Berlin. Keine Diät, kein Dauer-Shoppen: Männer leben lockerer, sagt Comedian Mirja Regensburg – und wäre im nächsten Leben selbst gern Mann.

Männer haben keine Handtaschen, Männern ist es egal, ob der Bauch über der Badehose hängt und Männer ziehen beim Daten ihren ollen Pulli an. Kurzum: Männer sind so herrlich unkompliziert, dass Comedian Mirja Regensburg im nächsten Leben gerne einer sein würde.

Das jedenfalls schreibt Mirja Regensburg (44) in ihrem gleichnamigen Buch „Im nächsten Leben werd ich ein Mann! Ein Crashkurs für Heldinnen des Alltags“ (EdenBooks, 16,95 Euro). Statt immer auf den Kerlen herumzuhacken, wie das viele ihrer Comedian-Kollegen tun würden, dreht sie den Spieß um: Das, was üblicherweise als Manko der Männer lustvoll ausgestellt wird, macht sie einfach mal zur Tugend: keinen Bock, sich zu stylen und keine Lust auf tiefschürfende Gespräche, sich über nix und gar nix einen Kopf zu machen.

„Es gibt halt viele Komikerinnen, die auf Männer rumhacken. Ich dachte, ich versuche mal abseits des gegenseitigen Geschlechterbashing etwas zu finden, wo der Mann gut bei wegkommt – ohne dass die Frau denkt, die macht uns schlecht“, sagt Mirka Regensburg im Gespräch.

Männer als Helden der Einfachheit

Ganz ehrlich, der Alltag als Mann sei doch um einiges einfacher. Das fängt schon bei der Handtasche an. „Manche Frauen besitzen so riesige Handtaschen, dass sie (also die Frauen) wegen ihrer Fehlhaltung zur Physiotherapie müssen“, schreibt sie.

Beutel voll mit Tempos, Tampons, Schlüsseln, Heften, Handy, Geld, Kamm, Bürste, Lippenstifte, Nagellack, Körnerriegel, Kopfhörern und einem Haufen verklebter Bonbons. Handtaschen seien wie das „berühmte schwarze Loch im Universum“. Männer dagegen: kaum der Rede wert. Mini-Brieftasche, die in der hinteren Jeans-Hosentasche verschwindet. Praktischer geht es nicht.

Männer seien die Helden der Einfachheit – zum Beispiel beim Klamottenkaufen. „Männer shoppen mit Strategie. Es geht schnell. Sie sind konzentriert. Sie haben nicht das ,Vielleicht-gibt-es-noch-was-Besseres-Gen’.“ Dass Frauen so auf der Suche nach dem Superlativ seien, habe etwas mit ihrem Konkurrenz-Gen zu tun, meint Regensburg. „Frauen wollen immer das Bessere haben, auch weil wir die Schönste, die Beste sein wollen.“

Frauen müssen sich gegenseitig mehr schätzen

Der Zickenterror habe bei ihr schon in der Grundschule begonnen, wo sie nach langem Kampf mit der Mutter endlich mal nicht in unhippen Klamotten sondern mit den trendigsten Turnschuhen aufkreuzte. Und dann hieß es böse, sie habe die Schuhe kopiert! Habe sie Pia, dem It-Girl der Klasse, gemeinerweise nachgemacht. Eins ihrer Schlüsselerlebnisse, die sie noch heute die Frage stellen lassen: „Warum können wir Frauen eigentlich nicht unterstützender zueinander sein?“

Mittlerweile gibt es viele weibliche Comedians - nicht nur Carolin Kebekus, sagt Mirja Regensburg.
Mittlerweile gibt es viele weibliche Comedians - nicht nur Carolin Kebekus, sagt Mirja Regensburg. © dpa | Henning Kaiser

Frauen machten sich selbst „immer noch oft zu sehr Konkurrenz, statt sich zu stärken“, sagt Regensburg. Das habe sie während ihres Berufslebens so erfahren. „Bei mir waren es mehr Männer, die mich gefördert haben. Eine Schlüsselszene war in einem Schuhladen, in dem ich gejobbt habe. Ich hatte keine Ahnung. Und der Chef hat einfach gesagt: ,Das kriegen wir hin’.“ So etwas habe eine Frau nie zu ihr gesagt.

Sie habe daraus ihre Lehren gezogen und „meinen eigenen Feminismus entwickelt, der genau darauf abzielt, Frauen zu unterstützen“. Was seltsamerweise noch immer für Verwunderung sorge: Als sie neulich bei einer Vorpremiere ihrer neuen Show eine Kollegin empfohlen hatte, sei die Veranstalterin komplett überrascht gewesen. Weil es untypisch sei, dass Frauen Frauen schätzen. „Aber so muss man es machen. Die Jungs machen es doch genauso.“ Mittlerweile gebe es in der Comedy doch auch viele Frauen und nicht nur Carolin Kebekus. „Aber viele werden gar nicht wahrgenommen“, sagt Regensburg.

Horror-Picture-Show in der Umkleidekabine

Was kann man tun? Frauen müssten einfach mehr wie Männer ticken. Zum Beispiel beim Klassiker. Jedenfalls ist allbekannt, dass Frauen ihr Spiegelbild oft für eine Vision aus der Horror-Picture-Show wahrnehmen. Männer hingegen – voll relaxt. „Ich meine, zeigt mir mal den Mann, der sich beim Badehosekauf fragt: ,Hilfe, das Fleisch hängt hinten ja am Rücken, rechts und links so komisch“, schreibt Regensburg. Männer ziehen den Bauch ein, halten die Luft an und gehen bestens gelaunt zur Kasse.

Und beim ständigen Kampf gegen die Kilos seien sie auch die wahren Lehrmeister: „Wenn sich Jungs zum Fußballgucken treffen, reden sie nicht übers Abnehmen. Die reden auch nicht BEIM Essengehen darüber, dass sie unbedingt abnehmen müssen. Das schaffen nur Frauen Das ist wie beim Liebesspiel zu sagen: ,Boah, nie wieder Sex!’“

Männer sind nicht doof und auch nicht blind

Männer sind einfach Lebenskünstler. Auf Reisen lassen sie ihre Frauen meckern über hellhörige Zimmer, Betonmischer in Hörweite, über das zu kleine Bad oder zu hohe Fernseher. „Männer fallen all diese Dinge auch auf. Die sind ja weder doof noch blind. Ich glaube aber, dass sie nicht alles aussprechen, was sie wissen.“ Ihr Credo: Nützt ja nix.

Warum machen sich Frauen eigentlich so einen Kopf. Allein, wenn sie zum Date gehen. Tage vorher schon probieren sie ihre Outfits aus. Der Mann: lässt zum Date „entweder die Klamotten an, die er eh den ganzen Tag schon trug oder nimmt, was gerade so rumhängt und riecht dran, ob es noch gut ist“. Könnte also so einfach sein. Doch manche Frauen machen sich ja sogar „fürs Fitnessstudio zurecht, als würden sie abends ausgehen wollen. Volles Make-up, Haare total toll und die neueste Sportkollektion von Nike. Und Nägel so lang, dass sie einem die Augen ausstechen könnten“.

Arme Männer und der Männerschnupfen

Doch, Hand aufs Herz. Männer haben es doch auch nicht wirklich leicht: „Um bei den Frauen anzukommen, werden sie schon darauf abgeklopft, ob sie erfolgreich sind oder genug Kohle haben. Aber zu den Frauen gehöre ich nicht“, sagt Mirja Regensburg. Außerdem haben Männer ja auch noch, genau: Männerschnupfen! Und sind dann so krank wie Frauen, wenn sie Magen-Darm, Malaria und Migräne zugleich haben. Doch auch dafür hat die Komikerin eine Entschuldigung: „Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass Männer nicht wehleidiger sind als wir Frauen, sondern eine Erkältung tatsächlich schlimmer haben. Das liegt an ihrer Immunstruktur.“ Mann-Mann!