Madrid . In Spanien leben laut einer neuen Studie die gesündesten Menschen der Welt. Das liegt nicht nur an Gazpacho, Geselligkeit und Siesta.

„Vielleicht liegt es am Gazpacho“, sinnierten die Experten jener globalen Studie, die dieser Tage zu folgendem Ergebnis kam: „Spanien ist das gesündeste Land der Welt.“

Der Gazpacho, diese berühmte erfrischende Gemüsesuppe, scheint fast so etwas wie Spaniens Zaubertrank zu sein. Ein Nationalgericht, das meist als Vorspeise aufgetischt wird und von vielen Spaniern nicht nur im Sommer regelmäßig gelöffelt wird.

Diese magische Gemüsekreation kommt ursprünglich aus dem südspanischen Andalusien und lässt sich kinderleicht herstellen: Man muss nur frische Tomaten, Paprika und Gurken mithilfe einer Küchenmaschine kalt pressen, mit einem Schuss Olivenöl und einer Prise Salz veredeln – und fertig ist Spaniens Gesundheitsrezept Nummer eins.

Ärztliche Versorgung in Spanien bekommt Bestnoten

Aber der hohe Gazpacho-Konsum ist nicht der einzige Grund, warum die Fachleute des globalen US-Medienkonzerns Bloomberg das Königreich in diesem Jahr zum globalen Gesundheitsvorbild kürten. In das Ranking des Heal­thiest Country Index, in dem 169 Länder verglichen wurden, flossen nicht nur Ernährungstraditionen wie etwa Spaniens mediterrane Kost ein. Sondern zum Beispiel auch die ärztliche Versorgung, die in Spanien ebenfalls ausgezeichnet ist, was sich im internationalen Gesundheitstourismus Richtung Mallorca und spanischer Mittelmeerküste spiegelt.

So bieten spezialisierte Hausärzte und Pflegekräfte Kindern, Frauen und älteren Patienten vorbeugende Dienstleistungen an. Mit Erfolg: Die Weltgesundheitsorganisation WHO verzeichnete laut Bloomberg einen „Rückgang bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Todesfällen durch Krebs“.

• Auch das ist Spanien: Die größte Tomatenschlacht der Welt

Orgie in Rot- Tomatenschlacht in Spanien

Eine Stadt sieht rot: Spanier und Touristen haben sich in der ostspanischen Ortschaft Bunol am Mittag mit Tomaten beworfen. Laut dem Guinness-Buch der Rekorde ist es die größte Lebensmittelschlacht der Welt. Bilder des Spektakels.
Eine Stadt sieht rot: Spanier und Touristen haben sich in der ostspanischen Ortschaft Bunol am Mittag mit Tomaten beworfen. Laut dem Guinness-Buch der Rekorde ist es die größte Lebensmittelschlacht der Welt. Bilder des Spektakels. © REUTERS | HEINO KALIS
Während der traditionsreiche Tomatenschlacht „La Tomatina“ bewarfen sich rund 22.000 Menschen gegenseitig mit dem überreifen Gemüse.
Während der traditionsreiche Tomatenschlacht „La Tomatina“ bewarfen sich rund 22.000 Menschen gegenseitig mit dem überreifen Gemüse. © dpa | Alberto Saiz
Das Spektakel fand zwischen 11 und 12 Uhr in dem kleinen Ort 40 Kilometer westlich von Valencia statt.
Das Spektakel fand zwischen 11 und 12 Uhr in dem kleinen Ort 40 Kilometer westlich von Valencia statt. © dpa | Alberto Saiz
Etwa 165 Tonnen überreife Tomaten kamen zum Einsatz.
Etwa 165 Tonnen überreife Tomaten kamen zum Einsatz. © REUTERS | HEINO KALIS
Flatsch!
Flatsch! © dpa | Alberto Saiz
Eimerweise wurde die Gemüse-Pampe mit viel Freude verteilt.
Eimerweise wurde die Gemüse-Pampe mit viel Freude verteilt. © REUTERS | HEINO KALIS
Das Motto in den Straßen der 9000-Einwohner-Gemeinde: Rot, röter, „La Tomatina“.
Das Motto in den Straßen der 9000-Einwohner-Gemeinde: Rot, röter, „La Tomatina“. © REUTERS | HEINO KALIS
Eine Orgie in Rot.
Eine Orgie in Rot. © REUTERS | HEINO KALIS
Das Festival nicht ganz ungefährlich. Es empfiehlt sich, die Tomaten vor dem Werfen in der Hand zu zerdrücken, um die Wucht des Geschosses abzumildern. Viele trugen zum Schutz der Augen Taucherbrillen.
Das Festival nicht ganz ungefährlich. Es empfiehlt sich, die Tomaten vor dem Werfen in der Hand zu zerdrücken, um die Wucht des Geschosses abzumildern. Viele trugen zum Schutz der Augen Taucherbrillen. © dpa | Alberto Saiz
Die Tomaten werden traditionell von der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt.
Die Tomaten werden traditionell von der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt. © REUTERS | HEINO KALIS
Schachmatt lagen dieser drei Männer auf und in einem Teppich aus Tomaten-Matsche.
Schachmatt lagen dieser drei Männer auf und in einem Teppich aus Tomaten-Matsche. © REUTERS | HEINO KALIS
Die bereits überreifen Tomaten wurden tonnenweise von LKWs auf die Straßen geworfen und gekippt.
Die bereits überreifen Tomaten wurden tonnenweise von LKWs auf die Straßen geworfen und gekippt. © dpa | Alberto Saiz
Hemmungslos lieferten sich die Teilnehmer eine harmlose Schlacht.
Hemmungslos lieferten sich die Teilnehmer eine harmlose Schlacht. © REUTERS | HEINO KALIS
Regelrechte Flüsse aus Tomaten-Matsche flossen durch die Straßen.
Regelrechte Flüsse aus Tomaten-Matsche flossen durch die Straßen. © REUTERS | HEINO KALIS
Hier konnte man wunderbar durch den roten Matsch sliden.
Hier konnte man wunderbar durch den roten Matsch sliden. © REUTERS | HEINO KALIS
Das Volksfest findet bereits seit mehr als 70 Jahren statt.
Das Volksfest findet bereits seit mehr als 70 Jahren statt. © dpa | Alberto Saiz
Das Fest geht angeblich darauf zurück, dass im Jahr 1944 ein Dorfbewohner Freunde aus Spaß mit Tomaten bewarf und diese sich entsprechend revanchierten.
Das Fest geht angeblich darauf zurück, dass im Jahr 1944 ein Dorfbewohner Freunde aus Spaß mit Tomaten bewarf und diese sich entsprechend revanchierten. © REUTERS | HEINO KALIS
Dies wurde von Jahr zu Jahr am jeweils letzten Mittwoch im August wiederholt, in den 70er Jahren wurde daraus ein Massenspaß.
Dies wurde von Jahr zu Jahr am jeweils letzten Mittwoch im August wiederholt, in den 70er Jahren wurde daraus ein Massenspaß. © REUTERS | HEINO KALIS
Mittlerweile berichtet die ganze Welt von der „Tomatenfront“.
Mittlerweile berichtet die ganze Welt von der „Tomatenfront“. © REUTERS | HEINO KALIS
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Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez jubelte nach der Bestnote im Bloomberg-Index: „Die mediterrane Diät und unser Gesundheitssystem sind einige jener Punkte, die der Healthiest Country Index 2019 positiv bewertet.“

Spanier leben bald länger als die Japaner

Sánchez rief die Spanier dazu auf, auch im Zeitalter der Schnellimbisse und industriellen Fertiggerichte auf diesem gesunden Weg fortzuschreiten. Denn ein gesundes Leben bedeutet nun in der Regel auch ein langes Leben.

Nach den letzten verfügbaren Eurostat-Zahlen aus dem Jahr 2016 werden Spanier im Schnitt 83,5 Jahre alt. In Europa leben nur die Schweizer ein klein wenig länger, sie kommen auf durchschnittlich 83,7 Jahre. Weltweit haben lediglich die Japaner noch eine geringfügig höhere Lebenserwartung.

Doch der Ruf der Japaner als langlebigstes Volk der Welt könnte bald dahin sein: Nach einer Prognose amerikanischer Forscher werden die Spanier, soweit sie ihre guten Ernährungsvorsätze nicht aufgeben, bis zum Jahr 2040 die Japaner in Sachen Lebenserwartung überholt haben. Die Südländer werden dann auf ein mittleres Alter von nahezu 86 Jahren kommen, berechneten die Gesundheitsexperten des IHME-Instituts in Seattle.

Frauentag- Töpfe und Pfannen schallen durch Madrid

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    Unesco machte Mittelmeerdiät zum Kulturerbe der Menschheit

    Dass die Mittelmeerdiät, zu der viel Gemüse, Obst, Fisch und natürlich Olivenöl gehören, eine wichtige Rolle spielt, um fit zu bleiben, wird auch durch Platz zwei der Bloomberg-Rangliste unterstrichen. Dort platzierten die Analysten ein weiteres Mittelmeerland, und zwar Italien, in dem die mediterrane Küche ebenfalls gepflegt wird. Es folgen Island, Japan und die Schweiz. Deutschland schaffte es nur auf den 23. Platz.

    Die Mittelmeerdiät wurde übrigens schon 2013 von der Unesco als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Und zwar nicht nur wegen ihrer langen Tradition und segensreichen Ernährungseigenschaften. Sondern auch, weil zur mediterranen Speisekultur die südeuropäische Geselligkeit und Lebensfreude gehören. „Das gemeinsame Essen ist eines der Fundamente der Identität und des kulturellen Fortbestehens der Gesellschaften am Mittelmeer“, schreibt die Unesco.

    Nach dem Essen noch für Gespräche am Tisch sitzen zu bleiben – in Spanien gehört das zum guten Ton. Mediterran und gesund leben, das ist halt mehr als nur gute Ernährung, betonen spanische Wissenschaftler. Es sei auch eine Philosophie, zu der nicht nur Diätregeln gehörten, sondern auch eine weitere Lebenskunst: das Entspannen und Genießen.

    Zur Entspannung trägt natürlich auch die berühmte Siesta bei. Oftmals kritisiert, hält sich die lange Mittagspause hartnäckig. Es gibt eben nichts, was man nicht noch am Nachmittag erledigen könnte.