Madrid . In Spanien leben laut einer neuen Studie die gesündesten Menschen der Welt. Das liegt nicht nur an Gazpacho, Geselligkeit und Siesta.
„Vielleicht liegt es am Gazpacho“, sinnierten die Experten jener globalen Studie, die dieser Tage zu folgendem Ergebnis kam: „Spanien ist das gesündeste Land der Welt.“
Der Gazpacho, diese berühmte erfrischende Gemüsesuppe, scheint fast so etwas wie Spaniens Zaubertrank zu sein. Ein Nationalgericht, das meist als Vorspeise aufgetischt wird und von vielen Spaniern nicht nur im Sommer regelmäßig gelöffelt wird.
Diese magische Gemüsekreation kommt ursprünglich aus dem südspanischen Andalusien und lässt sich kinderleicht herstellen: Man muss nur frische Tomaten, Paprika und Gurken mithilfe einer Küchenmaschine kalt pressen, mit einem Schuss Olivenöl und einer Prise Salz veredeln – und fertig ist Spaniens Gesundheitsrezept Nummer eins.
Ärztliche Versorgung in Spanien bekommt Bestnoten
Aber der hohe Gazpacho-Konsum ist nicht der einzige Grund, warum die Fachleute des globalen US-Medienkonzerns Bloomberg das Königreich in diesem Jahr zum globalen Gesundheitsvorbild kürten. In das Ranking des Healthiest Country Index, in dem 169 Länder verglichen wurden, flossen nicht nur Ernährungstraditionen wie etwa Spaniens mediterrane Kost ein. Sondern zum Beispiel auch die ärztliche Versorgung, die in Spanien ebenfalls ausgezeichnet ist, was sich im internationalen Gesundheitstourismus Richtung Mallorca und spanischer Mittelmeerküste spiegelt.
So bieten spezialisierte Hausärzte und Pflegekräfte Kindern, Frauen und älteren Patienten vorbeugende Dienstleistungen an. Mit Erfolg: Die Weltgesundheitsorganisation WHO verzeichnete laut Bloomberg einen „Rückgang bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Todesfällen durch Krebs“.
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Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez jubelte nach der Bestnote im Bloomberg-Index: „Die mediterrane Diät und unser Gesundheitssystem sind einige jener Punkte, die der Healthiest Country Index 2019 positiv bewertet.“
Spanier leben bald länger als die Japaner
Sánchez rief die Spanier dazu auf, auch im Zeitalter der Schnellimbisse und industriellen Fertiggerichte auf diesem gesunden Weg fortzuschreiten. Denn ein gesundes Leben bedeutet nun in der Regel auch ein langes Leben.
Nach den letzten verfügbaren Eurostat-Zahlen aus dem Jahr 2016 werden Spanier im Schnitt 83,5 Jahre alt. In Europa leben nur die Schweizer ein klein wenig länger, sie kommen auf durchschnittlich 83,7 Jahre. Weltweit haben lediglich die Japaner noch eine geringfügig höhere Lebenserwartung.
Doch der Ruf der Japaner als langlebigstes Volk der Welt könnte bald dahin sein: Nach einer Prognose amerikanischer Forscher werden die Spanier, soweit sie ihre guten Ernährungsvorsätze nicht aufgeben, bis zum Jahr 2040 die Japaner in Sachen Lebenserwartung überholt haben. Die Südländer werden dann auf ein mittleres Alter von nahezu 86 Jahren kommen, berechneten die Gesundheitsexperten des IHME-Instituts in Seattle.
Unesco machte Mittelmeerdiät zum Kulturerbe der Menschheit
Dass die Mittelmeerdiät, zu der viel Gemüse, Obst, Fisch und natürlich Olivenöl gehören, eine wichtige Rolle spielt, um fit zu bleiben, wird auch durch Platz zwei der Bloomberg-Rangliste unterstrichen. Dort platzierten die Analysten ein weiteres Mittelmeerland, und zwar Italien, in dem die mediterrane Küche ebenfalls gepflegt wird. Es folgen Island, Japan und die Schweiz. Deutschland schaffte es nur auf den 23. Platz.
Die Mittelmeerdiät wurde übrigens schon 2013 von der Unesco als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Und zwar nicht nur wegen ihrer langen Tradition und segensreichen Ernährungseigenschaften. Sondern auch, weil zur mediterranen Speisekultur die südeuropäische Geselligkeit und Lebensfreude gehören. „Das gemeinsame Essen ist eines der Fundamente der Identität und des kulturellen Fortbestehens der Gesellschaften am Mittelmeer“, schreibt die Unesco.
Nach dem Essen noch für Gespräche am Tisch sitzen zu bleiben – in Spanien gehört das zum guten Ton. Mediterran und gesund leben, das ist halt mehr als nur gute Ernährung, betonen spanische Wissenschaftler. Es sei auch eine Philosophie, zu der nicht nur Diätregeln gehörten, sondern auch eine weitere Lebenskunst: das Entspannen und Genießen.
Zur Entspannung trägt natürlich auch die berühmte Siesta bei. Oftmals kritisiert, hält sich die lange Mittagspause hartnäckig. Es gibt eben nichts, was man nicht noch am Nachmittag erledigen könnte.