Berlin. Rammstein, Helene Fischer und Sarah Connor arbeiten zusammen: Sie wollen mehr Geld von Plattenfirmen. Schuld daran sind Spotify und Co.

Ihre Lieder werden millionenfach gehört, von „Atemlos“ bis „Vincent“ sind Künstler wie Rammstein, Helene Fischer und Sarah Connor bei vielen Deutschen auf Dauerrotation. Nur: Solange die Hörer auf Streamingdienste setzen, verdienen die Interpreten damit bisher ziemlich wenig.

Genau deshalb haben sich nun viele deutsche Künstler zusammengeschlossen – sie wollen ein größeres Stück vom Streaming-Kuchen. Auch Peter Maffay, Marius Müller-Westernhagen und die Toten Hosen gehören zu den Musikern, die sich dem Aufstand anschließen.

14 Manager und Anwälte von Musikern hätten sich laut eines Berichts der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ gegen die Plattenfirmen zusammengeschlossen. Die Zeitung zitierte aus einem Schreiben an die Labels, wonach die Vertreter der Musiker gemeinsame Interessen in Zukunft „gebündelt“ vertreten wollen.

Für Künstler ist es in Zeiten abnehmender Verkaufszahlen physischer Datenträger enorm wichtig, sich vernünftig aufzustellen – denn mit ihrer Musik selbst machen sie sonst kaum noch Geld. Der größte Teil der Einnahmen kommt heute aus dem Tourgeschäft – gerade haben Rammstein eine große Tournee angekündigt, der Vorverkauf begann vor Kurzem.

Deutscher Künstler kontra Plattenfirmen: Mehr Geld aus Streaming-Geschäft

Im deutschen Musikgeschäft gab es einen solchen Aufstand der Stars laut „FAS“ noch nie. Es gebe „das dringende und grundlegende Bedürfnis“, die bisherigen Abrechnungs- und Verteilungsmethoden beim Musik-Streaming zu überprüfen, zitierte die Zeitung weiter aus dem Brief an die Plattenfirmen. Sie hätten auch Bedenken, ob die derzeitigen Regelungen zum Streaming „rechtskonform“seien.

Das Schreiben stammt demnach vom Dezember und ging an Spitzenmanager der vier führenden Plattenfirmen: Universal, Sony, Warner und die Bertelsmann-Musiksparte BMG. Die Manager der Musikstars forderten die Vertreter der Plattenindustrie laut „FAS“ zu einem Treffen im Februar in Berlin auf, um über das Thema zu beraten.

Eine Sprecherin von Warner Music sagte der „FAS“ jedoch, das Unternehmen werde an der Verhandlungsrunde nicht teilnehmen. Grund dafür seien unter anderem wettbewerbsrechtliche Bedenken. Von den drei anderen Plattenfirmen erhielt die Zeitung zunächst keine Stellungnahme.

Spotify und Co. zahlen nicht viel – nur echte Hits lohnen sich

Streaming-Dienste stehen neben den Plattenfirmen auch oft in der Kritik. Denn sie zahlen pro Aufruf eines Songs oft nur vernichtend geringe Summen an die Plattenfirmen, die diese Beträge dann auch noch mit Sängern, Songwritern, Vertrieb und anderen Teilen müssen – nur wirkliche Superhits bringen auf diesem Wege nennenswerte Summen ein.

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    Gleichzeitig sind die Gesamterlöse beim Streaming inzwischen höher als bei CDs. Songs wie Helene Fischers letzte Single, die auch in den Charts nicht auftauchten, bringen allerdings kaum etwas ein.

    Lange Zeit hatte sich zum Beispiel auch Taylor Swift geweigert, ihre Musik auf Spotify zur Verfügung zu stellen, da sie die Vergütung künstlerfeindlich fand. Inzwischen sind auch ihre Alben online – wohl auch, um in den Charts gut zu performen – denn diese beziehen schon seit langem die Streaming-Zahlen bei der Ermittlung mit ein.

    Wer bei Spotify – der Anbieter hat kürzlich Regeln bei Familien-Abos geändert – nicht auffindbar ist, hat es vor allem in den Single-Charts schwer, Spitzenpositionen zu erreichen. In Deutschland hatte die Ärzte Spotify lange boykottiert – dann aber doch aufgegeben. (ses/dpa)