Islamabad. Im Süden Pakistans starben viele Menschen bei einem Absturz mit einem Passagierflugzeug. Nun wurde der Stimmenrekorder gefunden.

  • In Pakistan ist ein Flugzeug abgestürzt – mitten in ein Wohngebiet
  • Ein Überlebender schilderte dramatische Szenen kurz vor dem Crash
  • Inzwischen wurde neben dem Flugschreiber auch der Stimmenrekorder aus dem Cockpit des Airbus A320 gefunden
  • 98 Menschen waren an Bord der Maschine der Pakistan International Airlines (PIA), als das Flugzeug in der Nähe der Stadt Karatschi abstürzte
  • Durch den Absturz wurden Häuser beschädigt, wie ein Sprecher der Luftfahrtbehörde sagte

Nach dem Absturz einer Passagiermaschine in einem Wohngebiet in Pakistan ist der Stimmenrekorder aus dem Cockpit geborgen worden. Wie ein Sprecher von Pakistan International Airlines am Donnerstag mitteilte, sei er bei Aufräumarbeiten an der Absturzstelle gefunden worden. Der Stimmenrekorder zeichnet Geräusche und Gespräche aus dem Cockpit auf.

Bereits am Samstag war der Flugdatenschreiber der Maschine gefunden worden. Der Flugdatenschreiber ist auch unter dem Namen Blackbox bekannt. Sowohl der Stimmenrekorder als auch der Flugdatenschreiber werden von der französischen Luftfahrtbehörde (BEA) ausgewertet. Drei ihrer Mitarbeiter und sechs technische Berater des Flugzeugbauers Airbus befinden sich seit Dienstag an der Unglücksstelle in Karachi und beteiligen sich an den Ermittlungen zur Ursache.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums der Provinz Sindh kamen 97 der 99 Insassen bei dem Unglück ums Leben. Die Maschine hatte am Freitag eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, als sie nur wenige Minuten vor der Landung in der Stadt Karatschi abstürzte. Die Bergungsarbeiten gingen am Sonntag weiter.

Flugzeugabsturz über Wohngebiet: „Überall waren Schreie“

Ein Überlebender schilderte im Fernsehen die dramatischen Momente des Absturzes. „Die Menschen gerieten in Panik und begannen laut zu beten“, erzählte Muhammad Zubair dem Sender „Geo TV“ am Abend nach dem Absturz des Airbus A320. „Der Pilot hielt das Flugzeug für die nächsten zehn bis fünfzehn Minuten in der Luft und machte eine zweite Ansage zur Landung, aber das Flugzeug stürzte ab“, sagte Zubair. Überall sei Feuer zu sehen gewesen. „Überall waren Schreie von Kindern, Erwachsenen und älteren Menschen zu hören.“ Er habe sich befreit und sei aus etwa drei Metern Höhe aus dem Wrack gesprungen.

Zubair war einer von zwei Überlebenden des Flugzeugabsturzes im Süden Pakistans. Er erlitt Verbrennungen, ist laut Behörden aber in einem stabilen Zustand. Bilder kurz nach dem Unglück zeigten ein Bild der Verwüstung. Anwohner im Stadtteils Model Colony eilten zur Hilfe und suchten nach Überlebenden. Der Unglücksort lag nur etwa zwei Kilometer von der Landebahn entfernt.

Ein weiterer Überlebender soll der Direktor der Bank von Punjab sein, berichtete PIA-Chef Arshad Malik. Die Bank gehört zu den wichtigsten Geldhäusern Pakistans.

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Eine genaue Ursache für den Absturz war auch am Sonntag nicht bekannt. Kurz vor dem Absturz habe der Pilot laut dem Tower technische Probleme der Maschine gemeldet, sagte der Chef der betroffenen Airline PIA, Arshad Malik. Funksprüche deuteten auf ein Versagen der Triebwerke der Maschine hin. Augenzeugen berichteten lokalen Fernsehsendern, dass sie das Flugzeug um den Flughafen kreisen sahen, bevor es in dem Wohngebiet abstürzte.

Der von Pakistan International Airline betriebene Airbus mit der Flugnummer PK8303 war auf dem Weg von der östlichen Stadt Lahore nach Karatschi, sagte der Sprecher der Fluggesellschaft. Den Angaben zufolge befanden sich an Bord der Maschine 91 Passagiere und 8 Crewmitglieder.

Augenzeugen berichteten lokalen Fernsehsendern, dass sie das Flugzeug um den Flughafen kreisen sahen, bevor es in dem Wohngebiet abstürzte. Videoaufnahmen örtlicher Medien auf Twitter zeigten eine aufsteigende dichte Rauchsäule ganz in der Nähe einer viel befahrenen Straße und in der Nähe von Geschäftsgebäuden. Auf weiteren Aufnahmen waren auch Krankenwagen zu sehen, die zur Unglücksstelle eilten.

Menschen wurden aus den Trümmern eingestürzter Gebäude herausgezogen, während Feuerwehrleute Brände bekämpften. Die dicht besiedelte Hafenstadt im Süden Pakistans hat rund 14 Millionen Einwohner. Laut Gesundheitsministerium der Provinz Sindh wurden bisher 26 Passagiere identifiziert und mindestens 45 DNA-Proben von Angehörigen entnommen. Acht Anwohner wurden bei dem Absturz verletzt.

Eine Satellitenansicht von Karatschi in Pakistan zeigt den Flughafen und das Wohngebiet Model Colony, über dem am Freitag ein Passagierflugzeug der Fluggesellschaft Pakistan International Airway abgestürzt ist.
Eine Satellitenansicht von Karatschi in Pakistan zeigt den Flughafen und das Wohngebiet Model Colony, über dem am Freitag ein Passagierflugzeug der Fluggesellschaft Pakistan International Airway abgestürzt ist. © dpa | -

Airbus: Keine Informationen über Umstände des Flugzeugunglücks

Pakistans Premierminister Imran Khan drückte den Opfern und Familien sein Beileid aus. „Schockiert und betrübt über den PIA-Absturz“, schrieb Khan auf Twitter. Er kündigte eine umgehende Untersuchung an. Auch der deutsche Botschafter in Pakistan, Bernhard Schlagheck, drückte den Opfern der Familien sein Beileid aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel schloss sich dem per Kondolenztelegramm ebenfalls an.

Airbus drückte sein Bedauern aus. „Unsere Gedanken sind bei allen Betroffenen“, erklärte der Luftfahrt- und Rüstungskonzern am Freitag. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen Airbus keine bestätigten Informationen über die Umstände des Unfalls vor“, hieß es weiter. Airbus bestätigte, dass es sich bei dem betroffenen Flugzeug um einen Airbus A320 handelte.

Das Flugzeug mit der Registrierungsnummer AP-BLD und der Hersteller-Seriennummer 2274 wurde 2004 an Pakistan International Airlines ausgeliefert. Zum jetzigen Zeitpunkt habe es rund 47.100 Flugstunden und 25.860 Flugzyklen verzeichnet, so Airbus.

Der Absturz der Maschine erfolgte nur wenige Tage nach der Entscheidung der pakistanischen Behörden, den Flugverkehr im Inland wieder aufzunehmen. Wegen der Corona-Pandemie sind internationale Flüge in das südasiatische Land noch bis Ende des Monats ausgesetzt. (jkali/dpa/AFP)

Flugzeugabstürze – Mehr zum Thema:

Anfang dieses Jahres hatte ein weiterer Flugzeugabsturz für Aufmerksamkeit gesorgt. Beim Absturz einer Boeing 737 der ukrainischen Fluggesellschaft Ukraine International Airlines in der Nähe von Teheran starben 176 Menschen. Damals führten Raketen zum Flugzeugabsturz. Die USA verhängten daraufhin neue Iran-Sanktionen. Der Iran sprach nach dem Flugzeug-Abschuss von zwei Raketen.