Venedig/Berlin. Venedig leidet unter Touristenmassen und Umweltverschmutzung. Nun sollen schärfere Regeln für Kreuzfahrtschiffe die Stadt entlasten.

Venedig leidet schon lange unter den Besuchermassen, die Tag für Tag in die italienische Lagunenstadt strömen. Die Folgen des massenhaftem Tourismus: Überfüllung, Umweltschäden, große Belastungen für die historische Bausubstanz.

Nicht zuletzt der Kreuzfahrt-Boom der letzten Jahre hat diese Entwicklungen verschärft. 2018 kamen mehr als 600 Kreuzfahrtschiffe und brachten mehr als 1,5 Millionen Touristen. Mehrere Unfälle im Hafen hatten die Bürgerproteste gegen den Schiffstourismus zuletzt lauter werden lassen. Laut Medienberichten steuert die Stadt nun allerdings entschieden gegen.

Was schon länger zur Diskussion stand, soll für die Veranstalter von Kreuzfahrten nun strikte Regel werden: Das historische Zentrum soll für einige Kreuzfahrtschiffe künftig nicht mehr befahrbar sein. „Ab sofort werden wir die Zahl der an Giudecca und San Marco vorbeifahrenden Passagierschiffe verringern, insbesondere der größeren“, sagte Italiens Verkehrsminister Danilo Toninelli bei einer Anhörung des Verkehrsausschusses laut „CNN“. Ziel sei, rund ein Drittel der Schiffe, auf deren Routen Venedig liegt, auf neue Wege zu führen, weiter entfernt vom historischen Zentrum.

Kreuzfahrtschiff rammte in Venedig kleines Touristenboot

Eine bereits in der Vergangenheit diskutierte Alternativstrecke würde Kreuzfahrtgäste nicht wie auf dem Kanal von Giudeca direkt in Sichtweite der großen Sehenswürdigkeiten wie dem Markusplatz in die Stadt bringen, sondern auf einer weniger spektakulären Route ums Zentrum herum zu Anlegern in der Industriegegend Marghera.

Venedig Anfang Juni: Das Kreuzfahrtschiff „MSC Opera“ stößt beim Anlanden an der Anlegestelle San Basilio im Kanal von Giudecca mit einem Touristenboot zusammen. Der Unfall befeuerte die Debatte um den Schiffsverkehr in der Lagunenstadt.
Venedig Anfang Juni: Das Kreuzfahrtschiff „MSC Opera“ stößt beim Anlanden an der Anlegestelle San Basilio im Kanal von Giudecca mit einem Touristenboot zusammen. Der Unfall befeuerte die Debatte um den Schiffsverkehr in der Lagunenstadt. © dpa

Besonders der Unfall der MSC Opera im Juni hatte die Debatte um den Schiffsverkehr in Venedig befeuert. Das Kreuzfahrtschiff hatte ein Touristenboot gerammt, fünf Menschen wurden dabei verletzt. Im Juli folgte dann ein Beinahe-Crash der „Costa Deliziosa“. Bei Sturm und Hagel fuhr das 300 Meter lange Schiff in Venedigs Hafen ein und kollidierte beinahe mit einem Pier. Experten hatten zuletzt mehrfach geäußert, dass sich niemand wundern dürfe, wenn es angesichts der Überlastung der Wasserstraßen zu Toten kommen würde.

Bürgerbewegungen forderten, dass die Stadt komplett für Kreuzfahrtschiffe gesperrt wird. Das allerdings würde auch viele Arbeitsplätze in Gefahr bringen und ist daher unwahrscheinlich. Endgültig beendet sein dürfte die Debatte, die unter anderem auch auf Mallorca leidenschaftlich geführt wird, aber noch lange nicht.

Immer wieder hatte Venedig neue Regeln für Touristen aufgestellt, zuletzt im März. Seitdem müssen Besucher, die nicht in der Stadt übernachten, eine Art „Eintrittsgeld“ zahlen. (ba)