Berlin. Gegner und Befürworter zanken um den Nutzen der Masernimpfung. Die Zahl der Fälle steigt derweil weltweit. Mit gefährlichen Folgen.

Deutschland ist bereits auf dem Weg zur Impfpflicht, trotzdem ist auch hier die Zahl der Masernfälle gestiegen. Ein weltweiter Trend, auf den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf am Dienstag dringend hinweist. Besonders betroffen von dem Anstieg ist Afrika.

Die Zahl der Fälle Im ersten Halbjahr 2019 ist global gesehen auf dem höchsten Niveau seit 2006 im gleichen Zeitraum. Bis Ende Juli wurden in 182 Ländern nach vorläufigen Zahlen fast 365.000 Masernfälle registriert, fast drei Mal so viele wie im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres und mehr als im Gesamtjahr 2018.

Masern: Fallzahlen steigen – WHO warnt vor weltweiter Gefahr

„Millionen Menschen sind weltweit in Gefahr“, berichtete die WHO. Sie empfiehlt Reisenden, ihren Impfstatus zu prüfen. Ab einem Alter von sechs Monaten sollte jeder spätestens 15 Tage vor einer Reise in betroffene Regionen geimpft werden.

2018 wurden weltweit insgesamt gut 350 000 Masern-Erkrankungen gemeldet, mehr als doppelt so viele wie im Jahr davor. Die WHO betont aber, dass nur ein Bruchteil der tatsächlichen Erkrankungen gemeldet werde. Die aktuellsten WHO-Schätzungen über die wahren Zahlen beziehen sich auf 2017. Damals seien vermutlich 6,7 Millionen Menschen an Masern erkrankt und 110 000 gestorben. Bis 2016 waren die Masern-Zahlen weltweit rückläufig.

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Extrem ansteckende Krankheit – Anstieg in Afrika um 900 Prozent

Masern ist eine der ansteckendsten Krankheiten der Welt. Betroffen sind meist Kinder. Überlebende könnten Hirnschäden davontragen oder blind und taub werden. Die WHO verlangt mehr Impfungen.

Das Bundeskabinett hat ein Gesetz für eine Masern-Impfpflicht in Deutschland auf den Weg gebracht. Ab März 2020 müssen Eltern vor der Aufnahme ihrer Kinder in eine Kita oder Schule nachweisen, dass diese geimpft sind. Der Bundestag muss noch zustimmen.

Die Krankenschwester Rasolofoniaina Lantonirina impft im Gesundheitszentrum von Iarintsena im Süden Madagaskars Kleinkinder gegen Masern.
Die Krankenschwester Rasolofoniaina Lantonirina impft im Gesundheitszentrum von Iarintsena im Süden Madagaskars Kleinkinder gegen Masern. © dpa | Laetitia Bezain

In der WHO-Afrikaregion sei die Zahl der gemeldeten Fälle in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 900 Prozent gestiegen, in der Westpazifikregion um 230 Prozent, so die WHO. In der Europa-Region stieg sie um 120 Prozent. Zu der Region zählen neben der EU auch Russland, die Türkei, Israel und die in Asien liegenden Länder Usbekistan und Aserbaidschan.

2018 war der Trend in Deutschland noch rückläufig

In Deutschland war der Trend im vergangenen Jahr rückläufig: Nach knapp 930 Masern-Fällen 2017 wurden nach Angaben des Robert Koch-Instituts im Jahr 2018 etwa 540 Fälle gemeldet. In diesem Jahr haben aber schon mehrere Bundesländer mehr Masernfälle gemeldet als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Ab 2020 soll in der Bundesrepublik die Impflicht gelten, sie geht einher mit hohen Bußgeldern für Verweigerer. Generell ist die Impfrate niedrig, viele haben Sorge vor dem großen Einfluss von Impfgegnern. Eine Umfrage belegte, dass Impfungen eine Art Vertrauenskrise in Europa erleben. (ses/dpa)