Münster. Rund drei Wochen vor seiner Entlassung nimmt ein Häftling in Münster eine Geisel und fordert einen Hubschrauber zur Flucht. Nach drei Stunden wird er von Spezialkräften der Polizei erschossen. Auch Tage danach sind noch viele Fragen offen.

Nach der Geiselnahme in Münster ermittelt die Polizei weiter, wie es zu dem Vorfall in dem Gefängnis kommen konnte. Bei dem Polizeieinsatz war der 40-jährige Häftling von Beamten erschossen worden.

Derzeit werde geprüft, ob der Schusswaffeneinsatz der Polizei gerechtfertigt gewesen sei, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Münster der Deutschen Presse-Agentur. Im Moment spreche aber nichts dagegen. Aus Neutralitätsgründen hat die Polizei in Dortmund die Ermittlungen übernommen.

Am Freitagmorgen hatte der Häftling eine 29-jährige Auszubildende in der JVA überwältigt und sie mit einem aus einer Rasierklinge gebauten Gegenstand bedroht. Immer wieder habe er ihr die Klinge an den Hals gehalten und gedroht sie zu töten, berichtete die Polizei. Seine Forderung: Ein Hubschrauber, damit er aus dem Gefängnis fliehen könne.

Nach knapp drei Stunden teilte die Polizei am Freitag um kurz vor 10 Uhr morgens dann via Twitter mit: "Einsatzlage beendet. Geisel unverletzt befreit. Der Täter ist bei dem Einsatz ums Leben gekommen."

Derzeit ist noch völlig offen, was das Motiv des Mannes war. Bereits am 10. November hätte er aus dem Gefängnis entlassen werden sollen. Er saß eine viermonatige Bewährungsstrafe wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte ab.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Münster hatte der wohnungslose und alkoholkranke Mann 2019 auf dem Gelände einer Klinik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) randaliert und anschließend einen Polizisten getreten. Weil er daraufhin den Auflagen einer Bewährungsstrafe nicht nachgekommen war, musste er hinter Gitter.

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