Hamburg. Autor Matthias Matussek feierte Geburtstag mit alten Weggefährten und Mitgliedern der rechten Szene. Nur ein Gast äußerte sich dazu.

In der Nacht zum Montag, so gegen 1.30 Uhr, war für Matthias Matussek die Welt noch in Ordnung: „Offenbar ist mir die Party des Jahres gelungen“, schrieb der zuletzt durch äußerst rechtes Gedankengut aufgefallene Hamburger Publizist beseelt auf Facebook. „Für die nächste Geburtstagsfeier werde ich das ICC (gemeint ist das Internationale Congress Centrum Berlin) anmieten, um all die Frustrierten, die nicht eingeladen waren, zufriedenzustellen.“

Nur eine Stunde später hatte sich seine Gemütslage deutlich verändert. Eine Schlagzeile auf bild.de, die Matusseks Party anlässlich seines 65. Geburtstags zum Thema hatte, erregte sein Missfallen. Sie ziele „auf den sozialen Abschuss“, schrieb er ebenfalls auf Facebook. „Nicht nur meinen, sondern den meiner Familie, meiner Freunde ...“

Verurteilter Rechtsextremer war bei Matussek zu Gast

„Verurteilter Rechtsextremer bei Geburtstag von Bestsellerautor Matussek“, hatten die Kollegen vom Boulevard getitelt – und hatten damit absolut recht. Unter Matusseks Gästen war auch der rechtskräftig wegen Körperverletzung verurteilte Neonazi Mario Müller, einst Mitglied der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“, heute einer der führenden Köpfe der rechtsextremen „Identitären Bewegung“.

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Der Rechtsextremist feierte bei Matussek mit der Crème de la Crème der deutschen Medienszene: ARD-Moderator Reinhold Beckmann war ebenso zugegen wie „Bild“-Kolumnist Franz-Josef Wagner, die einstigen Feuilleton-Chefs von „Zeit“ und „Focus“, Ulrich Greiner und Stephan Sattler, sowie „Stern“-Autor Jochen Siemens. Zudem waren drei „Spiegel“-Redakteure Matusseks Gäste, unter ihnen der preisgekrönte Reporter Alexander Smoltzcyk und der viel gelesene Kolumnist Jan Fleischhauer.

Erika Steinbach und Gauland-Referent feierten mit

Diese alten Weggefährten trafen bei Matussek, einst angesehener Reporter bei „Stern“, „Spiegel“ und „Welt“, auf dessen neue Freunde. Etwa auf die Vorsitzende der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung, Erika Steinbach. Oder Michael Klonovsky, persönlicher Referent von Alexander Gauland, dem Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion. Dabei war auch Dieter Stein, Gründer der rechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“.

Feinsinnigere Gemüter hätten wohl schon Probleme, mit Matusseks neuen Freunden aus dem rechtspopulistischen und deutschnationalen Lager zu feiern. Doch zum Tabubruch wurde die Geburtstagsfeier vor allem durch die Anwesenheit des Rechtsextremisten Müller, den der Gastgeber auf Facebook „meinen identitären Freund Mario“ nennt.

„Bei Matthias muss man mit allem rechnen“

War vorherzusehen, dass Matussek auch einen Neonazi einladen würde? „Bei Matthias muss man mit allem rechnen“, sagt einer seiner alten Freunde, der auch bei der Party war. Aus seiner Sympathie für die „Identitäre Bewegung“ macht der Publizist schon lange keinen Hehl. Spätestens seit er sich vor einem Jahr vor dem Dammtor-Bahnhof auf eine Bierkiste stellte und vor 200 Rechtsradikalen „Lügenpresse“ skandierte, müsste jeder wissen, wes Geistes Kind er ist.

Insofern ist der Satz schwer nachzuvollziehen, ihm sei „nicht ganz klar“ gewesen, „in welcher Gesellschaft er da tatsächlich seinen Geburtstag feiern würde“, mit dem Reinhold Beckmann im Nachhinein seine Anwesenheit auf Matusseks Party begründete. Der Moderator sagte aber auch: „Ich hätte dort nicht hingehen sollen.“ Er habe als „vergiftetes Geschenk“ dem Gastgeber einen umgedichteten Bob-Dylan-Song vorgesungen, in dem es heißt: „Ein trauriger Mann mit traurigem Geist, niemand mehr da, alle längst abgereist ...“ Der Jubilar bemerkte das Gift nicht und schrieb auf Facebook etwas von einem „glänzenden Ständchen“ Beckmanns.

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Der ARD-Mann ist der einzige Gast, der bereit ist, sich offen zu der Feier zu äußern.