Berlin. Wenn Kulturen aufeinanderprallen und männliche Sturheit auf weibliche Entschlusskraft trifft. In „Servus, Schwiegersohn“ stimmt alles.

Da ist doch was im Busch! Toni Freitag (Adnan Maral) beschleicht ein leiser Argwohn, als seine Frau Anne (Jule Ronstedt) ihn mit allen mit allen Mitteln darin hindern will, Tochter Franzi (Lena Meckel) vom Bahnhof abzuholen. Die war, wie Anne zögernd eingesteht, im Urlaub nicht wie angekündigt auf Mallorca, sondern wollte in Bodrum etwas über ihre Wurzeln erfahren.

„Ihre Wurzeln?“, versteht Toni die Welt nicht mehr, „die liegen doch hier in Bayern!“ Toni ist glücklicher Ehemann, stolzer Familienvater, angesehenes Gemeindemitglied, tüchtiger Handwerksunternehmer und nicht zuletzt aktives Mitglied im Schützenverein mit Aussicht auf die diesjährige Königswürde. Vor allem aber ist er mit Herz und Seele Bayer.

Zuschauer verlieren Kontrolle über ihre Lachmuskeln

Wie die Eheleute in zwei Fahrzeugen losrasen, um als Erster am Ziel zu sein, das bringt die so köstlich begonnene ARD-Komödie „Servus, Schwiegersohn“ zusätzlich auf Schwung. Am Bahnsteig dann eine weitere Steigerung. Franzi hat aus dem Urlaub nicht nur Unmengen von Gepäck mitgebracht, sondern auch einen neuen Lebensgefährten.

Als sie den türkischstämmigen Berliner Informatikstudenten Osman Göker (Aram Arami) vorstellt und dieser Toni auch noch auf Türkisch anspricht, verliert der Zuschauer vollends die Kontrolle über seine Lachmuskeln. Wie Adnan Maral als Toni die Gesichtszüge entgleisen, wie ihm die Kinnlade runterfällt, wie alle Sinne schlagartig schwinden, das ist einfach göttlich.

Für die Tochter lieber ein richtiges „Mannsbild“

Ein türkischer Schwiegersohn, das geht gar nicht, das muss um jeden Preis verhindert werden. Er wünscht sich für Franzi ein echtes „Mannsbild“ wie den Dorfpolizisten Bene, den Sohn seines wichtigsten Auftraggebers. Dass „Toni“ eigentlich sein Spitzname ist, dass er bei der Heirat den Namen seiner Frau angenommen hat und einmal Tolga Büyüktürk hieß, das hat er nachhaltig verdrängt. Und er will nicht, dass alles wieder aufbricht.

Bei seinen so verzweifelten wie rührend hilflosen Verhinderungsplänen, die von den jungen Leuten ausgekontert oder einfach ignoriert werden, findet Toni Unterstützung durch den Berliner Schwiegervater in spe Mesut (Orhan Güner), der seine Zustimmung rigoros verweigert. Franzi ist ja nicht einmal eine richtige Türkin.

Die Rechnung ohne die Frau gemacht

Allerdings trifft männliche Sturheit auf weibliche Entschlusskraft. Anne findet Osman großartig, und auch Mesut hat die Rechnung ohne seine Frau Farah (Siir Eloglu) gemacht.

Regisseur Mike Marzuk hat eine rundum köstliche, bis in die kleinste Rolle prächtig besetzte Sommerkomödie über den Zusammenprall der Kulturen geschaffen, die hinsichtlich Dialogwitz, intelligenter Situationskomik und Tiefgang jederzeit gegen einschlägige Filme wie „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ oder „My Big Fat Greek Wedding“ bestehen kann.

Den Part des Sturkopfs Toni, der schließlich doch sein blauweißes Herz öffnet, hat sich der fantastische Adnan Maral übrigens auf den Leib schreiben lassen. Von ihm stammt die Idee zum Drehbuch von Mike Viebrock und Enno Reese, Maral ist auch der Produzent des Films. Das Trio arbeitete schon für „Zaun an Zaun“ (2017) zusammen – auch eine ARD-Komödie über den Zusammenprall der Kulturen und Geschlechter. Dafür hat Adnan Maral offenbar ein Händchen.