Berlin. Der Prozess gegen Harvey Weinstein verschiebt sich. Es gibt neue Vorwürfe. Er habe die Schauspielerin Annabella Sciorra vergewaltigt.

Eigentlich hätte der Prozess gegen den ehemaligen Filmmogul im September beginnen sollen. Doch die juristische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit von Harvey Weinstein verzögert sich. Eine weitere Frau hat schwere Vorwürfe erhoben: „Sopranos“-Star Annabella Sciorra erklärte, Weinstein habe auch sie vergewaltigt.

Die Tat sei 1993 geschehen. Damit ist sie mehr als 25 Jahre und zu lange her, als dass der Täter im Falle der Schuld noch belangt hätte werden können. Das Gericht habe sich aber entschieden, die Vorwürfe zu prüfen. Man erhoffe sich, dass sich weitere Rückschlüsse über ein mögliches Muster oder System hinter den Weinstein vorgeworfenen Taten erkennen ließe.

Über die Vorwürfe Sciorras und die Verschiebung des Prozesses hatten mehrere US-Medien übereinstimmend berichtet.

Harvey Weinstein: Mehr als 80 Frauen erheben schwere Vorwürfe gegen ihn

Der Strafprozess gegen Weinstein sollte eigentlich am 9. September starten. Mehr als 80 Frauen hatten dem 67-Jährigen seit 2017 sexuelle Übergriffe vorgeworfen, darunter auch namhafte Schauspielerinnen. Bei der Anklage in New York geht es allerdings nur um zwei Vorfälle aus den Jahren 2006 und 2013. Dem Ex-Filmmogul werden Vergewaltigung, kriminelle sexuelle Handlungen und räuberische sexuelle Übergriffe vorgeworfen.

Harvey Weinstein (3.v.l), ehemaliger Filmproduzent, verlässt einen Gerichtssaal. Es ging um eine Verlegung des Prozesses an einen anderen Ort.
Harvey Weinstein (3.v.l), ehemaliger Filmproduzent, verlässt einen Gerichtssaal. Es ging um eine Verlegung des Prozesses an einen anderen Ort. © dpa | Craig Ruttle

Harvey Weinstein beteuert, jegliche sexuelle Handlungen hätten einvernehmlich stattgefunden. Bei der Anhörung zur neuen Anklage am Montag plädierte er erneut auf „nicht schuldig“. Richter James Burke fragte Weinstein den Berichten zufolge angesichts der Forderungen eines noch späteren Termins durch seine Verteidiger, ob er den Prozess wirklich wolle. Der Angeklagte sorgte demnach mit seiner Antwort „nicht wirklich“ für einige Lacher im Saal.

Anschuldigungen führten zu #metoo-Bewegung

Die Anschuldigungen gegen den einst mächtigen Weinstein nahmen ab Oktober 2017 nach Medienberichten der „New York Times“ und des Magazins „New Yorker“ Fahrt auf. Dutzende Frauen gingen danach mit ihren Vorwürfen gegen den Film-Produzenten an die Öffentlichkeit.

In der Folge formierte sich unter dem Hashtag „#metoo“ eine Bewegung gegen sexuelle Belästigung und Übergriffe, die weltweit für Debatten sorgte. Auch weitere bekannte Männer, darunter der Schauspieler Kevin Spacey, wurden des Missbrauchs beschuldigt.

Weinstein selbst fiel nach den Enthüllungen tief: Die von ihm gegründete Firma entließ ihn. Nach der Zahlung einer Kaution von einer Million Dollar ist er auf freiem Fuß, musste aber seinen Pass abgeben. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.

Die Reihe der Vorwürfe gegen Weinstein ist lang. Unter anderem soll er auch 16-Jährige sexuell belästigt haben. Zudem habe er mit Sex mit Jennifer Lawrence geprahlt – die ihm widersprach und es als „weiteres Beispiel für die räuberische Taktik und die Lügen, die er einsetzte, um zahllose Frauen zu locken“ wertete.

Die #metoo-Bewegung hat zu einer Trendwende in Hollywood geführt und die Bereitschaft, Übergriffe zu melden, erhöht. (ses/dpa)