Berlin. Ricky Martin ist im Netflix-Film „Jingle Jangle Journey“ zu hören. Mit uns hat er über gute Unterhaltung und Weihnachten gesprochen.

Er schmachtete eine „Maria“ an, bejubelte für die Fußball-WM den „Cup of Life“, beschwor das „Vida Loca“, und immer schwang er dazu die Hüften: In den 90er-Jahren bediente Ricky Martin alle Vorstellungen, die man von einem Latin Lover hatte.

Der Bruch kam 2010, als der gebürtige Puerto-Ricaner sich gegen seine Berater durchsetzte und zu seiner Homosexualität bekannte. Inzwischen ist der 48-Jährige mit dem Künstler Jwan Yosef verheiratet und hat vier Kinder. Zurzeit ist er auf Netflix in dem Musicalfilm „ Jingle Jangle Journey – Abenteuerliche Weihnachten “ zu hören. Wir haben mit ihm über Weihnachten und gutes Entertainment gesprochen.

Sie haben am 24. Dezember Geburtstag. Wird man damit automatisch zum Weihnachtsfan oder eher zum Weihnachtshasser?

Ricky Martin: Es ist in jedem Fall ein ganz besonderes Fest für mich. Andere Kinder, die auch an Weihnachten Geburtstag haben, bekamen oft nur ein Sammel-Geschenk. Mein Vater dagegen hat immer großen Wert darauf gelegt, dass ich ein Geburtstagsgeschenk bekomme und zusätzlich ein Weihnachtsgeschenk – und das, obwohl wir früher nicht viel Geld hatten.

Sie sind in Puerto Rico aufgewachsen. Wie wurde bei Ihnen gefeiert?

Martin: Wir mussten zwar mit wenig auskommen, dafür haben wir aber umso lauter gefeiert! An Festtagen haben wir es in Puerto Rico immer krachen lassen. Sie müssen sich das in Deutschland so vorstellen: Wir feiern Weihnachten so, wie andere Karneval feiern. Unsere Weihnachtslieder sind temperamentvoll, mit fröhlichen afro-karibischen Rhythmen. Durch die Pandemie wird das Weihnachtsfest dieses Jahr wohl etwas stiller ausfallen. Wir werden bestimmt auch Masken tragen. Aber vom Tanzen wird uns das nicht abhalten.

Ricky Martin
Ricky Martin © Getty Images | Alexander Tamargo

Im Weihnachtsfilm „Jingle Jangle Journey“ leihen Sie einer ungewöhnlichen Figur Ihre Stimme: einem Spielzeugsoldaten, der zum Leben erwacht und zu einem Blech-Bösewicht wird. Gibt es trotzdem Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen?

Martin: Ich bin längst nicht so böse wie er, aber ich bin leidenschaftlich, wenn ich von einer Sache überzeugt bin. Ich setzte dann all meine Kraft ein und versuche, auch die Menschen um mich herum zu motivieren. Don Juan ist auch jemand, der Probleme direkt anpackt und Leute zur Tat motiviert. Würde er sich für das Gute einsetzen, könnte man von ihm ganz sicher etwas lernen! Er ist auf jeden Fall ein Überlebenskünstler.

Wem gelingt es eigentlich, einen Entertainer wie Sie mal richtig gut zu unterhalten – oder gar zu inspirieren?

Martin: Puh, ich weiß von all den zahllosen Konzerten und Auftritten, wie unglaublich schwer es ist, ein guter Entertainer zu sein und die Menschen wirklich mitzureißen. Ich weiß auch, wenn ich ehrlich bin, dass es wirklich schwierig ist, mich zu Begeisterungsstürmen hinzureißen. Ich sehe halt alles durch die Augen eines Profi-Entertainers. Dennoch: Das letzte Mal, dass mich etwas wirklich nachhaltig umgehauen hat, so richtig vom Hocker gerissen hat, war ein Konzert der einzigartigen Sade.

Sie meinen Sade Adu, die Jazzpop-Ikone der Achtziger?

Martin: Oh ja! Sade ist eine außergewöhnliche Künstlerin. Ihr letztes Konzert hat mich so wunderbar umgehauen, dass ich mich noch immer nicht davon erholt habe. Sade ist jemand, der sich auf der Bühne nicht allzu viel bewegt. Mit jeder ihrer kleinen Gesten auf der Bühne hat sie jedoch ihr Publikum in der Hand gehabt. Das war eine Meisterleistung. Ich verneige mich vor ihrer Musik und ihrer Aura.

Schafft es sonst noch jemand, Ricky Martin richtig ausflippen lassen?

Martin: Ich bin auch noch ein riesiger Fan von Rihanna. Sie kann fantastisch singen und tanzen, in ihr stecken diese typisch karibischen Sounds. Ich habe sie zuletzt in Sydney gesehen und war begeistert. Ihr Konzert war nicht nur musikalisch eine Wucht, sondern hatte auch eine fantastische Botschaft.