Berlin . Schmalztolle und Schicksalsschläge, Ruhm und Flops: Zum 65. Geburtstag blickt Schauspieler John Travolta auf bewegte Jahrzehnte zurück.
Ende der 70er-Jahre tanzte die Welt zu Disco-Beats und in funkelnden Reflexionen der Spiegelglaskugel konnte ein Niemand zu einem Star werden, solange er gut aussah, die Frisur saß und er zu tanzen wusste. Das ist auch die Geschichte von „Saturday Night Fever“, der Film, der John Travolta 1977 zum König des Disco-Universums machte.
„Bist du im Bett ebenso gut wie auf der Tanzfläche?“, fragt eine Verehrerin Travoltas Filmfigur Tony Manero. Travolta, der Sohn eines italienischen Vaters und einer irischen Mutter aus New Jersey, spielte bis dahin in einer Seifenoper und dem Horrorfilm „Carrie“. Jetzt wurde er mit seinem markanten Kinngrübchen und seiner schwarzen Haartolle zum Sexsymbol und bekam seine erste Oscarnominierung.
Am 18. Februar wird John Travolta 65 Jahre alt, und wieder redet man über seine Frisur – beziehungsweise die Abwesenheit einer Frisur. Endlich bekennt sich der Schauspieler zu seiner Glatze, die er bisher unter Toupets verborgen hatte. „Das Leben ist nun einfacher“, sagte der Hollywood-Star in der TV-Sendung „Extra“, dabei glänzte sein Schädel im Scheinwerferlicht. „Ich freue mich über die vielen Reaktionen.“ Nach dem Glatzen-Outing durchbrach seine Abonnentenzahl auf Instagram die Millionen-Marke.
Bereits die neunte Nominierung für die „Goldene Himbeere“
Beruflich allerdings läuft es derzeit mäßig für Travolta. Zwar spielte er in der Erfolgsserie „American Crime Story“, für sein verzetteltes Mafia-Drama „Gotti“ aber ist er gerade als schlechtester Schauspieler für die Goldene Himbeere nominiert; es ist schon seine neunte Nominierung für den Spottpreis.
Er wird es verschmerzen, Travolta ist es gewohnt, einzustecken. Nachdem er 1978 an der Seite von Olivia Newton-John mit dem Musical-Film „Grease“ einen weiteren Kinoknüller landete, kamen die 80er. Disco war aus der Mode und damit Travolta als Ikone der Bewegung. Hollywood ließ ihn nach mehreren Flops schmählich fallen.
Comeback als Gangster in „Pulp Fiction“
Bei Scientology fühlte Travolta sich aufgefangen, bis heute gilt er neben Tom Cruise als Aushängeschild der Sekte. 1989 landete er mit der Komödie „Kuck mal, wer da spricht!“ endlich wieder einen Hit, aber das ganz große Comeback gelang ihm 1994 als Schmierlapp-Gangster in Quentin Tarantinos Kultfilm „Pulp Fiction“, eine Rolle, für die er mit einer zweiten Oscarnominierung belohnt wurde.
Diese Promis sind Scientology-Mitglieder
Privat führt er schon als junger Mann ein eher zurückgezogenes Leben: „Ich habe mich immer mehr für Ruhe als fürs Rampenlicht interessiert“, erklärte er einmal. Seine Leidenschaft gilt dem Fliegen. Er lässt sich zum Piloten ausbilden. 1991 heiratet er die Schauspielerin Kelly Preston, die drei Kinder von ihm bekommt. Bis heute führen sie eine anscheinend krisenfreie Ehe. „Nur wenn ich sie in meiner Nähe habe, fühle ich mich ruhig und sicher. Ohne sie bin ich nicht ich selbst“, sagt er.
Mann mit Geheimnissen
Und dennoch gilt John Travolta als Mann mit Geheimnissen. Mal klagten Masseure über unsittliche Annäherungen, mal gab es Enthüllungsgeschichten über eine Affäre mit einem Pornodarsteller oder Besuche in Männersaunen. Diesbezügliche Prozesse verliefen im Sande.
2006 tauchte ein Foto auf, auf dem er vor seinem Privatjet einen Angestellten auf den Mund küsst. „Wir wissen es doch alle und es kümmert uns nicht“, sagte „Stars Wars“-Prinzessin Carrie Fisher einmal in einem Interview. „Schauen Sie, es tut mir leid, dass er sich damit unwohl fühlt.“
Sohn stirbt im Alter von 16 Jahren
Verheimlicht hat Travolta lange die Autismus-Erkrankung seines Sohnes Jett. Der 16-Jährige starb 2009 während eines gemeinsamen Urlaubs auf den Bahamas bei einem Krampfanfall. Travolta verklagte einen Sanitäter wegen Erpressung. Der Mann soll 25 Millionen Dollar verlangt haben, um Informationen zurückzuhalten, die eine Mitschuld Travoltas beweisen würden. Travolta hätte es zunächst abgelehnt, den Jungen in ein Krankenhaus bringen zu lassen, heißt es. Der Prozess platzte.
2010 kommt dann wieder eine gute Nachricht: Preston bringt mit 48 Jahren Söhnchen Benjamin zur Welt. Die gemeinsame Tochter Ella Bleu ist jetzt bereits 18 Jahre alt – und strebt ebenfalls eine Hollywoodkarriere an. Vater und Tochter drehten kürzlich gemeinsam den Thriller „The Poison Rose“. Er wolle ihr auf keinen Fall von dieser Karriere abraten, sagte er jetzt in einer Talkshow. Künstler hätten das beste Leben, sagte Travolta. „Wir haben die goldene Eintrittskarte für die Welt – warum sollte man das jemandem vorenthalten?“