Berlin. Ein verrückter Fall: Eine Deutsche erschleicht sich in der New York riesige Summen. Jetzt kommt sie ins Gefängnis – und zu Netflix.

Es klingt wie der Plot eines Film – aber was Anna Sorokin in den USA durchgezogen hat, ist wirklich passiert. Dass ihr Leben kein Film ist, sie keine Rückspul-Funktion hat, musste sie nun bitter erfahren: Die mutmaßliche Hochstaplerin muss ins Gefängnis. Und das wahrscheinlich sehr lange.

Sorokin kommt aus Deutschland, ging nach New York. Dort wollte die junge Frau offenbar ein filmreifes Leben führen. Sie erfand sich neu, gab vor, eine Millionenerbin zu sein. Und bahnte sich so ihren Weg in die High Society New Yorks. Um sich dort im großen Stil durchzuschnorren. Nun wurde sie wegen Betrugs verurteilt.

Deutsche „Millionenerbin“ ist schuldig

Ein New Yorker Gericht hat Sorokin schuldig gesprochen. Bezirksstaatsanwalt Cyrus Vance verkündete in einer Mitteilung am Donnerstagabend (Ortszeit) den Schuldspruch. Demnach sei es erwiesen, dass sich die 28-Jährige unter dem Namen Anna Delvey als falsche Millionenerbin Leistungen im Wert von mehr als 200.000 Dollar erschlichen hat und als falsche Erbin die High Society ausgetrickst hat.

Außerdem soll sie versucht haben, mit weiteren Betrügereien Millionenbeträge zu ergaunern. Das genaue Strafmaß soll am 9. Mai verkündet werden. Sorokin drohen laut der Zeitung „New York Times“ 15 Jahre Gefängnis. Die in der Nähe von Moskau geborene Sorokin war im Alter von 16 Jahren nach Deutschland gezogen und in Eschweiler bei Köln zur Schule gegangen, bevor es sie nach New York zog.

Mini-Bars geräumt, Übernachtungen für 7000 Dollar, Millionenkredite

Egal ob Restaurantbesuche, Hotelzimmer, Flüge oder extravagante Geschenke: Die Freunde sprangen verlässlich ein, wenn“Delvey“ etwas brauchte. Am Ende ging es vor Gericht um Erschlichenes im Wert von 275.000 Dollar (248.000 Euro). Zur Debatte stand außerdem, ob Delvey wirklich den edlen New Yorker Privatclub plante, für den sie Kredite in Höhe von insgesamt 22 Millionen Dollar einsammeln wollte.

Als das „New York Magazine“ im Mai 2018 ausgiebig den Fall aufrollte, war darin die Rede von 7000-Dollar-Übernachtungen mit Privatbutler in Marokko oder Strähnchen für 800 Dollar – eine Welt, für die sich das Mitgefühl vieler in Grenzen hält. Vor Gericht ging es an einer Stelle um eine Minibar-Rechnung von 675 Dollar. „Das sind verdammt viele M&Ms“, sagte Anklägerin Catherine McCaw dazu laut „Rolling Stone“ trocken.

Der Fall hatte über Wochen international Aufsehen erregt, Millionen folgten der Geschichte von Anna Sorokin und ihrem erschlichenen Luxusleben, das sie in New York vor Gericht führte.

Sonokins Anwalt zitiert Sinatra: Ein brandneuer Start

Während des Prozesses war nicht nur die ungewöhnlich modische Kleiderwahl der Angeklagten aufgefallen. Witzbolde öffneten etwa den Instagram-Account „annadelveycourtlooks“ mit Bildern ihrer Kleider. Ihr Anwalt Verteidiger Todd Sprodek befürchtete, dass die üblichen braungrauen Overalls des berüchtigten Rikers-Gefängnisses im Norden New Yorks sie schuldig aussehen ließen, berichtete das Modemagazin „GQ“.

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Die über dem Knie endenden Kleider in Schlangenmuster und weißen Hemden zur schwarzen Capri-Hose stünden für ein Kalkül, das bei Männern, die im Anzug vor Gericht erscheinen, auch oft aufgehe.

Sorokin inspiriert von Frank Sinatra – Netflix hat die Rechte an der Geschichte gekauft

Zum Ende der Verhandlung am Dienstag hatte Sprodek erklärt, dass Sorokin letztlich nur so vorgegangen sei, wie einst im Lied „New York, New York“ besungen. „Sinatra hat in New York einen brandneuen Start hingelegt, genauso wie Miss Sorokin“, hatte Sprodek laut „New York Post“ gesagt. Sie habe das Geld zurückzahlen wollen.

Und am Ende wird der Fall nicht nur für ein Film klingen, sondern wohl auch einer werden. Netflix hat sich die Rechte gesichert. Es wurde aus dem Gefängnis mitgeteilt, Sorokin könne sich entweder Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence oder Shootingstar Margot Robbie gut in der Hauptrolle vorstellen. (ses/dpa)