Berlin/Dharamsala. Gottkönig und Demokrat, spiritueller Lehrer und Freund der Wissenschaft – der Dalai Lama feiert Geburtstag. Wie schafft er Normalität?

Und, hat er nun eine Aura? Das wird man oft gefragt, wenn man von einer Begegnung mit dem Dalai Lama berichtet. Doch die Antwort muss so komplex ausfallen wie die Person dieses Gottkönigs und Demokraten – ein spiritueller Meister, der die Wissenschaft umarmt.

Er steht seinem vertriebenen Volk so lange vor wie kein anderer Führer – eine Rolle, die man bi­blisch nennen kann. Und doch unterhält er sich mit Klofrauen über ihr Trinkgeld. Dieser Mensch, den wir als Dalai Lama kennen, feiert am 6. Juli seinen 85. Geburtstag. Wer hinschaut, mag das ewige Kind in ihm erkennen.

Wie kann man also gelassen bleiben, wenn sich die Tür zum Festsaal im Bochumer Rathaus endlich öffnet. Der Dalai Lama soll sich – zwölf Jahre ist es her – nur ins Goldene Buch eintragen, aber alle Journalisten sind mehr als nur professionell nervös. Schließlich: tibetische Gesichter, Mönche. Dann: der Dalai Lama!

Eigentlich sollte Seine Heiligkeit nun am Spalier der Kameras vorbeilaufen. Doch er bleibt stehen und tut so, als wollte er ein Ei auf dem Kopf balancieren. Alle rätseln, der Dalai Lama lacht, zeigt schließlich auf einen Kameramann. Der hat seine langen Haare zum Dutt hochgesteckt … ja, wie ein Ei. Gelächter, die Spannung ist raus.