Berlin. Barbara Schöneberger macht viel und ist viel zu sehen. Sie sagt, dass sie aber nur das mache, was sie gut könne. Das soll so bleiben.

Sie ist herzlich, schafft aber gleichzeitig durch ihre Ironie Distanz. Sie nimmt ihren Job einerseits ernst und andererseits nimmt sie ihn — und sich selbst – auf die Schippe. Einen „Thermomix im Glitzerfummel“ nennt sie sich. Vor allem aber ist sie witzig – ihre Pointen feuert sie mit Vorliebe spontan ab. Es ist leicht, Barbara Schöneberger zu mögen.

Das ist auch besser so, denn entkommen kann man ihr kaum. Die Moderatorin der „NDR Talk Show“ ist Dauergast in TV-Sendungen auf allen Kanälen. Gerade erst hat die 45-Jährige ihr Album „Eine Frau gibt Auskunft“ auf einer Tour vorgestellt. Zudem ist sie, nachdem sie vergangenes Jahr einmal aussetzte, wieder die Beauftragte für den Eurovision Song Contest am 18. Mai in Tel Aviv.

Ab 20.15 Uhr führt sie in der ARD live von der Hamburger Reeperbahn den Countdown. „Ich moderiere ja viele große Sachen, aber diese Sendung hat die meiste Beachtung und die meiste Resonanz“, sagt sie. Auch die Leute, die sagen, sie guckten gar kein fern, wüssten durch die Sendung zum Beispiel doch, dass es auf der Reeperbahn immer regnet. „Den ESC haben sie alle auf dem Schirm.“

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Aufgeregt, so sagt sie, sei sie dennoch nicht. „Da bin ich total locker und mach mein Ding.“ Nur wenn sie mit ihren eigenen Songs auf der Bühne stehe, spüre sie noch Druck. „Ich mache es, weil es tatsächlich unbequem ist. Dahinter steckt also auch eine strategische Überlegung, was ich selten habe bei den Dingen, die ich tue. Das ist aber bewusst dafür gemacht, um mal aus der Komfortzone rauszukommen.“

Barbara Schöneberger hat eigenes Radio und eigenes Magazin

Dann erklärt sie, warum ihr das wichtig sei: „Um innerlich nicht zu verlottern. Auf der Bühne zu stehen, um zu singen, ist eigentlich sogar das Schönste. Alles andere, was ich mache, ist ja nur noch: Ich komme als ich selbst. Ich erzähle über mich und kriege tolles Essen.“

Neben einer eigenen Zeitschrift hat Schöneberger mit Barba Radio auch seit Mitte Oktober einen eigenen Radiosender im Internet. 90 Prozent aller Angebote lehne sie ab, sagt sie. Aus den zehn Prozent ließen sich aber immer noch mindestens drei Karrieren stricken. Hat diese Frau vor lauter Sendungsbewusstsein nicht Angst, ein Fall fürs Kartellamt zu werden?

Schöneberger wiegelt ab: „Ich mache nur, was ich kann und was ich sicher im Griff habe. Das mache ich auch bis zum Umfallen, weil es mich gar nicht anstrengt. Das ist ein großes Erfolgsrezept, dass ich tatsächlich so mit 40 verstanden habe, was ich kann und was nicht, und nur noch mache, was ich kann.“

Auch große Namen könnten sie nicht aus der Ruhe bringen. „Ich bin ehrlich gesagt nie befangen, wenn jemand prominent ist. Mir ist relativ wurscht, wer es ist“, sagt Schöneberger. „Ein Rezept für ein authentisches Miteinander ist, dass man geradeaus mit einer Berühmtheit genauso spricht wie mit dem, der einem das Mikrofon an den Kragen knipst.“ Auf diese Weise könne sie auch mit Barack Obama ein gutes Gespräch führen: „Ich würde es mich trauen, ohne vorbereitet zu sein. Der kann kommen, wenn er mal in der Gegend ist.“

Barbara Schöneberger ist bereit für einen Talk mit Barack Obama

Obama als Interviewpartner ist also noch ein offener Wunsch, ansonsten hat sie alles erreicht. „Mein Leben besteht ausschließlich aus schönen Dingen“, sagt sie und erinnert an ihren wichtigsten Karriereschritt: „Gott sei Dank habe ich mein Soziologiestudium mal abgebrochen.“

Für eine akademische Karriere sei sie zu undiszipliniert. Noch immer verursacht ihr die Zeit auf der Universität in Augsburg Albträume. Manchmal träume sie, ihr Studium nachholen zu müssen. „Manchmal geht’s auch um eine Prüfung, die ich schreiben muss, ohne zu wissen, warum, oder ich finde meinen Stift nicht.“ Bei aller Gelassenheit geistern aber auch Notlagen auf der Bühne nachts durch ihren Kopf. „Da kann ich plötzlich meine Kontaktlinsen nicht finden, oder sie sind zu dick, oder ich finde meinen zweiten Schuh nicht. Das sind schon Träume, die einem sagen, dass es einen doch beschäftigt, jeden Tag funktionieren zu müssen.“ Sie wolle aber nicht wissen, welche Albträume Fließbandarbeiter hätten.

Und aus jedem Albtraum wacht sie ja in einem Leben auf, in dem sie gut dafür bezahlt wird, sie selbst zu sein. Und tolles Essen gibt es obendrauf.

(Markus Tschiedert)