Krefeld. Nach dem Brand im Zoo Krefeld musste ein Polizist einen Gorilla töten – mit der Maschinenpistole. Warum der Einsatz unvermeidbar war.
- Nach dem Brand im Zoo Krefeld musste die Polizei einen schwer verletzten Gorilla von seinen Qualen befreien
- Ein Polizist tötete das Tier mit Schüssen aus seiner Maschinenpistole
- Für den 34 Jahre alten Schützen war der Einsatz emotional extrem belastend
- Die Polizei erklärt, warum die Maßnahme unumgänglich gewesen sei
Der Rettungseinsatz beim Brand des Affenhauses im Krefelder Zoo in der Silvesternacht war offenbar noch viel dramatischer als zunächst bekannt. Ein Polizeibeamter musste am Neujahrsmorgen einen Gorilla von seinen Qualen erlösen – mit mehreren Schüssen aus seiner Maschinenpistole. Einer Tierärztin war es zuvor nicht gelungen, das schwer verletzte Tier einzuschläfern.
Dies geht aus einem Bericht des nordrhein-westfälischen Innenministeriums hervor. Demnach hatten sich bei dem Einsatz schon während des Feuerwehreinsatzes in der Nacht mehrere mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten rund um das Affenhaus postiert. Sie sollten schwer verletzte oder in Panik geratene Tiere notfalls stoppen, um Einsatzkräfte zu schützen.
Dies sei jedoch nicht nötig gewesen, zumal die Rettungskräfte zunächst davon ausgegangen waren, dass kein Affe den Brand überlebt habe. Gegen 8 Uhr morgens seien laut Bericht dann doch zwei schwer verletzte Tiere entdeckt worden: ein Orang-Utan-Weibchen, das von einer Veterinärin eingeschläfert wurde, und eben jener Gorilla, der nach Freigabe durch den Polizeiführer durch Schüsse getötet werden musste.
Gorilla mit Maschinenpistole getötet: Polizei rechtfertigt Vorgang
Am Mittwoch korrigierten Zoo und Polizei in einer gemeinsamen Erklärung, dass nicht zwei, sondern drei schwer verletzte Menschenaffen „mit schwachen Lebenszeichen ohne Überlebenschancen“ gefunden worden waren, von denen zwei eingeschläfert wurden. Bei dem dritten Tier, einem Gorilla-Männchen, habe das Mittel „aufgrund der Schwere der Brandverletzungen mit großflächigen Hautschäden“ nicht gewirkt.
Darüber hinaus stellte die Polizei klar: „Unsere Kollegen waren zur Tötung des Tieres durch Kugelschuss nicht nur berechtigt, sondern auch verpflichtet.“ Sie hätten sich sonst strafbar machen können, heißt es weiter. Dabei verwies die Polizei auf Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes.
Brand im Affenhaus: Einsatz der Rettungskräfte war emotional sehr belastend
Für den 34 Jahre alten Polizeischützen war es keine leichte Aufgabe, den Affen zu töten. Mit ihm seien laut Bericht des Innenministeriums in den folgenden Tagen aus Fürsorge mehrere „intensive Gespräche“ geführt worden. „Der Bericht des Innenministeriums lässt nur erahnen, wie belastend der Einsatz für die Kräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei sowie die Mitarbeiter des Zoos gewesen sein muss“, sagte die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Verena Schäffer.
Brand in Krefeld: Psychologische Unterstützung für Einsatzkräfte und Zoomitarbeiter
Tatsächlich sei die „emotionale Belastung bei allen Einsatzkräften sowie beim Personal des Zoos immens“ gewesen, heißt es in dem Bericht. „Während und nach dem Einsatz wurde den Einsatzkräften und den Mitarbeitern eine psychologische Unterstützung angeboten.“
Auch über den aktuellen Ermittlungsstand gibt der Bericht Auskunft. Das ist bislang bekannt:
- Bereits um 2.20 Uhr – keine zwei Stunden nach der Alarmierung der Feuerwehr – gaben erste Zeugen Hinweise auf Himmelslaternen.
- Am nächsten Tag meldeten sich drei Frauen aus Krefeld, die nach Mitternacht fünf der Leuchten hatten steigen lassen.
- Zwei seien in einem Baum hängen geblieben, drei weiter geflogen.
- Laut Innenministerium landete eine auf dem Dach des Affenhauses – wo sie laut Bericht „mit unbekanntem, entflammbarem Material in Kontakt gekommen ist.
- Im weiteren Verlauf kam es zur Flammenbildung und danach zum Vollbrand des Gebäudes.
Die Grünen-Politikerin Schäffer sagte der dpa: „Die Landesregierung muss dieses schreckliche Ereignis zum Anlass nehmen, für stärkere Brandschutzbestimmungen in den Zoos zu sorgen. Dazu gehören zum Beispiel die Verpflichtung zur Installation von Brandmelde- und Sprinkleranlagen im gesamten Gebäudebestand.“
Brand im Affenhaus – mehr zum Thema:
Bei dem Brand im Affenhaus im Krefelder Zoo waren mehr als 30 Tiere ums Leben gekommen. Zwei Schimpansen überlebten verletzt. Sie sind laut einer Mitteilung des Zoos von Anfang Januar auf dem Weg der Besserung.
Affenhaus im Zoo Krefeld niedergebrannt
Der Brand wurde durch den Unheilsbringer Himmelslaterne, der zwar verboten, aber dennoch im Verkauf ist, verursacht. Daher sieht Ministerin Ursula Heinen-Esser die Laternenverkäufer als mitschuldig am Brand im Zoo Krefeld.
Zoodirektor Wolfgang Dreßen hatte sich nach der Katastrophe auch für die Haltung von Menschenaffen ausgesprochen. Wie ein Zoo wie nach dem Brand in Krefeld an neue Affen kommt, lesen Sie hier. (jkali/dpa)