Berlin. Krankenhausessen – wird es immer billiger und immer schlechter? Eine Studie zeigt erschreckende Trends auf. Besserung? Nicht in Sicht.

Wer im Krankenhaus ist, leidet meist ohnehin schon. Offenbar wird es in vielen Fällen durch das Essen, das den Patienten serviert wird, häufig nicht wirklich besser. Denn die Qualität leidet offenbar unter Sparzwängen – laut einer Studie, über die das „ARD-Mittagsmagazin“ zuerst berichtete, sind „die realen Kosten pro Patient und Tag inflationsbereinigt um neun Prozent gesunken.“

In Zahlen bedeutet das demnach:

  • 2018 gaben Kliniken im Durchschnitt 3,84 Euro pro Tag und Patient aus
  • 2005 lag der Schnitt noch bei 4,45 Euro pro Kopf

In dem Bericht wird darauf hingewiesen, dass der Trend auf dem Lebensmittelmarkt diese Kostensenkung nicht ermöglicht – im Gegenteil. Denn: Nahrungsmittel seien in der Zeit teurer geworden. Logischer Rückschluss im „Mittagsmagazin“: schlechtere Qualität für einen niedrigeren Preis.

Krankenhausessen: Küchen sind alt, Bedingungen sind schlecht

„Die schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen der Krankenhäuser treffen die Küchen besonders hart“, erklärt Karl Blum von Deutschen Krankenhaus Institut in der Sendung, die am Dienstag ausgestrahlt worden ist. Das Institut hatte die Studie in Auftrag gegeben.

Weitere Feststellungen der Studie:

  • Die Küchen in deutschen Krankenhäusern sind im Schnitt 29 Jahre alt
  • Nur ein Drittel der Kliniken wolle in dem Bereich in den kommenden drei Jahren investieren
  • Großküchen sollen mehrere Häuser gleichzeitig beliefern
  • „Außerdem bieten sechs Prozent der Kliniken Gerichte aus Tiefkühlkost an. 23 Prozent werden runtergekühlt und dann ausgeliefert“, berichtet das „ARD-Mittagsmagazin“

Ein weiteres Problem sei, dass vieles nicht sonderlich gesund sei. So sei der Salzgehalt zu hoch, es mangele an Nährstoffen und Vitaminen – einheitliche Qualitätsstandards gibt es nicht, zumindest keine verbindlichen.

Mangelnde Qualität bei Krankenhausessen – SPD: Schon lange Thema

Auf die mangelnde Qualität von Krankenhausessen angesprochen, sagte die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Bärbel Bas, am Dienstag im Interview mit der Redaktion: „Ich finde es katastrophal, weil es zur Gesunderhaltung der Menschen gehört. Es ist nicht nur der Bundesgesetzgeber in der Pflicht, sondern die Krankenhäuser selbst in der Verantwortung, dass die Menschen vernünftig ernährt werden.“

Es sei zu viel ausgelagert worden, so Bas, die betonte, die Krankenhäuser müssten diese Hausaufgaben selbst machen. Im Gesundheitsausschuss liege ein Antrag für Mindestqualitätsstandards – seit 2015.

„Herr Spahn und Frau Klöckner müssten als zuständige Minister die Standards entwickeln, damit sie bundesweit umgesetzt werden. Die Aufforderung dazu ist da und wir warten auf die Umsetzung“, sagte Bas.

Die Umsetzung allerdings, so Bas weiter, könne der Bund nicht allein entscheiden, „weil die Länder für Investitionen zuständig sind, und auch die Kostenträger, also die Krankenkassen.“

Sollten mehr Kliniken schließen? Bei „Hart aber fair“ waren vor wenigen Wochen viele Experten dafür. Immer mehr Kinderkliniken geraten in Finanznot – sind kleine Patienten zu teuer?

(ses)