Berlin. Die Zahl der neu registrierten Corona-Infektionen in Deutschland liegt erstmals seit April bei über 5000. Die gesamte Bevölkerung müsse sich für den Infektionsschutz engagieren, appelliert das RKI.

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Mittwochmorgen erstmals seit Mitte April mehr als 5000 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet.

Insgesamt belief sich die Zahl laut RKI auf 5132. Das waren rund 1000 Fälle mehr als noch am Vortag. Am Mittwoch vergangener Woche hatten die Gesundheitsämter dem RKI 2828 Neuinfektionen mitgeteilt.

Der bisherige Höchstwert an Neuinfektionen in Deutschland wurde mit 6294 am 28. März erreicht. So hoch wie aktuell waren die Zahlen zuletzt Mitte April. Allerdings sind die jetzigen Werte nicht mit denen aus dem Frühjahr vergleichbar, weil mittlerweile wesentlich mehr getestet wird - und damit auch mehr Infektionen entdeckt werden.

Das RKI schreibt zur momentanen Situation: "Aktuell ist ein beschleunigter Anstieg der Übertragungen in der Bevölkerung in Deutschland zu beobachten." Das gelte für alle Altersgruppen. "Daher wird dringend appelliert, dass sich die gesamte Bevölkerung für den Infektionsschutz engagiert."

Die Zahl der Coronatests schwankt seit Mitte August zwischen rund 1,1 Millionen und 1,2 Millionen pro Woche. Die Rate der positiven Tests ist nach RKI-Angaben vom Mittwochabend jedoch deutlich gestiegen: von 0,74 Prozent Ende August auf 2,48 Prozent in der Woche vom 5. bis 11. Oktober.

In mehreren Labors gebe es einen Rückstau, einige gaben laut RKI Lieferschwierigkeiten für Reagenzien an. "Das RKI erreichen in den letzten Wochen zunehmend Berichte von Laboren, die sich stark an den Grenzen ihrer Auslastung befinden", schreibt das Institut im Lagebericht vom Mittwoch. Der zusätzliche Testbedarf durch Urlauber nach Einführung des Beherbergungsverbots mit der Option zu einer "Freitestung" habe die Situation weiter verschärft.

Die Zahl der Corona-Patienten auf der Intensivstation stieg zwar in den vergangenen Tagen merklich, ist aber weiterhin vergleichsweise niedrig. So wurden laut Daten des Divi-Intensivregisters von Mittwoch rund 602 Covid-Patienten intensivmedizinisch behandelt, eine Woche zuvor waren es noch rund 470. Insgesamt sind demnach in Deutschland aber noch rund 8700 Intensivbetten frei. Experten gehen generell davon aus, dass sich der Anstieg bei den Neuinfektionen erst einige Zeit später bei der Zahl der Schwerkranken und Toten niederschlägt.

Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach RKI-Angaben mindestens 334 585 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert (Datenstand 14.10., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion lag demnach bei 9677. Das waren 43 mehr als am Vortag. Nach Schätzungen des RKI gibt es etwa 281 900 Genesene.

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland laut Lagebericht vom Mittwoch bei 1,04 (Vortag: 1,18). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwa einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Zudem gibt das RKI in seinem aktuellen Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert bei 1,16 (Vortag: 1,20). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.

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