Berlin. Wiglaf Droste ist tot. Der Satiriker, Autor und Sänger starb am Mittwoch nach kurzer und schwerer Krankheit. Er wurde 57 Jahre alt.

Wiglaf Droste ist gestorben. Der mehrfach preisgekrönte Satiriker sei am Mittwoch einer kurzen und schweren Krankheit erlegen, berichten die „Leipziger Volkszeitung“ und die „Junge Welt“ unter Berufung auf Freundeskreise. Demnach starb der Autor und Sänger am Mittwoch in Pottenstein in der Fränkischen Schweiz. Er wurde 57 Jahre alt.

Droste verstand sich selbst als satirischer Polemiker, wodurch er häufig aneckte. Seine Karriere als Autor startete er 1983 in Berlin. Der ursprünglich aus Westfalen stammende Droste schrieb dort unter anderem für die „tageszeitung“ („taz“), das Stadtmagazin „tip“ und das Satiremagazin „Titanic“. Später überwarf er sich jedoch mit einem taz-Redakteur und trennte sich von der Zeitung.

Zuletzt war Droste als freier Kolumnist für die „Junge Welt“ tätig. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, im vergangenen Jahr etwa mit dem Satirikerpreis „Göttinger Elch“ sowie 2005 mit dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis.

Der gebürtige Westfale Droste ging in den 80er Jahren nach Berlin, journalistisch in Erscheinung trat er dort dann vor allem bei der damals noch jungen „tageszeitung» (taz). Die Hauptstadt blieb auch lange Zeit sein frei gewähltes Zuhause, bevor er vor nicht allzu langer Zeit aus rein privaten Gründen – der Liebe wegen, wie es heißt – nach Oberfranken zog.

Wiglaf Droste arbeitete sich an seinem Wohnort Berlin ab

An Berlin, der Stadt, in der er die entscheidende Zeit seines Lebens verbrachte, rieb er sich auch, nicht zuletzt wegen des dortigen Sozialcharakters, der ihm aufstieß. In Bezug auf den Stadtteil Kreuzberg, wo er lange lebte, sprach er von „Arschgeigentum, das nichts mit Freiheit, aber viel mit Rücksichtslosigkeit zu tun hat“. Nicht nur wortgewaltig, sondern auch vielseitig war Droste, dabei zeichnete ihn eine gewisse Unstetigkeit aus.

Neben der Produktion für Zeitungen und Zeitschriften arbeitete er auch als Buchautor und für den Rundfunk. Für den WDR und für den Deutschlandfunk lieferte er ebenfalls Beiträge, bis 1991 schrieb er als Redakteur für das Satiremagazins „Titanic“, wo er seine Sprachbesessenheit wiederum in ironisch gebrochener Form ausleben konnte. Damit unterhielt er seit den 90er Jahren auch sein Publikum auf zahlreichen Lesereisen.

Droste gab auch eine Koch-Zeitschrift heraus

Nicht genug damit: Auch die Musik blieb nicht verschont. So ließ er sich ab und zu von der Punk-Rock-Band Geile Götter begleiten, ab dem Jahr 2000 trat Droste sogar mit Chansons als Sänger in Erscheinung. Kaum eine Facette sprachlichen Ausdrucks war ihm unvertraut, zahllos die Themen und Gegenstände, die er ironisch-satirisch bearbeitete. Da war es kein Wunder, dass der Genussmensch Droste früher oder später sich auch dem Thema Essen und Trinken zuwandte.

Zusammen mit dem Koch Vincent Klink gab Droste die Zeitschrift „Häuptling Eigener Herd“ heraus. In der „kulinarischen Kampfschrift“, wie sich die Publikation auch nannte, nahm Droste, wortgewaltig wie immer, unter anderem die Nahrungsmittelindustrie aufs Korn. Berühmt wie berüchtigt war seine Fähigkeit, verbal auszuteilen. Dass er damit zuweilen aneckte, war eher untertrieben. Seine Engagements im Medienbetrieb begleiteten daher auch konsequent zahllose Brüche und Zerwürfnisse. Privat fand er seinen Frieden schließlich in der oberfränkischen Provinz, wo auch sein Leben endete. Eine Trauerfeier soll es nicht geben. Der Wortkünstler will keine Worte über sich hören. (cho/dpa)