Deutschland, ist es nach der Impfung mit dem Astrazeneca-Vakzin zu wenigen Todesfällen durch Blutgerinsel gekommen. Allerdings ist noch nicht endgültig geklärt, ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen der Impfung und den lebensbedrohlichen Erkrankungen gab.

    Auch interessant: Wer haftete bei Impfschäden durch Astrazeneca?

    Nachdem sich in Deutschland zuletzt aber die Fälle von Hirnvenenthrombosen in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung gehäuft haben, wurde entschieden, dass nur noch Menschen über 60 Jahren uneingeschränkt das Präparat gespritzt bekommen – außer Jüngere wollen es nach Klärung mit dem Arzt auf eigenes Risiko. Die Impfreihenfolge für das Vakzin wurde aufgehoben.

    Zweitimpfung nach Astrazeneca: Biontech und Moderna

    Mit einer ersten Astrazeneca-Dosis geimpfte Menschen unter 60 Jahren sollen für die zweite Impfung auf ein anderes Präparat umsteigen. Darauf haben sich die Gesundheitsminister von Bund und Ländern einstimmig geeinigt. „Die Lösung, die jetzt gefunden wurde, bietet einen guten Schutz für die Menschen“, sagte der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Bayerns Ressortchef Klaus Holetschek, der Deutschen Presse-Agentur.

    Die Minister folgen damit einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) von Anfang April. Bei den Beratungen, an denen auch Stiko-Chef Thomas Mertens teilgenommen hatte, sei klar geworden, dass die Zweitimpfung durch einen mRNA-Imfpstoff, also das Präparat von Biontech/Pfizer oder Moderna, eine gute Basis sei, um die Menschen wirksam zu schützen, sagte Holetschek. „Gerade in der dritten Welle.“

    Konkret empfiehlt der Beschluss für Personen unter 60 Jahren eine Zweitimpfung zwölf Wochen nach der Erstimpfung. „Bereits vereinbarte Termine zur Zweitimpfung können übergangsweise auch ab der neunten Woche nach der Erstimpfung stattfinden“, heißt es weiter. Nur in Einzelfällen und nach einer individuellen Risikoanalyse mit einem Arzt könne auch Astrazeneca bei der Zweitimpfung verwendet werden.

    Thromobose-Risiko durch Astrazeneca wohl erhöht

    Mitte März hatte die EMA noch mitgeteilt, dass sich das Thrombose-Risiko durch eine Corona-Impfung mit Astrazeneca nicht erhöhe. Nach bisherigen Erkenntnissen sei die "Zahl der thromboembolischen Ereignisse bei geimpften Menschen nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung", hieß es zu diesem Zeitpunkt. Die Fälle in Deutschland lassen nun zumindest die Vermutung zu, dass sich das Risiko für eine Hirnvenenthrombose vor allem bei Menschen unter 60 und vor allem bei Frauen durch die Impfung erhöhen könnte. Genauere Untersuchungen laufen.

    Der britisch-schwedische Impfstoffhersteller hat nach der erneuten Einschränkung des Einsatzes seines Impfstoffes in Deutschland den Nutzen des Präparats betont. Die Zulassungsbehörden in Großbritannien und der Europäischen Union sowie die Weltgesundheitsorganisation seien zu dem Schluss gekommen, dass der Nutzen des Mittels die Risiken in allen Altersgruppen deutlich überwiege, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.

    Ein deutsches Forscherteam glaubt nun die Ursache für die seltene Nebenwirkung gefunden zu haben: Nach Ansicht der Wissenschaftler aus Frankfurt und Ulm liegt das Problem des Astrazeneca-Vakzins wohl beim Transport der Spike-Proteine in die Zelle. Dabei würden Mutationen der Oberflächenproteine entstehen, die später an bestimmte Enzyme in den Blutgefäßen binden und so Thrombosen verursachen könnten. Mehr dazu: Thrombosen nach Corona-Impfung – Forscher entdecken Ursache

    Spritzen mit dem Impfstoff von Astrazeneca in einem Impfzentrum.
    Spritzen mit dem Impfstoff von Astrazeneca in einem Impfzentrum. © dpa

    Wann sollte man nach einer Astrazeneca-Impfung zum Arzt?

    Das Paul-Ehrlich-Institut schreibt auf seiner Homepage, dass Personen, die den Impfstoff von Astrazeneca erhalten haben "und sich mehr als vier Tage nach der Impfung zunehmend unwohl fühlen – zum Beispiel mit starken und anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen – sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben sollten."

    In diesem Zeitraum sollten auch die üblichen Impfreaktionen abgeklungen sein und stattdessen Symptome wie Kurzatmigkeit, Unterleibsschmerzen oder Schwellungen in Armen oder Beinen auftreten.

    Nebenwirkung Thrombose – so können Patienten behandelt werden

    Wie Prof. Johannes Oldenburg von der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung erklärt, sollte im Blutbild überprüft werden, ob ein Mangel an Blutplättchen besteht. Dann sollte ein Antikörper-Test durchgeführt werden, der die immunologische Ursache der Sinusvenenthrombose anzeigt. „In den allermeisten Fällen der Sinusthrombose wird dieser Test dann positiv sein.“

    Durch die Gabe von speziellen Antikörpern, hochdosierten intravenösen Immunglobulinen, könne die Gerinnungsstörung unterbrochen und beendet werden. Wichtig sei auch eine bildgebende Diagnostik.

    Dieser Artikel wurde zuerst auf morgenpost.de veröffentlicht.

    (bef/raer/bml/mit dpa)