Hamburg. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft verkündet, wie viele Badetote es 2018 gab – es gibt einen deutlichen Anstieg zum Vorjahr.

Im vergangenen Sommer ist die Zahl der Verunglückten in Deutschland durch Badeunfälle besonders hoch gewesen. Mindestens 504 Menschen seien ums Leben gekommen, gab die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) am Donnerstag in Hamburg bekannt. Das waren den Angaben zufolge 100 mehr als 2017, allerdings immer noch 33 weniger als 2016.

Die Zahl der ertrunkenen Kinder und Jugendlichen unter 20 Jahren ist besonders stark gestiegen – um 38 Prozent. Unter den 71 Todesopfern dieser Altersgruppe waren 26 Kinder im Vor- und Grundschulalter.

Den Anstieg um fast 20 Prozent mit dem herausragenden Sommer zu erklären, sei zu einfach, sagte DLRG-Präsident Achim Haag. Es könnten leider nicht alle Menschen schwimmen, viele überschätzten sich oder unterschätzten die Gefahren in Gewässern. 407 Badetote waren männlich, 92 weiblich. Bei den übrigen Todesfällen konnte die DLRG das Geschlecht nicht klären.

DLRG: Eltern müssen immer „in Griffnähe“ ihrer Kinder sein

Mit Blick auf die Statistik sagte DLRG-Sprecher Achim Wiese: „Ertrinken scheint ein männliches Problem zu sein.“ Die meisten tödlichen Badeunfälle ereigneten sich an Flüssen und Seen. An Nord- und Ostsee starben 25 Menschen, drei weniger als 2017. Das waren nur knapp 5 Prozent aller Badetoten.

Die ehrenamtliche Arbeit der Rettungsschwimmer in den Seebädern habe sich ausgezahlt, sagte Haag. An den Stränden der Ostsee zählte die DLRG 21 Opfer, an der Nordsee 4. Im Vergleich der Bundesländer hatte Bayern mit 89 erneut die meisten Badetoten. Es folgten mit deutlichem Abstand Nordrhein-Westfalen mit 63 und Niedersachsen mit 61.

„Ertrinken ist ein sehr leiser Vorgang“, sagt der Verbandssprecher der DLRG, Frank Villmow. Kinder gehen ins Wasser, plötzlich kommt eine tiefe Stelle – und sie sind verschwunden. Eltern müssten beim Baden immer „in Griffnähe“ ihrer Kinder sein, die noch nicht schwimmen können, betont der Retter mit jahrzehntelanger Erfahrung.

Zahl der Nichtschwimmer an Grundschulen stark gestiegen

Im Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern wurden 31 Todesopfer gezählt, eines weniger als im Vorjahr. In Schleswig-Holstein kamen 18 Badende ums Leben, in Hamburg 16 und Bremen 9. Die DLRG sieht die Schließung von Schwimmbädern als großes Problem, weil Gelegenheiten zum Schwimmenlernen verloren gingen.

Die Zahl der Bäder in Westdeutschland sei von rund 7800 im Jahr 2000 auf 6500 im Jahr 2017 gesunken. Die Zahl der Grundschüler, die nicht sicher schwimmen könnten, sei nach repräsentativen Studien des Instituts Forsa von 50 Prozent im Jahr 2010 auf 59 Prozent im Jahr 2017 gestiegen.

Mit einer Online-Petition fordert die DLRG einen bundesweiten Masterplan zum Erhalt der Bäder. Unbewachte Badestellen hält der Verband für besonders gefährlich.

Über 55-Jährige gelten als Risikogruppe

Die Kommunen dürften das Baden an Flüssen und Seen nicht einfach erlauben. Sie müssten zuvor eine Gefahrenanalyse erstellen lassen und gegebenenfalls Geld für eine Rettungsstation ausgeben, sagte DLRG-Sprecher Wiese. Allerdings garantiert die Anwesenheit von Rettungsschwimmern keine absolute Sicherheit.

Im vergangenen Jahr ertranken in Frei-, Hallen- und Naturbädern 29 Menschen. Im Vorjahr waren es nur 12. Für ihre Statistiken wertet die Hilfsorganisation vor allem Pressemeldungen aus. Darum kann die tatsächliche Zahl der Ertrunkenen noch höher liegen. Allerdings können gerade bei Älteren auch Krankheiten wie Herzinfarkt eine Todesursache sein.

Die über 55-Jährigen gelten bei der DLRG als Risikogruppe. 203 Todesopfer (40 Prozent) gehörten in diese Altersklasse. Besonders oft verunglückten beim Baden auch Asylbewerber. Im vergangenen Jahr starben 33 Flüchtlinge, nach 23 im Vorjahr. Fast alle seien Nichtschwimmer gewesen, sagte Haag. (dpa/tan/mbr)