Erfurt. Eine Erfurter Kita schafft Kostüme an Rosenmontag ab – und ist damit nicht alleine. Warum viele Verkleiden nicht zeitgemäß finden.

Der Erfurter Kindergarten „Campus-Kinderland“ möchte das Verkleiden an Fasching in diesem Jahr eindämmen. Das zuständige Studierendenwerk Thüringen, das den Kindergarten betreibt, schickte Eltern ein Schreiben. Darin werden die Eltern aufgefordert, ihre Kinder am Rosenmontag und Faschingsdienstag nicht verkleidet in die Kita zu schicken.

In dem Schreiben heißt es: „Das Projekt erkennt an, dass man Stereotype braucht, um die Komplexität der Welt zu reduzieren. Es soll aber auch sensibilisieren für Stereotype, die für die Betroffenen schmerzhaft, zum Teil sogar entwürdigend sein können.“

Lediglich zu einer speziell organisierten Faschingsparty, die am 17. Januar in der Kita stattfand, haben sich die Kinder verkleiden dürfen. Durch das auf einen Tag reduzierte Verkleiden soll ein „kultursensibler Umgang“ mit Kostümen gepflegt werden.

Karneval: In Hamburg wurden Indianer- und Scheichkostüme verboten

Einen ähnlichen Schritt wagte zuvor bereits eine Kita in Hamburg. Im vergangenen Jahr wurden dort Indianer- und Scheichkostüme verboten. Von der Leitung der Einrichtung hieß es dazu: „Wir achten im Kitaalltag sehr auf eine kultursensible, diskriminierungsfreie und vorurteilsbewusste Erziehung.“

Ist die „fünfte Jahreszeit“ und das dazugehörige Verkleiden nicht mehr zeitgemäß? Schon in der Vergangenheit gab es oft Diskussionen in Bezug auf bestimmte Verkleidungen. Besonders im Fokus stand das bei Karnevalsnarren und Festivalgängern gleichermaßen beliebte Indianer-Outfit mit Feder-Kopfschmuck – der Vorwurf lautet: kulturelle Aneignung. Das bedeutet, dass eine dominante Kultur sich an einer Minderheit bereichert, ohne sich mit der Kultur näher auseinanderzusetzen.

Fasching: Psychologe warnt vor unnötigem Stress durch Kostüme

Das Problem beim Verkleiden ist allerdings nicht nur die mögliche Diskriminierung anderer Kulturen. Bei kleinen Kindern können Kostüme Stressreaktionen auslösen, da sie – bis zum Alter von etwa drei Jahren – verkleidete Personen nicht oder nur schwer wiedererkennen können. Dies erklärte der Entwicklungspsychologe Malte Mienert der „Nordwest-Zeitung“.

Der Psychologe begrüßte den Schritt einer Kita im niedersächsischen Cappeln, die das Karnevalsfest komplett abschaffen wollten. Nicht nur Verkleiden sei für Kinder Stress, auch die Feier an sich, da es Kinder aus ihrem gewohnten Tagesablauf reiße. Die Cappelner Kita feierte am Ende doch Karneval – ohne Kostüme.

Trotz der offensichtlichen Problematiken beim Verkleiden stoßen Entscheidungen wie die aus Erfurt oder Hamburg noch immer auf Unverständnis. Nicht nur bei Kindern sollte man sich genau überlegen, welches Kostüm man zum Karneval trägt – auch bei Erwachsenen kann es in die falsche Richtung gehen. deiters und real – rassismusvorwürfe wegen karnevalskostüm(hel)